Wir bleiben derzeit systemoffen“, sagt Gudrun Senk, seit November 2022 neue technische Geschäftsführerin (CTO) bei den Wiener Linien. Zu 80 Prozent sei man dort ja schon emissionslos, da U-Bahnen und Straßenbahnen mit Ökostrom fahren und auch einige Innenstadt-Buslinien bereits mit batterieelektrischen Fahrzeugen bespielt werden. Nun nimmt man sich weitere Teile der Busflotte zur Dekarbonisierung vor. Dafür hat man 10 Wasserstoff-Brennstoffzellenbusse des polnischen Herstellers Solaris über dessen Österreich-Tochter sowie 60 batterieelektrische Mercedes e-Citaro bestellt, die bis 2025 in Dienst gestellt werden.
Kompetenz aufbauen statt auslagern
Was Wartung und Infrastruktur betrifft, sind die Verkehrsbetriebe der Bundeshauptstadt gerade dabei, die Infrastruktur für beide Technologien – Wasserstoff und Batterie – zu errichten. Zentral dabei sind sogenannte Kompetenzzentren: In Siebenhirten wird gerade ein solches für die BEV-Busse errichtet, samt Werkstätte, Ladeeinrichtungen und Expedit. „Die Elektrobusse müssen während des Tages zwischengeladen werden, dafür errichten wir an Haltepunkten entlang der Linien drei weitere Schnellladepunkte“, so Senk.
Für die Wasserstoffbusse wurde eine bestehende Busgarage in Wien-Floridsdorf zum sogenannten Wasserstoff-Kompetenzzentrum umgestaltet. Auch eine Wasserstoff-Tankstelle mit Speichermöglichkeit wurde errichtet, eine Halle der Busgarage speziell für die Anforderungen von FCEV umgerüstet. „Dort schulen wir Personal für die neue Technologie ein.“
Eine zweite Tankstelle entsteht am Campus der Wiener Netze in Simmering. Dort wird derzeit auch ein Elektrolyseur errichtet, der grünen Wasserstoff unter anderem für die Wiener Linien produzieren wird. Weitere Kompetenzzentren könne und werde man im Laufe des Umstiegs nach Bedarf einrichten – entweder als neue oder umgestaltete Standorte.
Für den Einsatz synthetischer Treibstoffe werden 2023 verschiedene Versuche starten. Zum Einsatz soll synthetischer Diesel kommen, der aus Abfällen gewonnen wird. Andererseits werden Testbetriebe mit Synfuels und eFuels gestartet, die von AVL wissenschaftlich begleitet werden. Eine praktikable Lösung, findet Senk, weil sie eben keine neue Infrastruktur erfordere.