Es sind Taten wie diese, die vom neuen Führungsstil an der Spitze von Volvo Car Austria zeugen. Ein Termin in der Importeurszentrale, irgendwann im Juni: "Wir erzählen Ihnen von unseren Plänen, so wie wir auch alle Partner frühzeitig einbinden. Aber Sie müssen versprechen, dass vor Mitte Juli nichts rausgehen wird", sagt Melisa Seleskovic, die seit Februar an der Spitze der schwedischen Marke in Österreich steht. Warum gerade Mitte Juli?"Am 14.7. haben wir unser letztes Gespräch mit einem Händler. Wir wollten das immer fair und persönlich machen, nicht per E-Mail oder in einer Telefonkonferenz."

Mittlerweile sind alle Händler über das informiert, was auf sie zukommen wird. Hintergrund der Maßnahme: "Wir steigen frühestens 2026 auf das Omni-Channel-Vertriebsmodell um", sagt Jürgen Anlauf, der seit 2016 bei Volvo arbeitet und im Juni zum Head of Business&Retailer Development aufgestiegen ist. "Das genaue Datum ist noch nicht in Stein gemeißelt." Was das bedeutet?"Die Kunden können Neuwagen entweder wie bisher beim Händler kaufen -oder direkt bei uns", sagen Seleskovic und Anlauf. Österreich ist aber hier keineswegs Testmarkt (wie etwa bei Mercedes vor 2 Jahren oder demnächst bei den Stellantis-Marken), denn in Großbritannien wurde das Modell bereits am 1. Juni 2023 gestartet. Andere große Märkte werden folgen. Österreich kommt also erst in einer weiteren Welle dran.

Bereits in den vergangenen Jahren hat Volvo inÖsterreich "Netzwerkpflege" betrieben und das Netz leicht reduziert, doch nun muss noch einmal "nachgeschärft" werden, wie es heißt: Derzeit hat Volvo in Österreich 26 Vertragspartner mit 29 Standorten, die alle im Service verbleiben sollen. Doch die Zahl der Händler, die auch Neuwagen verkaufen, wird sich künftig um ein Drittel reduzieren. Die effektiven Kündigungen werden mit Ende 2023 ausgesprochen.

Individuelle Lösung mit jedem Händler
Seleskovic sagt es deutlich: "Auf die Händler kommen durch den Wechsel in Richtung vollelektrische Fahrzeuge höhere Kosten zu. Aber wegen der geringeren Margen wären einige durch ihre geografische Position und ihr künftig niedrigeres Neuwagen-Volumen nicht in der Lage, Profit zu machen. Davor wollen wir unser Händlernetz schützen."Das gelte vor allem für jene Partner mit aktuell weniger als 50 Fahrzeugen pro Jahr. "Wir suchen mit jedem Händler eine individuelle Lösung hinsichtlich Ausgleich und Investitionen", heißt es beim Importeur. Seleskovic betont: "Es ist auch für uns keine einfache Situation, nachdem wir alles gemeinsam aufgebaut haben. Einen Schlussstrich im Vertriebsbereich zu setzen, tut immer weh." Namen zu den betroffenen Händlern will man beim Importeur nicht nennen: Doch fix ist, dass in jedem Bundesland zumindest 1 Volvo-Vertriebspartner bestehen bleibt.