Es ist, man kann es mit Fug und Recht behaupten, der Coup des Jahres in der österreichischen Automobilbranche: War Denzel vor knapp zwei Jahren bereits mit MG (Pkws) und wenige Monate später mit Maxus (leichte Nutzfahrzeuge) ins Geschäft mit Elektroautos aus China eingestiegen, so folgte nun die Marke BYD („Build Your Dreams“). Das Interesse der Händler an einem Vertrag ist schon jetzt, wenige Wochen nach dem erstmaligen Auftreten des neuen Importeurs, enorm!
Vermutlich hat es noch nie eine derart lange Vorlaufzeit beim Start einer neuen Automarke gegeben wie bei BYD: Bereits vor 14 Jahren startete die Wolfgang Denzel Auto AG die ersten Versuche, die chinesische Marke nach Österreich zu bringen; der eine oder andere Manager lernte auch schon Chinesisch, um bei den Gesprächspartnern zu punkten. Geplant war von BYD und Denzel unter anderem im 4. Quartal 2012 der Start einer Flotte von Elektroautos in Eisenstadt. 4,60 Meter lang waren die Fahrzeuge, mit einer – für damalige Verhältnisse – beachtlichen Reichweite von rund 300 Kilometern. Doch die Pläne, über die wir im April 2011 berichteten, verliefen im Sand.
Denzel hatte einen langen Atem
„Der Hersteller entschied sich damals, seine Fahrzeuge noch nicht nach Europa zu liefern“, sagt Hansjörg Mayr, Vorstandsmitglied bei der Wolfgang Denzel Auto AG in Wien. Die Jahre vergingen, BYD (sowie andere chinesische Marken) benötigte die Produktion im eigenen Land. Das Interesse erlosch natürlich nicht, im Lauf der Jahre waren immer wieder Denzel-Manager in China oder auf den internationalen Autosalons, um mit BYD (aber auch anderen Herstellern) zu sprechen. In der Zwischenzeit wurden die Fahrzeuge immer weiter entwickelt, sodass das Interesse für einen Start in Europa auf beiden Seiten wuchs – bei BYD in Shenzhen ebenso wie bei Denzel in Wien.
Rund 10 Monate wurde intensiv verhandelt, bis alle Einzelheiten abgeschlossen waren: Und am 12. Oktober verkündete eine „Eilmeldung“, die wir über unseren Newsletter verschickten, den Start von BYD. Gerüchte über einen Marktstart der chinesischen Marke in Österreich hatte es schon in den Wochen davor gegeben.
„Jetzt steht Europa total im Fokus von BYD“, sagt Mayr, der die Verhandlungen auf Seite von Denzel geleitet hat. Vorerst sollen 3 Modelle in Österreich verkauft werden: Der Atto 3 ist ein SUV im C-Segment, dessen Batteriekapazität (60,5 kWh) bis zu 420 Kilometern reichen soll. Dieses Modell dürfte anfangs auch für den überwiegenden Absatz von BYD in Österreich verantwortlich sein. Im E-Segment angesiedelt ist das SUV namens Tang, dessen Batterie über eine Kapazität von 86,4 kWh verfügt. Und mit dem Han kommt im E-Segment auch eine Limousine, die 516 PS leistet und 521 Kilometer schaffen soll. Der Verkauf soll gegen Jahresende starten.
Für 2023 ist der Start von 3 weiteren BYD-Modellen geplant: Der Seal wurde Mitte Oktober auf dem Autosalon in Paris gezeigt und soll gegen das Model 3 von Tesla antreten. Dazu kommt 2023 der Dolphin, ein B-Segment-SUV, sowie ein weiteres SUV mit dem klingenden Namen Song.
Auf dem Autosalon in Paris betonte Mayr auch die ressourcenschonende Bauweise der BYD-Fahrzeuge, deren „Blade Battery“ weder Nickel noch Kobalt enthält. Chefdesigner bei BYD ist übrigens Wolfgang Egger, der zuvor auch bei Audi und Alfa Romeo tätig war. Deswegen würden die in Europa verkauften BYD-Modelle auch gut dem Geschmack der Kunden entsprechen, so Mayr.
Der Aufbau des Händlernetzes ist bereits angelaufen – und seit Anfang November führt Danijel Dzihic auch schon erste Gespräche: Der einstige Chef von Ford Austria leitet (nach 1 1/2 Jahren in der Ford-Zentrale in Köln) nun die Marke BYD in Österreich. Binnen 2 Wochen haben sich, so hört man, bereits rund 50 Händler bei der CCI Car Austria GmbH (so der offizielle Name der Denzel-Tochter) gemeldet.
„Wir suchen innovative, progressive Händler, echte Entrepreneure und keine Agenten, welche mit uns wachsen wollen“, sagt Dzihic. Interessenten können sich unter bewerbung.byd@denzel.at natürlich weiterhin melden. „Unser Ziel ist es, im ersten Jahr die wichtigsten Ballungszentren abzudecken. Doch Qualität geht ganz klar vor Quantität und wenn wir in einem Gebiet nicht präsent sind, werden wir nicht den Erstbesten nehmen, der sich meldet“, meint Dzihic. Er glaubt, dass viele Händler wegen der Diskussion um die Agenturmodelle bei diversen Marken verunsichert sind. „Die Schwäche vieler Marken, die auf Agentursysteme setzen, wollen wir ausnützen. Da ist es ein Vorteil, dass Denzel wie bei allen anderen Marken auch bei BYD voll auf die vertrauensvolle Importeurs-Händler-Beziehung auf Augenhöhe setzt.“