Nein, sie werden nicht mehr zurückkommen, die Zeiten, als am Pressetag Tausende Journalisten aus aller Welt die Dutzenden Stände der Autohersteller aus aller Welt auf der Jagd nach dem besten Foto stürmten. Schon deshalb nicht, weil es nicht mehr Dutzende Autohersteller sind, die ihre Fahrzeuge auf einer einstigen Weltmesse wie dem Pariser Salon zeigen: Der Renault-Konzern und ein Trio aus der Stellantis-Welt, das waren die Vertreter der „alten Welt“, wenn man sie so bezeichnen kann. Kein Volkswagen-­Konzern, keine Japaner oder Koreaner, keine Italiener, um nur einige große ­Abwesende aufzuzählen.
Dafür zeigten Hersteller aus China und Vietnam, was sie für Europa planen, und selbst kleinere europäische Produzenten kamen auf diese Weise stärker ins Rampenlicht, als sie es in früheren Jahren geschafft hätten: Der Markteintritt in Österreich wird bereits angedacht (siehe Berichte im Fokus).
Und doch: War man in früheren Jahren als Redakteur mit Dutzenden Meldungen und einer Reihe von Interviews von einer großen Automesse nach Hause geflogen, so musste man heuer in Paris schon viel Glück haben, um Branchenvertreter aus Österreich zu treffen.
Abgesehen von den neuen Importeursmanagern von BYD (siehe Fokus) hatten nur wenige Österreicher die Reise nach Paris unternommen. Einer von ihnen, Martin Labaye, Generaldirektor der Renault Österreich GmbH, zeigte sich beeindruckt von der Studie, die einen ersten Ausblick auf den Renault 4 zeigt. Das 4,06 Meter lange Modell soll 2025 vollelektrisch auf den Markt kommen, auch wenn vom späteren Modell wohl nur der obere Teil der Karosserie und Teile der Frontpartie übernommen werden. Show­elemente wie die fürs Gelände gedachten Räder sowie der am Dach angebrachte Ersatzreifen, Sandbleche und Schaufeln werden natürlich nicht in die Serienproduktion einfließen.

Renault und Dacia mit Neuheiten
Labaye zeigte sich erfreut über die Performance von Dacia in Österreich: Die Marke liege nach 3 Quartalen hinter Volkswagen und Skoda auf Rang 3 bei den Privatkunden. Zwar seien im September einige Fahrzeuge nicht wie vorgesehen angeliefert worden, was den Marktanteil in diesem Monat auf 3,88 Prozent gedrückt habe: Bis Ende September kam Dacia in Österreich auf 5.958 Einheiten, das ist ein Plus von 23,41 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Marktanteil der rumänischen Tochter von Renault liegt bei 4,33 Prozent und damit sogar über jenem von Renault. Die Marke will den Lieferproblemen unter anderem mit dem Captur-Sondermodell „Fast Track“ ­entgegenwirken.
Die Neuzulassungen bei Renault lagen nach 9 Monaten in Österreich bei 5.722 Einheiten, was einem  Marktanteil von 4,16 Prozent entsprach. Kunden von ausgewählten Versionen des Captur (Mild Hybrid 140 oder E-Tech Hybrid 145) in der Ausstattung Techno wird mit „Fast Track“ zugesagt, dass ihr Fahrzeug in weniger als 30 Werktagen nach Bestellung geliefert wird. Das neue Projekt sei für Händler und Kunden gleichermaßen wichtig, so Labaye: „Wir bringen das jetzt bei einem sehr wichtigen Modell und rechnen uns große Chancen aus.“ Sollte „Fast Track“ funktionieren, wird auch eine Ausweitung auf andere Modelle nicht ausgeschlossen. Übrigens: Vom Renault Austral, der den Kadjar ersetzt, sollen erste Einheiten gegen Ende des Jahres in Österreich eintreffen.
Noch kurz zurück zu Dacia: In Paris wurden sämtliche Modelle bereits mit dem neuen Kühlergrill gezeigt, der noch vor dem Jahreswechsel auch in Österreich zu sehen sein wird. Die Fahrzeuge würden durch den neuen Kühlergrill noch hochwertiger aussehen als bisher, sagte Labaye. „Wir haben bei Dacia ja nur 4 Modelle, aber die funktionieren sehr gut.“ Die aufgrund der hohen Nachfrage aufgetretenen Lieferverzögerungen beim Jogger sollen wieder der Vergangenheit angehören. „Wer sein Auto jetzt bestellt, bekommt es in 3 bis 4 Monaten geliefert.“
 
Stellantis brachte 3 Marken auf den Salon
Abgesehen von Labaye waren am ersten ­Messe­tag nur sehr wenige Österreicher in den Messehallen anzutreffen: Einzig Dr. Christian Pesau, Geschäftsführer der Automobilimporteure in der Industriellenvereinigung, sah sich an, welche neuen Hersteller auch nach Österreich kommen (könnten).
Und in der Nebenhalle, in der neben einigen China-­Herstellern die Stellantis-Marken Peugeot, DS und Jeep zu finden waren, hielt Mag. Christoph ­Stummvoll, Sprecher von Stellantis in Österreich, die Stellung. Außerdem wurde die Halle mit Old­timern und Sportwagen ausgefüllt.
Mit der Weltpremiere des Peugeot 408, des Jeep Avenger und dem Facelift des DS3 war der Stellantis-­Konzern heuer in deutlich geringerem Ausmaß in Paris präsent als in vergangenen Jahren: Selbst Citroën hatte sich gegen einen Auftritt auf dem heimischen Autosalon entschieden. „Jede Marke kann selbst aussuchen, wo sie ihre Fahrzeuge präsentiert“, sagte Stummvoll den wenigen angereisten Journalisten aus Österreich: Citroën habe entschieden, dass die Weltpremiere des neuen, günstigen Klein-Elektro­autos oli schon am 29. September erfolgen soll und nicht erst auf dem Salon in Paris.

397.812 Besucher beim Salon
Nach 6 Tagen zog Serge Gachot, Direktor des Pariser Autosalons, Bilanz: Die Messe habe „die Erwartungen übertroffen“: Man habe mit 350.000 Besuchern gerechnet, schlussendlich hätten 397.812 Menschen die Veranstaltung besucht. 60 Prozent der Besucher kamen aus Paris und der unmittelbaren Umgebung. Die Veranstalter argumentieren, dass Interessierte aus weiter entfernten Bezirken nicht angereist seien, weil wegen des Streiks vieler französischer Raffinerien Mitte Oktober ein Treibstoffmangel geherrscht habe und es auch Streiks bei den Transportmitteln gegeben habe.
Gachot zeigte sich zuversichtlich, dass Mitte Oktober 2024 wieder ein Automobilsalon in Paris stattfinden wird.