Seifried: Kein Spielraum
„Ich kann mir eine 4-Tage-Woche vorstellen – nur nicht im Autohaus“, stellt Adolf Seifried, Landesgremialobmann des oberösterreichischen Fahrzeughandels und Geschäftsführer Seifried United/Grieskirchen, klar. „Wenn wir derzeit 6 Tage offen haben, dann weiß ich nicht, wie wir das bewerkstelligen sollen.“ Sollte sich das Kundenverhalten dahingehend ändern, dass diese nur mehr 4 Tage in der Woche kämen, würde es passen. „Wir aber stehen an der Front und ich denke, dass ein derartiges Modell für unsere Branche nicht passt.“ Beim Backoffice sehe die Sache etwas anders aus. „Wenn die Werkstatt 5 Tage pro Woche geöffnet hat, gibt es für kleinere Betriebe wenig Spielraum.“
Aigner: Derzeit schwer leistbar
„Natürlich wären flexiblere Arbeitszeitmodelle für Arbeitnehmer attraktiver, aber bei der derzeitigen Inflation und mit weniger Geld bei weniger Arbeit können viele nicht mehr ihre Lebenshaltungskosten stemmen“, meint Walter Aigner, Landesinnungsmeister der Salzburger Fahrzeugtechnik und Geschäftsführer Autohaus Aigner/Kuchl. „Es kann sogar so weit kommen, dass manche vielleicht bald noch einen Zweitjob annehmen müssen, um über die Runden zu kommen.“ Wenn alle sagten, sie wollten weniger arbeiten, „kommen wir da nicht mehr zusammen“. Man könne nicht auf der einen Seite Arbeitsreduktion verlangen und gleichzeitig jammern, dass man zu wenig Geld verdiene.
Aichlseder: Darüber nachdenken
„Es gibt auch in unserem Betrieb Überlegungen, entsprechende neue Arbeitszeitmodelle einzuführen“, berichtet Komm.-Rat Ing. Mag. Hubert Aichlseder, Landesgremialobmann des Kärntner Fahrzeughandels und Geschäftsführer Autohof/Klagenfurt. „Wobei unser Betrieb auch eine Großhändlerfunktion hat und wir beispielsweise eine 4-Tage-Woche nicht umsetzen können. Das bedeutet aber nicht, dass über eine 4-Tage-Woche für Mitarbeiter nicht nachgedacht werden kann.“ Es gebe auch – vor allem jüngere – Arbeitnehmer, die etwa nur 30 Stunden/p. Woche arbeiten wollten. „Wir als Unternehmer sind gefordert, attraktive Modelle anzubieten, dass Mitarbeiter kommen und bleiben.“
Unterberger: Viele Gewerbe unter Druck
„Wenn der Druck weiter steigt und viele Anbieter etwa 4-Tage-Modelle anbieten, wird man als Unternehmer wahrscheinlich reagieren müssen“, so Mag. Dieter Unterberger, Landesgremialobmann des Tiroler Fahrzeughandels und Geschäftsführer Unterberger Automobile/Kufstein. Vor allem von der Industrie würden derzeit Fachkräfte abgeworben, viele Gewerbe stünden mit dem Rücken zur Wand und müssten reagieren, auch wenn dies zu Nachteilen für die Unternehmen führen könnte.
„Wir haben uns in unseren Betrieben die Nachwuchs-Ausbildung auf die Fahnen geheftet und legen großen Wert darauf, dass wir für unsere Lehrlinge ein Umfeld schaffen, in dem sie sich wohl fühlen“, so Unterberger.
Lins: Flexiblere Modelle überlegen
„Man wird sich vermutlich früher oder später flexiblere Arbeitszeitmodelle auch im Autohaus überlegen müssen, denn es gibt seitens der jüngeren Generation diesbezüglich entsprechende Forderungen“, wie Mag. Rudi Lins, Landesgremialobmann des Vorarlberger Fahrzeughandels und Geschäftsführer Autohaus Rudi Lins/Nüziders, erläutert.
