Noch sind die Zuwächse bei den E-Modellen vor allem im Flottenbereich zu finden und damit hauptsächlich bei Reifenfachbetrieben anzutreffen, die Teil eines Abrechnungs-Systems sind. Das Wachstum wird zwar auch in den nächsten Jahren bei den Firmenwagen erfolgen, ab 2025/2026 werden aber vermehrt gebrauchte E-Autos sowie günstigere Modelle für Privatkunden den Weg zum Reifenspezialisten finden.
Die Voraussetzung für die Betreuung der Fahrzeuge in der Werkstätte ist dabei eine HV-1-Ausbildung, quasi das Minimum an E-Auto-Wissen. Nachdem reine Reifenfachbetriebe nicht mit dem Hochvolt- System in Kontakt kommen, beschränkt sich die Herausforderung im Wesentlichen auf die Aufnahmepunkte der Hebebühne. Ein falscher Ansatz des Wagenhebers mit Beschädigung des Akkus kann hier problematisch und teuer werden. E-Auto-Fahrer und -Fuhrpark achten jedenfalls auf die dokumentierte Hochvolt-Kompetenz der Reifenspezialisten.
Beratungsaufwand als Chance
Hinsichtlich der Reifentechnik gibt es bei den Elektrofahrzeugen aufgrund der geänderten Anforderungen erhöhten Beratungsaufwand und damit auch gute Chancen für die Kompetenz und die Auswahl beim Reifenspezialisten. Das Angebot der Industrie ist bereits vorhanden und wächst laufend. Während einige Hersteller eigene Modelle für elektrische Autos anbieten, binden andere Reifenkonzerne die E-Reifen in die herkömmliche Modellpalette ein und kennzeichnen die E-Auto-geeigneten Ausführungen. Die geänderten Anforderungen beginnen bei den höheren Gewichten, die einen höheren Load-Index erfordern und -in Verbindung mit den hohen und unmittelbar zur Verfügung stehenden Drehmomenten -eine erhöhte Belastung für den Reifen bedeuten. Der Verschleiß ist in jedem Fall (deutlich) höher als bei Verbrenner-Fahrzeugen. Der Zielkonflikt in der Entwicklung sowie in der Positionierung des Reifens ist damit noch einmal deutlich größer als bei Reifen für konventionell angetriebene Pkw-und Transporter.
Speziell im Winter ist die Auswahl besonders wichtig: Denn einerseits sind in den kalten Monaten die Reichweiten aufgrund der anderen Profile und der anderen Gummimischung sowie aufgrund der Heizung von Akku und Innenraum niedriger, andererseits sind die Haftungsanforderungen der schwereren Autos bei nasser oder schneebedeckter Fahrbahn höher. Die Haftungs-Qualität des Pneus hat bei den schweren und drehmomentstarken E-Autos noch stärker spürbare Auswirkungen beim Fahren.
Bei der Auswahl nur auf den Rollwiderstand und den Verschleiß zu achten wird daher nicht immer die Lösung bei E-Auto-Kunden sein. Eine exakte Bedarfsanalyse sowie das umfassende Wissen über die Eigenschaften der angebotenen Reifen sind hier besonders wichtig.
Höhere Kosten für den Kunden
Nicht zuletzt sind die Reifendimensionen von Elektroautos in Relation zu vergleichbaren Verbrennermodellen -und damit zu den Vorgängerfahrzeugen der Kunden -größer. In Verbindung mit den zuletzt deutlich gestiegenen Reifenpreisen und dem erhöhten Verschleiß fallen für den Elektroauto-Fahrer bzw. seinen Fuhrparkbetreiber nun deutlich höhere Reifenkosten an als beim herkömmlichen Modell. Das wird zwar in der Kostenbilanz des E-Autos durch geringere Energiekosten sowie niedrigere Wartungskosten mehr als ausgeglichen, dennoch braucht der Reifenspezialist Feingefühl und entsprechende Kompetenz im Beratungs-und Verkaufsgespräch. Die Chancen sind vorhanden.
„Nicht auf jeder Hochzeit tanzen“
Für Mazda ist der Sieg bei den mittelgroßen Marken nichts Neues: Neu ist, dass heuer neben Langzeit-Chef Mag. Heimo Egge...