Die Corona-Pandemie, Probleme mit unterbrochenen Lieferketten, mangelnde Verfügbarkeit der Ware, hohe Inflation und enorme Preissteigerungen betreffen auch die Automobilbranche, wie Moderator Thomas Langpaul bei der Eröffnung des 13. A&W Tages betonte.
„Alles anders!“ so lautete das Motto des diesjährigen A&W-Tages: „Wir stehen vor einer Zeitenwende, die Veränderungen bringen wird. Wichtig ist, auf die neuen Entwicklungen einzugehen und entsprechende Perspektiven aufzuzeigen, auf diesem Weg werden wir die Branche mit unseren Medien tatkräftig unterstützen“, wie A&W-Geschäftsführer Stefan Binder unterstrich.
„Das Thema Agentursystem ist seit Jahren immer wieder modern gewesen, dann wurde es wieder vergessen, aber jetzt geht es damit richtig los“, sagte Rechtsanwalt Mag. Vincent Schneider im Rahmen des Auftakt-Vortrags „Agentursystem: Gut? Schlecht? Und für wen eigentlich?“. „Ich glaube, in ein paar Jahren werden wir hier stehen und sagen, so schlimm war es gar nicht“, so Schneider. Generell müsse zwischen „echten“ und „unechten“ Agenten unterschieden werden, sagt MMag. Dr. Wendelin Moritz. „Der Vorteil des Agenten ist, dass er die Fahrzeuge nicht einkaufen muss. Das Absatzrisiko trifft ihn nicht mehr“, so Moritz.
In eine ganz ähnliche Kerbe schlug Dr. Martin Brenner: „Mittlerweile sind meines Wissens nach rund 50 Prozent der Marken so weit, dass sie sagen, der Agenturvertrieb in Österreich kommt, weitere 30 Prozent denken darüber nach“, sagte er im Rahmen seines Vortrags „Agentursystem: Worauf Sie achten müssen“. Wichtig sei laut Brenner, in dieser Phase der Umstellung als Händler aktiv dabei zu sein: „Sie haben jetzt als Händler und Händlerverbände die Möglichkeit, aktiv mitzuwirken bei der Gestaltung des Agentursystems.“ Das Agentursystem sieht der Rechtsexperte dabei nicht als per se negativ: „Grundsätzlich stehe ich auf dem Standpunkt, dass ein echtes Agentursystem ein faires System für beide Seiten sein kann.“
„Wenn Agentursysteme gut und fair gemacht sind, ist das eine Win-Win-Situation sowohl für die Importeure als auch für die Vertriebspartner, wie Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure im Rahmen der Podiumsdiskussion „Agentursystem: Neue Chance?“ unterstrich. VÖK-Obmann Bernhard Kalcher betonte, dass der VÖK Agentursystemen grundsätzlich offen gegenüberstehe, wenn diese sauber und korrekt abgewickelt würden. Bei der Einführung eines Agentursystems brauche es einen pragmatischen Zugang, um Fragestellungen, die zu Beginn auftreten könnten, gemeinsam mit dem Importeur lösen zu können, so Mag. Peter Pixner, Sprecher der Mercedes-Agenten in Österreich.
„Am Ende haben bei Etablierung von Preisstabilität vor allem Stammkunden vielleicht ein gutes Gefühl, wenn sie nicht mehr verhandeln müssen “, wie RA Dr. Wendelin Moritz meinte.
"Digitalisierung ist kein Selbstzweck“, betont Philipp Posselt, Gründer und CEO von Veact im Rahmen der Podiumsdiskussion „Digitalisierung und Kundenbindung“. „Ein Großteil der Kunden wünscht sich persönliche Beratung und will, dass ihm die Servicethemen abgenommen werden“, so Posselt. „Mit konsequenten Lösungen gewinnt man mehr Zeit am Kunden und eine Verbesserung der Kundenbeziehung“, ergänzt Automotive Business Coache Dipl.-Wirtsch.-Ing. Florian Kunert.
„Wir sind ein sehr transparentes Unternehmen, mit digitalen Lösungen haben Mitarbeiter und Kunden umfassenden Zugang zu relevanten Informationen“, erklärt Mag. Johannes Luger, Geschäftsführer Autohaus Slawitschek, einen der entscheidenden Vorteile der Digitalisierung. Im Sinne des Kundennutzen wurden bereits zahlreiche digitale Projekte umgesetzt, die unter anderem zum Gewinn des A&W DIGITAL AWARD 2022 geführt haben.
„Faaren bietet mit der Auto-Abo-Lösung eine dritte Finanzierungsform, die dem Kunden zusätzliche Flexibilität ermöglicht“, berichtet Julian Wolter von Faaren über die Software. Im Gegensatz zu anderen Lösungen steht die Faaren-Software ausschließlich Händlern zur Verfügung und eröffnet damit dieses Feld für den etablierten Handel.
Digitale Lösungen sind auch bei Anyline das Thema: „Die Frage ist nur, woher kommen die Daten“, so DI Christian Stadlmann von Anyline. Das österreichische Startup entwickelt Software fürs Smartphone. Damit werden Informationen gescannt, digitalisiert und an entsprechende Systeme gesandt. Als Beispiele nennt Stadlmann die Reifenbeschriftung (Dimensionen, DOT), die Fahrgestellnummer, das Kennzeichen, den Führerschein oder Zulassungsschein. Das System wird bereits in zahlreichen Anwendungen in der Autobranche genutzt.
„Herz ist Trumpf – Leads generieren ist das eine, Kunden binden ist das andere.“ Mit starken Statements wie diesen, untermauert von aktuellen Markt- und Umfragedaten, betonte der neue Country Manager Austria bei CarGarantie, Herbert-Michael Strasser, in seinem Vortrag „Kundenbindung: Return – Exit – Reset“ die wachsenden Bedeutung von Garantie- und Reparaturkostenversicherungen, GW-Garantie und Garantieverlängerung für das Autohausgeschäft.
Mag. Gregor Strassl, Vorstand Denzel Auto AG bekräftige in seinem Vortrag zum Thema „Importeur und Händler gleichzeitig: Wie gelingt dieser Spagat?“, dass „wir als Importeur eine Partnerschaft auf Augenhöhe wollen, wir haben ehrlichen Respekt vor allen, die am Ende eines Jahres eine Bilanz vorzulegen und Arbeitsplätze abzusichern haben.“
„Der Kunde bleibt der wichtigste Teil des Markts, und die Händler ihre wichtigste Verbindung zum Angebot“, betonte Ronny Rockenbauer (GO! Motornetzwerk) zum Auftakt des Vortrags „GO!drive – die smarte Alternative zum Direktvertrieb“, bei der die gleichnamige Fahrzeug-Übersichts-Plattform vorgestellt und ein Ausblick auf ein Anfang 2023 kommendes Feature gegeben wurde: eine Echtzeit-Verfügbarkeitsanzeige konkreter Autos direkt bei Händlern. Die Möglichkeit sich für einen kostenlosen Testzugang vormerken zu lassen besteht ab sofort über godrive.pro. Als Partner für die Versicherungs- und Finanzierungs-Komponenten der Lösung sind die Wiener Städtische und Carplus im Boot, auf der Bühne vertreten durch Dr. Michael Schlögl (Geschäftsführer carplus) und Peter Kirisics (Geschäftsführer carplus).