Das Agenturmodell ist seit einigen Jahren in aller Munde. Mancher Hersteller hat den Wechsel bereits vollzogen, andere befinden sich derzeit in der Umstellung und für wieder andere ist diese Vertriebsart – zumindest derzeit – überhaupt kein Thema. Um einen Überblick über die verschiedenen Fahrpläne zu erhalten, haben wir bei den Herstellern direkt nachgefragt. Dabei zeigt sich: So unterschiedlich wie die Fahrzeuge der Autobauer sind, so unterschiedlich sind auch die Pläne in Sachen Agenturvertrieb. Wenngleich sich immer noch einige Hersteller zum klassischen Vertriebssystem bekennen, so zeigt sich doch ein Trend in Richtung Agenten, wie die folgende Tabelle erkennen lässt. 

Diese Fragen haben wir den Herstellern gestellt: 

1. Wie ist der aktuelle Status der Händlerverträge: „Keine Änderung geplant“ / „Kündigung vor Kurzem erfolgt“ / „Kündigung/Änderung in den nächsten drei Jahren geplant“

2. Welches Vertriebssystem ist für die nahe Zukunft geplant (Änderung in den nächsten drei Jahren): klassisches Vertriebssystem/Agenturvertrieb/reiner Direktvertrieb?

3. Falls ein Agenturvertrieb geplant ist: Wann wird dieser umgesetzt?

4. Gibt es derzeit ein zweistufiges Vertriebssystem (Unterhändler, B-Handel, Agenten des Händlers etc.) und wird es das auch in Zukunft geben?

Direkt zum passenden Absatz:
Audi
BMW / Mini
BYD
Ford
Honda
Hyundai
Land Rover / Jaguar
Kia
Mazda
Mercedes
MG / MAXUS
Nissan
Polestar
Porsche
Renault / Alpine / Dacia
Seat / Cupra
Skoda
smart
Stellantis Konzernmarken
Subaru
Suzuki
Toyota / Lexus
Volvo
Volkswagen

Audi

1. Aktuell gibt es bei Audi keine gekündigten Verträge.

2. Die zukünftige Ausrichtung wird mit den Händlern besprochen. Aktuell keine Agentur geplant.

3. Aktuell ist keine Agentur geplant.

4. Nein, Audi arbeitet im einstufigen System.

BMW / Mini

1. Den Laufzeiten der aktuellen Vertriebsverträge entsprechend, steht turnusgemäß eine Anpassung an. Auf diese Weise können wir die Verträge und damit das Vertriebsnetzwerk den Entwicklungen der jeweiligen Märkte und Umfeldbedingungen anpassen. Eine solche turnusgemäße Anpassung würde im europäischen Vertriebsnetzwerk ohnehin erfolgen, unabhängig von der Ausgestaltung des neuen geplanten Agenturmodells. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine Aussagen zu Vertragsdetails oder der Situation einzelner Vertriebspartner tätigen können.

2. Die BMW Group strebt gemeinsam mit ihren Vertriebspartnern stets das beste Premium-Kundenerlebnis an. Deshalb wollen wir sich ändernden Kundenerwartungen, der voranschreitenden Digitalisierung und dem Ausbau des Online-Verkaufs von Fahrzeugen Rechnung tragen. Vor diesem Hintergrund sehen wir für uns die Zukunft in einem Agenturmodell für Europa. Dieses gestalten wir seit einigen Monaten gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern aus, denn sie sind auch künftig das Rückgrat unseres Vertriebserfolgs. Mit dieser Neuausrichtung wollen wir den nachhaltigen, erfolgreichen und profitablen Vertrieb der BMW Group sicherstellen Im Rahmen unserer Vertriebs- und Marketingstrategie konzentrieren wir uns dabei auf eine enge Kundenbindung und ein nahtloses, durchgängiges physisches und insbesondere auch digitales Premium-Kundenerlebnis. Dies kommt allen Beteiligten zugute: der BMW Group, unseren Vertriebspartnern und unseren Kunden.

