A &W: Die vergangenen Jahre waren sehr spannend für Mitsubishi. Vor 2 Jahren drohte der Rückzug aus Europa, weil keine neu entwickelten Autos mehr angeboten werden sollten …
Frank Krol: Das stimmt, aber dann kam im März 2021 unsere „Road Map“, wonach wir zwei Modelle aus der Allianz mit Renault und Nissan als eigenständige Mitsubishi-Modelle auf den Markt bringen. Das erste ist der ASX, er wird im Frühjahr 2023 auf den Markt kommen. Wir haben das Auto von 2012 bis 2021 in Europa verkauft. Rund 400.000 Kunden fahren mit diesem Auto. Doch wir wollen auch neue Kunden anziehen. Im Herbst 2023 folgt der Colt.

Glauben Sie, dass sich der Markt wieder von der aktuellen Lieferkrise erholen wird? Wenn ja, wann?
Krol: Wir sehen, dass es immer noch ein limitiertes Volumen gibt. Heuer werden in Europa wohl nur 9 Millionen Neuwagen zugelassen, aber 2024 werden wir wieder bei 11 bis 12 Millionen Stück sein.

Wie geht es Mitsubishi in Europa wirtschaftlich? Kann man mit den beiden Autos, die derzeit noch angeboten werden, überhaupt Geld verdienen?
Krol: Mitsubishi ist finanziell gesund und wir machen gutes Geld. Wir sind finanziell um ein Jahr vor unseren Plänen. Mein Ziel ist es, das europäische Geschäft finanziell wieder positiv zu machen. Da sind wir auf einem guten Weg. Doch dafür brauchen wir wett­bewerbsfähige Produkte.

Wie hat sich der Neuwagenabsatz von Mitsubishi in den vergangenen Jahren in Europa entwickelt?
Krol: 2018 haben wir ungefähr 150.000 Stück verkauft, auch 2019 war ähnlich. Aber damals war auch unser Portfolio noch größer: 2020, im ersten Jahr von Covid19, waren es dann 107.000 – auch weil wir ­einige Fahrzeuge wegen der neuen Abgasregelungen in der EU aus dem Programm genommen haben.  Wir sind ja eine kleine Marke und es fällt schwer, die von der EU geforderten 95 Gramm CO2 einzuhalten. Heuer planen wir in Europa mit rund 70.000 Einheiten.

Mitsubishi ist aber nicht mehr in all jenen Ländern aktiv, in denen bisher Neuwagen verkauft wurden. Österreich bleibt ja weiter dabei.
Krol: Wir konzentrieren uns auf 17 große Märkte. Ursprünglich waren es ungefähr 30 Länder. Aber dann haben wir entschieden, uns aus einigen von ihnen zurückzuziehen. Es macht einen großen Unterschied, ob man 10 oder 10.000 Autos pro Jahr verkauft. Für einige Länder, vor allem in Süd- und Südosteuropa, werden unsere Fahrzeuge durch die neue Technik zu teuer, weil dort die Einkommen nicht so hoch sind. Jetzt sind wir vor allem in Mittel- und Nordeuropa vertreten. Das war natürlich eine sehr schwere Entscheidung, weil wir langjährige Partner haben. Aber im Aftersales bleiben wir natürlich vertreten.

Wie beurteilen Sie die Situation in Österreich?
Krol: Der Fußabdruck von Mitsubishi in Österreich ist gut, wir haben eine lange Historie. Denzel war ­einer unserer ersten Partner, 2023 feiern wir 45 Jahre.

Wird es wieder eine Neuauflage des Pick-ups L200 geben, das ja immer ein wichtiges Rückgrat für Mitsubishi war?
Krol: In Europa ist die Situation sehr schwierig, was die CO2-Regulierung betrifft. Der Weg geht in Richtung Elektrifizierung, obwohl der Grenzwert bei Pick-ups mit 145 Gramm pro Kilometer ohnedies etwas höher ist. Doch die Fahrzeuge sind nicht so aerodynamisch und daher kommt man rasch auf 200 Gramm. Doch dann drohen hohe Strafzahlungen, und das passt nicht in unsere Business-Strategie. Wir werden schauen, aber es ist kein Versprechen.

Wichtig war seinerzeit auch der Pajero. Ist die Zeit für diese Art von Geländewagen endgültig vorbei?
Krol: Wir haben viele Zeichnungen von Autos. Aber wir wissen nicht, wann wir diese Zeichnungen bringen können. Natürlich wäre so ein Auto interessant. Aber es ist schwer, groß, braucht Allrad, eine gewisse Zugfähigkeit und große Räder. All das passt nicht zu unserer derzeitigen Technik. Wir müssen warten, wohin sich die Batterietechnik entwickelt. Wenn das passt, haben wir eine Chance. Diese Autos ­verschwinden ja auch bei den anderen Marken.