AUTO-Information: Machen wir einen Rückblick: Wie sind Sie zufrieden, und was waren für Sie die wichtigsten Punkte im -vergangenen Jahr? 

Mag. Gregor Strassl: Sehr wichtig war für uns die Händlerzufriedenheit, wie sie im „Händlerradar“ im November dokumentiert wurde: Mitsubishi ist auf dem 1. Rang aller Hersteller und Hyundai bei den großen Marken ganz vorn mit dabei. Das sind Dinge, die uns als Denzel Team eine große Freude bereiten. Und auch wenn es dazu keine eigene Statistik gibt, höre ich, dass die Händler auch mit Auto Plus und der Denzelbank sehr zufrieden sind. Der zweite Punkt betrifft Hyundai: Wir haben bei der Händlertagung im Dezember 2018 gesagt, dass Hyundai eine gewaltige Innovationsgeschwindigkeit und Innovationskraft hat. Damals haben wir eine höhere Umsatzrendite versprochen, was zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so gegeben war. Seither haben wir die Umsatzrendite für die Händler durch eine Fülle von Maßnahmen gesteigert, und sie ist kontinuierlich gestiegen. Auch 2022 war sie sehr gut und weit über dem Branchendurchschnitt.

Wie zufrieden sind Sie mit den neuen Marken, die zu den etablierten Herstellern Mitsubishi und Hyundai hinzugekommen sind?

Strassl: Wir hatten 2022 das erste Volljahr bei MG und haben in den vergangenen 6 Monaten stets mehr als 1 Prozent Marktanteil erreicht. Das ist wirklich motivierend, vor allem, weil das Team in Windeseile ein Super-Netz von 35 Händlern aufgestellt hat. Bei BYD sind wir ja erst vor einigen Monaten gestartet. Wir glauben, dass beide Marken großes Potenzial haben, denn immerhin verfolgen wir sie seit dem Jahr 2006 und haben schon 2007 einen ersten Importvertrag mit BYD unterschrieben, der dann aber nicht zustande gekommen ist, weil die Chinesen gewartet haben, bis sie mit den Elektroautos in Europa durchstarten können. Bei BYD gibt es einen regen Zuspruch an -Händlern. Es ist erfreulich, dass uns die Händler vertrauen – und wir werden alles tun, dass wir dieses Vertrauen rechtfertigen, soweit es in unserer Macht steht. Wir trauen sowohl BYD als auch MG mittelfristig 3 Prozent Marktanteil zu.

Die Marke Maxus, die Denzel ebenfalls neu im Portfolio hat, haben wir noch gar nicht erwähnt.

Strassl: Maxus gehört wie MG zum SAIC-Konzern. SAIC produziert 5,5 Millionen Autos pro Jahr, das sollte man nicht vergessen. Auch die Marke Maxus, die neben Klein-Lkws auch Schwerst-Lkws herstellt, verfolgen wir schon seit 2006. Wir hätten die Fahrzeuge auch gerne schon vorher importiert, doch es wurde immer wieder verschoben, bis die Elektromobilität so weit ist. 2022 war Maxus noch stark von den Liefereinschränkungen betroffen, jetzt ist man gut lieferbar.

Denzel ist aber nicht nur Importeur, sondern auch im Retail tätig: Werden noch weitere Marken -hinzukommen?

Strassl: Wir haben voriges Jahr unsere Partnerschaft mit BMW vertieft, indem wir ein Autohaus in Krems übernommen haben. Das passt gut zu uns, denn für BMW sind wir schon seit 1934 tätig. Gleichzeitig freuen wir uns sehr, dass wir Ford-Partner und Toyota-Händler werden konnten. Zwei erstklassige Hersteller. Bei Volvo sehen wir mit dem neuen -Österreich-Management gute Zukunftschancen, und Jaguar Land Rover hat unlängst eine ganz neue -Europastrategie vorgestellt. Wir haben jetzt 20 Marken und sind damit relativ breit aufgestellt. Wir haben da keine weiteren Pläne, da wir den Mainstream ebenso gut abdecken wie das Luxussegment und die leichten Nutzfahrzeuge.