3. Zunächst steht für uns die gemeinsame, partnerschaftliche Ausgestaltung unseres künftigen Direktvertriebsmodells mit unseren Händlern im Vordergrund. Die Implementierung wird zeitlich gestaffelt nach Marken erfolgen: Starten werden wir das neue Vertriebsmodell im MINI Netzwerk im Jahr 2024, für den Vertrieb der Marke BMW planen wir 2026.

4. Mit dem neuen Agenturmodell wird das heutige vertragshändlerbasierte Wholesale-Vertriebsmodell für Neufahrzeuge und Junge Gebrauchte der BMW Group auf ein partnerschaftliches Agenturmodell umgestellt. Dieses gestalten wir seit einigen Monaten gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern aus, denn sie sind auch künftig das Rückgrat unseres Vertriebserfolgs. Zunächst steht für uns die gemeinsame, partnerschaftliche Ausgestaltung unseres künftigen Direktvertriebsmodells mit unseren Händlern im Vordergrund. Weitere Details zu Umfang und Zeitpunkt werden wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben.

BYD

1. Keine Änderung geplant.

2. Klassisches Vertriebssystem in Kombination mit Direktvertrieb im BYD Pioneer Store sowie online.

3. Nicht geplant.

4. Wir haben ein 1-stufiges Händlernetz und vergeben immer Verkauf- und Servicevertrag gemeinsam. Aktuell ist keine Änderung dieser Strategie geplant.

Ford

1. Kündigung vor Kurzem erfolgt.

2. Stufenvertrag zum Agenturvertrag (klassisches Vertriebssystem am Weg zum Agenturvertrieb).

3. Voraussichtlich 2030.

4. Zweistufiges Vertriebssystem vorhanden und wird beibehalten.

Honda

1. Aktuell keine Änderungen geplant.

2. Derzeit klassisches Vertriebssystem.

3. -

4. Kein zweistufiges Vertriebssystem.

Hyundai

1. Seitens Hyundai Motor Europe stehen zurzeit weder Updates zu den Standards noch eventuell neue Verträge zur Verfügung. Etwaige Updates erfolgen wahrscheinlich im Mai.

2. Klassisches Vertriebssystem.

3. Aus derzeitiger Sicht ist kein Agenturvertrieb geplant.

4. Wir verfügen derzeit über ein zweistufiges Netz und das wird auch in Zukunft so fortgesetzt.

Jaguar / Land Rover

1. Es sind aktuell keine Änderung geplant und die Handelspartner sind über die nächsten Schritte informiert. (Nämlich dass Jaguar auf einen Agenturvertrieb umstellen wird ab 2025 – siehe auch unten.)

2. Jaguar wird mit der Neupositionierung der Marke auf einen Agenturvertrieb umgestellt. Land Rover bleibt beim klassischen Vertriebssystem.

3. Jaguar wird 2025 mit einem Agenturvertrieb starten.

4. Jaguar und Land Rover haben jeweils ein einstufiges Vertriebssystem.

Kia 

1. Neue Verträge mit Kia-Partnern treten mit Anfang 2024 in Kraft.

2. Kia bleibt beim klassischen Vertriebssystem mit Option auf Online Sales.

3. Agenturvertrieb ist in Zukunft nicht geplant.

4. Bestehende Subhändler werden weitergeführt.

Mazda

1. Eine Änderung der Händlerverträge ist bei Mazda aktuell nicht geplant.

2. Mazda setzt weiter auf das klassische Vertriebsmodell mit Händlerpartnern und Subhändlern. Ein Agenturmodell ist derzeit kein Thema.

3. Siehe Frage 2

4. Das derzeitige zweistufige Vertriebssystem mit Haupthändlern und angeschlossenen Vertriebspartnern soll bei Mazda auch mittelfristig fortgeführt werden.

