Mit 12 Stundenkilometern fahren sie in einigen Metern Höhe über den technischen Geräten hin und her, die kleinen Wägelchen. Sie bringen die Wafer – also die für die Halbleiterfertigung benötigten Scheiben – von einem Punkt zum anderen. Ein Wafer hat ungefähr die Größe einer Langspielplatte, ist aber viel, viel dünner. Schicht für Schicht wird aufgetragen, geätzt, verändert. Bis zu 25 Kilometer sind es, die die Wafer an 800 Stationen zurücklegen – und bis so ein Wafer fertig ist, dauert es 3 Monate.
Ein Jahr ist es her, dass die große „Chip­fabrik“, wie man sie bei Bosch nennt, in der Nähe des Dresdener Flughafens errichtet wurde. Derzeit sind hier 350 Menschen beschäftigt. In einigen Jahren, wenn sie voll ausgelastet ist, sollen es doppelt so viele sein. Wobei: Die Fertigung selbst verläuft vollautomatisch – nur ganz selten sieht man einen Mitarbeiter im weißen Outfit mit Maske, Brille und Haube auf den Haaren durch den Reinraum schreiten. Zwei Drittel der Mitarbeiter werden immer Ingenieure oder Informatiker sein, um das Werkl am Laufen zu erhalten.
Dr. Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-­Geschäftsführung, kündigt an diesem Tag in Dresden weitere Investitionen an, zusätzlich zu jener einen Milliarde Euro, die bereits in der Fabrik steckt. So soll ein weiteres Entwicklungszentrum für 100 Techniker entstehen. Auch der Reinraum, das Herz der Anlage, soll um rund ein Drittel auf 13.000 Quadratmeter ­erweitert werden.
Ob das reicht, um den Halbleitermangel in der Branche zu minimieren? Bosch-Chef Hartung ist vorsichtig: „Wir drücken aufs Tempo. Aber die derzeitige Situation wird noch eine Weile so bleiben, vor allem bei bestimmten Typen von Halbleitern – auch wenn wir in einigen Bereichen schon eine schwächere Nach­frage registrieren.“

Bis zu 800 Euro kosten die Chips pro Fahrzeug
Doch da viele Fahrzeuge bisher gar nicht produziert wurden, wird der Mangel hier wohl noch eine Zeitlang spürbar sein. „Denn um ein Gerät, also auch ein Auto, produzieren zu können, muss man ja jeden einzelnen Halbleiter haben.“ Bei Bosch werde man jedenfalls keine Qualitätszugeständnisse machen, nur um die Produktion an Halbleitern eventuell zu beschleunigen. Bis Ende der Dekade werde sich der Chip-Anteil in jedem Fahrzeug (im Schnitt) von 200 auf 800 Euro erhöhen, sagt Hartung – auch weil der Anteil der Elektroautos steigt und diese deutlich mehr Halbleiter benötigen als Verbrenner.
Übrigens: Die in Dresden erzeugten Wafer werden nach Malaysia exportiert, zersägt und dort zu den eigentlichen Halbleitern in unterschiedlichsten Größen ­gefertigt.