2022 war wieder ein Jahr, in dem weniger Neuwagen verkauft wurden. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Strassl: Wir sehen die Marktentwicklung nicht ganz ohne Sorge, denn 2022 war bereits das dritte Jahr in Folge, in dem der Markt geschrumpft ist. Jahrelang hatten wir zwischen 300.000 und 330.000 Neuzulassungen, dann 248.000, 239.000 und 215.000. Das bedeutet, dass wir die Autos, die wir nicht verkauft haben, auch nicht servicieren werden, dass sie keine Reifen und keine Werkstatt- oder Karosseriedienstleistung brauchen. Das beschäftigt mich als Branchen-Vertreter schon! Der Markt ist heuer höher, wie wir an den Neuzulassungszahlen erkennen können. Doch das läuft auch aufgrund der Backorders und nicht nur aufgrund der neuen Kaufabschlüsse. Man merkt, dass die Finanzierung für einen Teil der Privatkunden schwieriger ist. Die Notenbanken erhöhen weltweit die Zinsen, um die Konjunktur zu dämpfen und die Inflation zurückzudrängen.
Diese Maßnahmen kommen zeitverzögert in der Realwirtschaft an: Der Zinssatz beim Leasing liegt nun bei 8 bis 9 Prozent, wobei er vor einigen Monaten noch die Hälfte davon betragen hat.

Was bedeutet das für den Fahrzeugverkauf in den kommenden Monaten?

Strassl: In Summe ist unsere Branche mit einem „zweiköpfigen Eisberg“ konfrontiert: Auf der einen Seite die massiv gestiegenen Lohnkosten von 7 Prozent, wobei die Neueinstellungen noch höher liegen als dieser Wert, weil es so wenig Personal gibt. Dazu kommen noch die massiv höheren Energiekosten: Die Preise für Strom und Gas sind zwar im Vergleich mit dem Höchststand im August 2022 wieder zurückgegangen, doch verglichen mit dem Jänner 2022, also vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, sind sie noch immer sehr hoch, teilweise ist es das Dreifache von damals. Nicht zu vergessen die höheren Zinskosten für das Lager und die gestiegenen Mietkosten. Auf der anderen Seite lösen sich die Probleme mit den Lieferketten auf: Das ist zwar in vielerlei Hinsicht positiv, doch auf die Marge kommt wieder Druck. Wir benötigen verstärkte Werbeinvestitionen, und auch die Nachlasspolitik wird wieder verschärft. Aber dennoch ist der Markt schwach.

Mit wie vielen Neuzulassungen rechnen Sie heuer?

Strassl: Ob 230.000 oder 250.000 – es wird in jedem Fall wieder ein schwacher Markt sein. Und selbst wenn er bei 270.000 wäre …

Denzel hat vor wenigen Monaten das BMW-Autohaus Auer in Krems übernommen: Wird es weitere Ankäufe geben?

Strassl: Wir verfolgen keinen strukturierten Plan. Aber die Konsolidierung in unserer Branche bringt immer in irgendeiner Form eine Bewegung.

Planen Sie mit zusätzlichen chinesischen Marken im Import?

Strassl: Aus China werden noch 10 weitere Marken nach Europa kommen, sodass zukünftig 15 bis 20 chinesische Hersteller in Europa vertreten sein werden.
Man darf sie bei der Elektromobilität nicht unterschätzen, nicht nur was die Technologie betrifft, sondern auch den Zugang zu den Rohstoff--Ressourcen. Wir bei Denzel wägen weitere Aktivitäten sehr sorgfältig ab.

Wie viele chinesische Marken werden mittelfristig überleben?

Strassl: Es ist zu erwarten, dass die chinesische Autoindustrie in Europa ihren Marktanteil finden wird: Vor 45 Jahren kamen 7 japanische Marken nach Europa, vor 30 Jahren kamen 4 koreanische Hersteller. Nun stehen circa 20 chinesische Marken vor dem Europa-Eintritt.
Das wird Marktveränderungen mit sich bringen. Es werden aber sicher mehr kommen, als am Ende dauerhaft überleben. Welche und wie viele langfristig erfolgreich sein werden, kann niemand vorhersagen.

Aber Sie sind sicher, dass Ihre Marken dabei sein werden …

Strassl: Wir haben gut überlegt, welcher Hersteller das Potenzial hat, langfristig erfolgreich zu sein. Seit 2006 waren wir jedes Jahr mehrfach in China – und BYD sowie der SAIC-Konzern standen von Anfang an auf unserer Shortlist.

 

In der AUTO Information lesen Sie jede Woche ein Top-Interview. Testen Sie die AUTO Information (auch als App) und senden Sie eine Nachricht an uschi.ernst@awverlag.at