Mercedes

1. Umstellung auf Direktvertrieb von Neufahrzeugen im Jahr 2021 erfolgt.

2. Siehe Frage 1

3. Bereits 2021 umgesetzt.

4. -

MG / MAXUS

1. Keine Änderungen geplant.

2. Klassisches Vertriebssystem.

3. Kein Agentursystem in Planung.

4. Das Vertriebsnetz von MAXUS Motors in Österreich ist einstufig. Am Bekenntnis zum stationären Handel halten wir unverändert fest. 
Das Vertriebsnetz von MG Motor in Österreich ist seit Markteintritt Anfang 2021 einstufig. Mit aktuell 35 MG HändlerpartnerInnen decken wir den österreichischen Markt gut ab und bieten für unsere KundInnen beste Beratungs- und Servicekompetenz. Am Bekenntnis zum stationären Handel halten wir selbstverständlich unverändert fest. 

Nissan

1. Aktueller Status: klassisches Vertriebssystem.

2. Derzeit sind keine Änderungen geplant.

3. -

4. Derzeit gibt es bei der Marke Nissan ein zweistufiges Händlernetz.

Polestar

1. Keine Änderung geplant.

2. Bleibt bei digitalem Direktvertrieb ohne klassische Händler. Zusätzlich Polestar Space Wien und 4 Polestar Temporary Spaces.

3. -

4. -

Porsche

1. Keine Änderung geplant.

2. Keine Änderung geplant – klassisches Vertriebssystem.

3. Nein, keine Agentur geplant.

4. Nein, Porsche arbeitet im einstufigen System.

Renault / Alpine / Dacia

1. Derzeit sind keine Änderungen geplant.

2. Natürlich werde es im Zuge der Transformation der Marken Renault, Dacia und Alpine auch in Zukunft Anpassungen und Veränderungen bei den Vertriebsprozessen geben. Diese Herausforderungen nehmen wir an und werden das gemeinsam mit den Händlern umsetzen. Man habe den Partnern auch im März 2023 bei der Händlertagung gesagt, dass es ohne sie nicht gehe. Sie spielen auch eine sehr bedeutende Rolle, wenn es um den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs geht.

3. Die Renault Group (Renault, Dacia, Alpine) hat keine Pläne in Richtung eines Agenturmodells.

4. Renault & Dacia: zweistufiges Vertriebsnetz, derzeit keine Änderung geplant
Alpine: Derzeit 6 Standorte in Österreich (Wien, Tulln, Salzburg, Klagenfurt, Linz und Graz)

Seat / Cupra

1. Seat wird auch weiterhin im normalen Händlersystem bleiben. Bei Cupra sind derzeit zwei Systeme im Einsatz, die Verbrenner befinden sich im klassischem Vertriebssystem und die Elektrofahrzeuge im Agentursystem.

2. Für die Zukunft arbeitet Cupra an der unechten Voll-Agentur, sprich, dass alle Fahrzeuge (Verbrenner und Elektro) ins Agentursystem überführt werden.

3. Bei Seat ist keine Agentur geplant. Cupra: Sofern alle IT-Systeme rechtzeitig umgestellt werden können, wird eine unechte Voll-Agentur mit 1. Jänner 2024 angestrebt. Hier bedarf es eines sehr hohen Automatisierungsgrads, weswegen sämtliche IT-Voraussetzungen sichergestellt sein müssen.

4. Nein, Cupra und Seat arbeiten im einstufigen System. Ein zweistufiges System ist  nicht geplant.

Skoda

1. Keine Änderung geplant.

2. Keine Änderung geplant – klassisches Vertriebssystem.

3. Aktuell ist keine Agentur geplant (frühestens 2026).

4. Nein, Skoda arbeitet im einstufigen System.

smart

1. Die Verträge wurden Anfang dieses Jahres unterschrieben – keine Änderung geplant.

2. smart ist bereits mit mit dem Agenturmodell gestartet – keine Änderung geplant.

