Über mangelnde Arbeit wird sich die Reifenbranche in der kommenden Wintersaison vermutlich nicht beschweren können: Durch den Neuwagen-Mangel müssen viele Fahrzeuge vom bisherigen Besitzer weitergefahren werden, und es wird noch einmal investiert werden. Davon profitiert der freie Reifenfachbetrieb, denn beim „Neuen“ werden die Winterpneus mittlerweile meist beim Autohaus mitgekauft.

Gleichzeitig klagen fast alle Betriebe über Personalmangel. Wenn zur ohnehin knappen Mannschaft neben der üblichen Krankheitsausfälle noch ein paar Corona-Fälle dazukommen, geht sich der geplante Durchsatz nicht mehr aus. Und das bei (über-)vollem Lager.

Dass dieser Druck vom Kunden nicht unbemerkt bleibt, ist nur menschlich. Dennoch müssen nun vor allem die Stammkunden bestmöglich betreut werden. Rechtzeitige Planung, größtmögliche Entzerrung, bewusste Konzentration auf die bestehende Kundschaft und offene Kommunikation über die Situation sind mehr denn je gefragt.

Denn die Zeiten werden wieder schlechter, und zwar nicht nur durch mehr Autohaus-Geschäft bei steigenden Neuwagenzulassungen. Während Privatkunden aufgrund der deutlichen Verteuerung des „unattraktiven“ Produkts Reifen noch stärker zum Diskonter wechseln, dürfen sich Fahrer von Flottenfahrzeugen den Reifendienstleister oft nicht mehr aussuchen und werden geroutet. Beide Gruppen kommen zukünftig nicht mehr in den Betrieb des qualitätsbewussten Reifenfachbetriebes, obwohl sie mit ihrem Dienstleister ­zufrieden sind.

Die bleibenden Kunden zu überzeugen und zu begeistern sowie – digital – neue Kunden zu gewinnen, wird die Herausforderung der nächsten Jahre. Das darf man auch in einem schwierigen Winter, abseits üblicher Regeln, nicht vergessen.