„Ob das Teilzeitmodelle sind oder etwa eine 4-Tage-Woche, das muss man sich überlegen. Auf der anderen Seite muss uns auch bewusst sein, dass wir im Dienstleistungsgewerbe tätig sind und gewisse Öffnungszeiten Kunden gegenüber abdecken müssen. Das sind Themen, die wir zu diskutieren haben, und an denen wir auf Dauer wohl nicht vorbeikommen werden.“
Weintritt: 4-Tage-Woche
„Wir haben am Standort Baden die 4-Tage-Woche seit Langem eingeführt, die Mitarbeiter arbeiten 38,5 Stunden pro Woche, und das funktioniert sehr gut“, so Wilhelm Weintritt, Geschäftsführer des Autohauses Weintritt/Baden. „Wir haben dennoch 5 Tage pro Woche geöffnet, die Mitarbeiter haben immer einen Tag pro Woche frei.“
Die Überlegung dahinter sei gewesen, dass mehrere Arbeitnehmer teilweise lange Anfahrtszeiten in Kauf nehmen müssten und für diese das 4-Tage-Modell attraktiver sei, der Großteil der Belegschaft aber 5 Tage pro Woche arbeite. Hauptsächlich bei Angestellten – im Gegensatz zu den Mechanikern – merke man einen gewissen Druck, was flexiblere Arbeitszeiten betreffe.
Ernst: Zweischicht-Betrieb
„Wir haben die 4-Tage-Woche schon vor 2 Jahren in unserem Betrieb eingeführt“, sagt Komm.-Rat Prof. Burkhard Ernst, Landesgremialobmann des Wiener Fahrzeughandels und Vorstandsvorsitzender der Rainer-Gruppe. „In unserem Betrieb ist auch die Werkstatt am Samstag offen, allerdings nur bis Mittag, weil länger ist das nicht erlaubt, sonst arbeiten wir im 2-Schicht-Betrieb 10 Stunden am Tag, sodass sich das für die Mitarbeiter gut ausgeht.“ Es habe bei der Einführung Startschwierigkeiten gegeben, aber heute „sind alle happy damit und es funktioniert gut“. Rückblickend sei das auch die richtige Entscheidung gewesen, „da wir den Umsatz nach Schließung des Standorts Donaustadt aus 2 Betrieben nahezu kumuliert haben.“
Marichhofer: Schwer möglich
Das mit der „Work-Life-Balance“ sei so eine Sache, „denn bei uns in der Kfz-Branche ist das schwer möglich, weil wir Dienstleister sind“, sagt Thomas Marichhofer, Landesinnungsmeister der steirischen Fahrzeugtechnik und Geschäftsführer Marichhofer/Kapfenberg. „Wenn Kunden am Donnerstag eine Panne haben und es ist keine Werkstatt mehr offen, werden wir Probleme bekommen.“ Es hänge auch von der Größe des Betriebs ab: „In großen Autohäusern mit vielen Mitarbeitern lassen sich Schichtbetriebe, in deren Rahmen auch freie Tage für Mitarbeiter möglich sind, viel leichter eintakten als in kleinen Unternehmen. Nur 10 Prozent aller Kfz-Betriebe in Österreich haben mehr als 10 Mitarbeiter und daher ist die Luft dafür sehr dünn.“
Wiener: Ding der Unmöglichkeit
„Für mich ist es nicht vorstellbar, dass die Werkstatt nur 4 Tage offen hat, denn Auto wird oft 7 Tage pro Woche gefahren, wie sollen wir das bewältigen – ein Ding der Unmöglichkeit“, unterstreicht Komm.-Rat Josef Wiener, Landesinnungsmeister der burgenländischen Fahrzeugtechnik. „Da möchte ich die Autofahrer und die Kunden sehen, die 3 Tage ohne Auto auskommen müssen.“ Das sei alles ein Stadtgeplänkel, am Land sei das kein Thema. „Die Forderung nach mehr Freizeit ist ja schön und gut, die Frage ist aber: Was verdient man dann?“ Es sei in einem kleineren Betrieb unmöglich, auch 4-Tage-Modelle mit 38,5 Stunden umzusetzen. „Das Problem ist u. a. auch der Pannendienst, darum kann das nicht funktionieren.“