3. -

4. Nein, das gibt es derzeit nicht und ist momentan auch nicht geplant.

Stellantis Konzernmarken

1. Bei Stellantis wurden am 31. Mai 2021 europaweit alle Neuwagenhandelsverträge gekündigt.

2. Die Vision von Stellantis ist es, ein nachhaltiges Vertriebsmodell zu fördern, indem es sich auf ein leistungsstarkes, effizientes und optimiertes Mehrmarken-Vertriebsnetz konzentriert, um mit regulatorischen Änderungen und den Entwicklungen in der Automobilindustrie Schritt zu halten.

3. Wie bereits angekündigt, wird das Neue „Retailer Model“ in Österreich ab Mitte 2023 eingeführt. Dieser neue Vertrag erfüllt die Vorgaben eines „echten Agentursystems“ nach europäischem Kartellrecht (Vertikal-GVO).

4. Aktuell gibt es in Österreich ein zweistufiges Vertriebssystem mit Neuwagenhändlern und Vertriebspartnern.

Subaru

1. Keine Änderung geplant.

2. Bleibt bei klassischem Vertriebssystem.

3. Derzeit nicht geplant.

4. „Wir arbeiten mit Haupthändlern und diesen unterstellten Subhändlern/Agenturpartnern. Dies ist auch weiterhin so geplant.“

Suzuki

1. Derzeit keine generellen Händlervertragskündigung vorgesehen.

2. Klassisches Vertriebssystem mit Händlern.

3. -

4. „Aus heutiger Sicht wird es das System auch zukünftig geben.“

Toyota / Lexus

1. Der aktuelle Vertrag läuft noch bis 31. Dezember 2024.

2. Dazu kann zum heutigen Zeitpunkt nichts gesagt werden.

3. Dazu kann zum heutigen Zeitpunkt nichts gesagt werden.

4. Nein

Volvo

1. Grundsätzlich und zuallererst bekennt sich Volvo Cars im Gegensatz zu anderen Automobilherstellern zum stationären Handel und damit zu seinem erfolgreichen Partnernetz. Volvo Cars bereitet sich zurzeit darauf vor, seine Geschäftstätigkeit in Großbritannien, seinem nach Umsatz drittgrößten Markt, von einem traditionellen Wholesale-Business auf Direktvertrieb umzustellen – und so ein Omnichannel-Erlebnis für Kunden zu schaffen. In den kommenden Jahren werden daher europaweit die Vertriebsstrukturen auf die künftigen Herausforderungen (Maximierung in den Bereichen Absatz, Effizienz und Kundenerlebnis) angepasst, so auch in Österreich.

2. Großbritannien startet mit seinen Partnern als Pilot Mitte dieses Jahres mit der Umstellung auf das neue Omnichannel-Vertriebssystem. Dies wird in der Form eines unechten Agenturmodells umgesetzt. Die Erfahrungen damit werden in der Folge analysiert und bei der Ausrollung in weiteren Märkten berücksichtigt. Es kann daher auch noch zu Anpassungen kommen. Einen konkreten Plan bzw. Zeithorizont gibt es aber augenblicklich noch nicht für den österreichischen Markt.

3. Wie gesagt ist noch kein Umsetzungstermin für den österreichischen Markt bekannt.

4. Das derzeitige Vertriebssystem ist einstufig, es ist in der Zukunft auch nicht geplant, dies zu ändern.

Volkswagen

1. Keine Änderung geplant.

2. Bei den Verbrennern ist das klassische Vertriebssystem in Kraft, bei Elektrofahrzeugen wird das Agentursystem pilotiert.

3. Für Elektrofahrzeuge ist das Agentursystem im Piloteinsatz.

4. Zweistufiges Verfahren im Einsatz mit Händlern/Agenten.

A&W-WEBINAR 

„Händlerverträge“

Zeit: 23. Mai, 16:00 bis 18:00 Uhr

Ort: Online über GoToWebinar

Referent: RA Dr. Martin Brenner

Kosten: 99,– Euro exkl. MwSt.; 84,15,- exklusiv für VÖK-Mitglieder