Von drei Vortragenden wurden dabei verschiedene Bereiche wie die Komplexität, das Flottengeschäft oder der richtige Prozess in der Werkstätte beleuchtet. Zudem wurden die wachsenden Chancen durch das Geschäft an sich sowie durch damit verbunden Zusatzerträge erklärt.
Potenziale im Reifengeschäft
Wo liegen die Potenziale im Reifengeschäft für die Werkstätten und Reifenpartner? Gerade im Bereich des Reifengeschäfts gibt es Möglichkeiten für ein Zusatzgeschäft, erklärte Florian Andrä, Spezialist für Werkstattausrüstung, Würth Österreich. Das Reifengeschäft sei oft ein stressiges, habe aber enorme Potenziale. Ein wesentlicher Faktor sei die Kundenannahme, „wobei es um die Frage geht, wie ich den Besuch für den Kunden vorbereite“. Ein Reifenlager helfe dabei Termine azyklisch vorzubereiten und böse Überraschungen wie defekte oder abgefahrene Reifen beim Wechsel im Vorfeld zu vermeiden. Darauf sei besonders zu achten: die Reifen zu prüfen, wenn nötig auch schon im Vorfeld mit den Kunden abzustimmen, Reifen zu erneuern und eventuell Zusatzumsätze mit Leistungen zu lukrieren, die den Kunden aber auch angeboten werden müssten. Der Kundenkontakt via Telefon sei vorhanden, wenn die Mitarbeiter entsprechend geschult seien, diese Dinge anzusprechen, sei auch die Erfolgschance für Zusatzdienstleistungen eine sehr große.
Optimale Prozesse
„Es ist zu hinterfragen, ob der Prozess optimal läuft. Es beginnt mit der automatisierten Datenerfassung von Reifen, etwa mit der Profilmessung beim Einfahren in die Werkstatt, um eventuell auch Spur- und Sturzfehler zu erkennen –, ein sehr hilfreiches Tool. Auch tote Zeiten zwischen den Saisonen lassen sich mit der Prüfung der Reifen, dem Waschen und Wuchten nutzen, wenn dies im vereinbarten Paket beinhaltet ist. Wichtig ist auch, die richtigen Geräte und Maschinen zu verwenden, denn der Markt hat sich verändert, ältere Maschinen sind zum Teil nicht mehr für alle Reifen- und Felgentypen der Standard. Montagevorgänge werden in Zukunft immer komplexer. Bei der Reifenlagerung gibt es zusätzliche Potenziale und viele Wege, eine optimierte Lagerung umzusetzen, das Reifenlager muss zum Betrieb passen und nicht der Betrieb zum Reifenlager. Wichtig ist es, den Bedarf zu erkennen und die Kunden zu informieren. Dabei ist Achsvermessung ein wesentlicher Punkt, auch eventuelle Lackschäden an der Karosserie oder an den Felgen bieten gute Möglichkeiten wie auch Smart Repair, Glass Repair, Klimaanlagenreinigung- und Desinfektion sowie Fahrzeugaufbereitung und Unterbodenschutz. Wenn die Fahrzeuge der Kunden im Haus sind, sollten diese Chancen im Zuge des Umsteck- prozesses genutzt werden und diesen auch mit einem 2. Termin ein Angebot gemacht werden.“
Veränderungen im Reifenhandel
„In den kommenden Jahren wird es zu Veränderungen auch im Reifenhandel kommen“, so Michael Peschek-Tomasi, Geschäftführer point-S , in seinem Vortrag. Die Premiumhersteller rechneten mit einem Anstieg des Bedarfs für UHP-Reifen (Premiumreifen ab 18 Zoll) von 13,8 auf 25,3% bis zum Jahr 2026. „Jeder vierte produzierte Reifen wird dann laut Meinung der Hersteller 18 Zoll oder größer sein“, so Peschek-Tomasi. Das komme zum Teil aus der Erstausrüstung, zum anderen aus dem After Sales-Markt – basierend auf vielen Fahrzeugen, die in den letzten Jahren zugelassen wurden und bereits jetzt 18-Zoll-Reifen und größere Dimensionen in Anspruch nehmen würden. Hier sei auch ein starker Trend punkto E- und Hybridfahrzeugen zu beobachten, die auch oft rollwiderstandsoptimierte Dimensionen haben. „Diese Entwicklung treibt in unserem Markt das Wachstum, die Artikelvielfalt, die Komplexität, die damit verbundenen Risiken und auch die damit verbundenen möglichen Erträge an.“ Es gebe 30% mehr Winterreifen- und 50% mehr Sommerreifenartikel innerhalb von 5 Jahren. Aufgrund der Vielfalt der Artikel seien die Restlagerbestände innerhalb von 5 Jahren von 10 auf 14 bis 15% gewachsen, die Reifenhändler müssten nun ein gebundenes Kapital von fast 70.000 € finanzieren. Das habe in den letzten 5 Jahren zu Ertragseinbußen geführt.
Flottenmarkt wächst
„Der Flottenmarkt in Österreich wird 2022 rund 48,5 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen ausmachen, besonders stark ist der Anteil von Hybrid-, Plug-in und Elektrofahrzeugen mit 59 Prozent“, berichtet Christian Kreuter, Key Account Manager beii 4Fleet Group. Flottenkunden hätten aber gewisse Anforderungen, wie die Möglichkeit zur Termin-Online-Buchung oder Hol- und Bring- bzw. Vorort-Service. Besonders wichtig seien Pünktlichkeit und Termintreue, eine schnelle Abwicklung und verlässlich vorbereitete und gegebenenfalls erneuerte Reifen zum Saisonwechsel. Der Flottenmarkt eröffne mit hochwertigen Fahrzeugen und starker Motorisierung sowie Fahrleistungen von rund 30.000 Kilometer pro Jahr und größeren Reifendimensionen auch viele Möglichkeiten für den Reifenhandel. Es bestehe ein Premiumanspruch. Der Vorteil für den Reifenhandel bestehe darin, dass es in der Regel nur kurze Beratungsgespräche gebe und Flottenkunden auch als Privatkunden gewonnen werden könnten. Wie kann man in das Flottengeschäft einsteigen? „Man muss zuerst eine Partnerschaft mit einem der Anbieter eingehen, dadurch erhält man eine Listung als ,Reifenpartner‘.“ Dies mache eine Bearbeitung der Fahrzeuge nach Fuhrparkvorgaben der Kunden möglich. Die Abrechnung der Leistungen erfolge immer über den Vertragspartner.
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