Mag sein, dass Sie diesen Satz schon als extrem abgedroschen empfinden und dennoch leitet er auch dieses Thema perfekt ein: „Die kommenden Jahre werden mehr Veränderungen für die Autobranche bringen als die vergangenen Jahrzehnte.“ Nicht nur die Fahrzeuge und die Vertriebssysteme werden sich dramatisch ändern, auch viele Logos auf den Auto­häusern werden ausgetauscht oder verschwinden.

Dabei orientieren sich viele etablierte Autohersteller verstärkt am Vorbild Tesla und reduzieren ihre Vertriebsnetze. Die Wege dahin sind unterschiedlich: Während manche Marken ihre Händler so schlecht betreuen, dass sich vor allem die guten Betriebe neu orientieren (lesen Sie dazu die Ergebnisse des „Händlerradars“ von unten), planen andere eine Reduktion mit ordentlichen Kündigungen. Und bei so manchen ist zu befürchten, dass durch Agentursysteme einige Betriebe ausgehungert werden. Dabei wollen wir nicht verabsäumen, hier auch jene Marken und Importeure vor den Vorhang zu bitten, die sich fair und engagiert um ihre Partner kümmern (im beiliegenden „Händlerradar“ von oben zu lesen).

Für jene Händlerbetriebe, die keine gute Zukunft mit ihrer aktuellen Marke sehen, tun sich glücklicherweise genau jetzt neue Möglichkeiten auf: „Die Chinesen kommen“ lautet daher der zweite abgedroschene Satz in diesem Vorwort, der dieses Mal vielmehr als Chance denn als Gefahr zu sehen ist. Denn einige der Fernost-Hersteller setzen durchaus auf konventionelle Vertriebsmodelle. Zu sehen am Beispiel MG, Maxus und seit Kurzem BYD, die in die bewährten Hände von Großhändler und Retailer Denzel gelegt wurden, wo ­Händlerzufriedenheit ein Erfolgskriterium ist.
Dabei gibt es auch andere Vertriebsformen, wie beispielsweise die Marke NIO, die durchaus in der Premiumklasse mitspielen kann und ausschließlich mit eigenen Niederlassungen arbeiten will, ebenfalls analog zu Tesla. Dazwischen gibt es zahlreiche Modelle, von Direktvertrieb mit Servicenetz über freie Werkstätten (oder Werkstatt-Ketten) bis zu Privatimporteuren, die sich einzelne Fahrzeuge von chinesischen Herstellern herauspicken. In unserem großen Fokus-Thema versuchen wir einen Überblick über die aktuellen Chancen. (Kontakte der Newcomer finden Sie übrigens in unserem „Marken & Händler“ oder auf www.automobil-handel.at)

Für die heimischen Händler bieten die ­„Neuen“ mitten im aktuellen Umbruch eine große Zukunfts-­Chance. Egal ob als Back-up in schwierigen Verhandlungen mit der bestehenden Marke, als sinnvolle Ergänzung in einem rückläufigen Markt oder als komplette Neuorientierung. Die Hausaufgaben hinsichtlich Elektromobilität und Digitalisierung müssen jedoch auch bei den neuen Anbietern rasch erledigt werden.