Ein bisschen ist er in Stuttgart-Feuerbach noch spürbar, der Geist von Robert Bosch: Schließlich war es der Firmengründer selbst, der den Grundstein für diese Fabrik legte – im Jahr 1909 wurde hier mit der Fertigung begonnen. Jetzt, viele Generationen an technischen Innovationen später (etwa ab 1997 mit dem Common-Rail-System) startet im Norden der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Serienfertigung jenes Antriebssystems, das die Zukunft revolutionieren soll.

Es sind Brennstoffzellen-Stacks, die vor allem für Schwer-Lkws geeignet sind. Jeder Stack besteht, vereinfacht gesagt, aus 455 Brennstoffzellen, in denen eine elektrochemische Reaktion entsteht: Wasserstoff (H2) reagiert mit Luftsauerstoff – und auf diese Weise entsteht elektrischer Strom und Wasser. Mit dem Strom wird dann der Schwer-Lkw angetrieben.

Zwei dieser Stacks mit jeweils 100 kW an nominaler Leistung reichen, um einen 40-Tonner zu bewegen, für Fahrten im Gebirge (etwa über den Brenner) liefert eine 2x80 kW große Batterie zusätzlichen Strom. Für 800 Kilometer Reichweite reichen die Tanks, die 75 Kilogramm Wasserstoff enthalten; die Betankung dauert 20 Minuten.

Neben der Fertigung in Deutschland (mit Komponenten aus Homburg und Bamberg) gibt es auch in China ein Brennstoffzellenwerk von Bosch; in etwa 5 Jahren soll ein weiteres in South Carolina (USA) entstehen. Als erstes Serienfahrzeug wird der Iveco Heavy Duty FECV mit diesem Antriebssystem auf die Straße kommen, und das noch heuer.

Deutlich weiter ist man schon in China: Hier laufen bereits rund 500 Lkws, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Angesichts des enormen Fortschritts in China, aber auch in den USA, rief Bosch-Chef Dr. Stefan Hartung am 13. Juli die EU auf, möglichst rasch „den Turbo zu starten“: Weitere Förderungen für die Forschung und Entwicklung seien eine „Jahrhundertaufgabe“, so Hartung: „Europa hat zwar große Ambitionen, jedoch sehe ich große Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit.“

Europa sollte möglichst rasch Partnerschaften mit anderen Kontinenten – etwa Afrika – aufbauen, wo Wasserstoff mittels Sonnen- und Windenergie kostengünstig hergestellt werden könne. Aber auch für das Tankstellennetz für Wasserstoff müsse es Förderungen geben: „Ohne diese Rahmenbedingungen wird es nicht gehen. Europa muss nicht nur H2-ready, sondern H2-competitive sein. Es ist höchste Zeit für einen Sprint!“  

Ohne Wasserstoff werde es keine Klimaneutralität geben, sagte Hartung. Bis 2030 will Bosch mit der Wasserstoff-Technologie 5 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr generieren, bereits jetzt sind rund 3.000 Bosch-Beschäftigte weltweit mit dem Thema Wasserstoff beschäftigt (viele davon aus Bereichen in der Verbrenner-Sparte, die weniger wichtig geworden sind).

Für das komplette Brennstoffzellen-System von Bosch gibt es bisher 4 Aufträge von Herstellern; dazu kommen auch Firmen, die nur einzelne Komponenten ankaufen.

Übrigens sind auch die Bosch-Standorte in Österreich beteiligt: In Linz werden Tank- und Einblasventile sowie Stacks für Elektrolyseure entwickelt, mit denen „grüner“ Wasserstoff hergestellt werden kann. In Hallein entwickelt man neue Einspritzsysteme für alternative Kraftstoffe (wie etwa Wasserstoff) für Großmotoren, und in Wien forscht man an Software- und Hardware-Lösungen für alle Antriebsarten im Pkw, also auch an Wasserstoff.

In Pkws werden die Brennstoffzellen allerdings wohl nicht relevant sein, meint Hartung: „Hier werden in den meisten Gegenden der Welt wohl die batterieelektrischen Antriebe dominant sein.“