Die Basis bilden Neuzulassungszahlen, die in weltweit 14 ausgewählten Märkten ausgewertet werden. Demnach wurden lt. Strategy& 2. Quartal 2022 weltweit immer noch 61,7% mehr BEVs zugelassen als im Vorjahreszeitraum. Im 1. Quartal 2022 lag das Wachstum allerdings noch bei 108%. Die Marktanteile von BEVs in Österreich und weiteren wichtigen Märkten seien dennoch weiter angestiegen.
Trotz abkühlenden Wachstums sei der Marktanteil von BEVs in vielen Schlüsselmärkten angewachsen. In Österreich machten batterieelektrische Fahrzeuge im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits 13,3% aller Pkw-Neuzulassungen aus, im Vorjahreszeitraum sei ihr Anteil bei 11,4% gelegen. Ähnlich sehe es in Deutschland aus, wo der BEV-Anteil von 10,7% auf 13,5% angestiegen sei. Die USA hätten sogar mehr als eine Verdopplung von 2,2% auf 4,8% aller Neuzulassungen verzeichnet. In China sei der BEV-Anteil der Neuzulassungen von 7,7% auf 17% gewachsen. Während Plug-In-Hybride (PHEV) vor allem in Europa weiter an Bedeutung verlören, zögen ihre Verkaufszahlen in China deutlich stärker an als die von BEVs. Gründe dafür seien neue Fahrzeugmodelle sowie Lücken in der Ladeinfrastruktur.
Zu den reinelektrischen Top-Fahrzeugmodellen am europäischen Markt zählten im ersten Halbjahr 2022 der Fiat 500 electric (24.649 verkaufte Fahrzeuge), Tesla Model 3 (21.023 Fahrzeuge) und Renault Zoe (15.580 Fahrzeuge).
„Die Elektromobilität stemmt sich gegen einen strauchelnden Gesamtmarkt. Europäische Automobilhersteller und somit ihre Kunden waren besonders stark von Lieferengpässen als wirtschaftlicher Folge des Kriegs in der Ukraine betroffen. Daher waren Produktverfügbarkeit und Auswahloptionen bei Modellen und Farben eingeschränkt und die Lieferzeiten entsprechend lang“, sagt Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich. „In Europa werden in diesem Jahr nur knapp 1,5 Millionen BEVs produziert werden – bei maximaler Kapazität und ohne Engpässe könnten es mehr als doppelt so viele sein. Derzeit beobachten wir bereits erste Anzeichen für eine Entspannung der Lieferengpässe und erwarten mehr Produktionskapazitäten für Elektroautos mit einem stärkeren Wachstum im zweiten Halbjahr. Für Österreich erwarten wir mittel- und langfristig eine konstant steigende Nachfrage nach Elektroautos.“
Um sich in Zukunft besser gegen externe Schocks zu wappnen, setzen die europäischen Hersteller auf milliardenschwere Investitionen in unabhängige europäische Lieferketten, vor allem bei Batterien. „Wir erwarten bis 2030 in Europa eine Batterienachfrage von rund 1 TWh und entsprechende Produktionskapazitäten“, prognostiziert Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich. „Für den Standort Europa geht es jetzt vor allem um Unabhängigkeit: Heute stammen noch über 60% der Vormaterialien für Batterien aus China und keiner der Top-20 Batterieproduzenten stammt aus Europa. Das Rennen zur Erschließung der europäischen Lieferkette ist in vollem Gange und es entsteht ein lokales, europäisches Geschäftspotenzial mit Urmaterialien. Die europäischen OEMs sollten ihr Augenmerk auch auf die Etablierung einer ausreichenden Versorgungssicherheit dieser Urmaterialien richten.“