In den 125 Jahren seines Bestehens hat derÖAMTC alle Umbrüche im Automobilwesen erlebt: Umso spannender ist die Antwort auf die Frage, wie der Mobilitätsclub den Sprung ins Zeitalter der Elektroautos begleitet. Die wichtigste Antwort: Ganz glücklich ist ÖAMTC-Direktor DI Oliver Schmerold nicht, dass sich die europäische Politik auf die E-Mobilität als einzige vielversprechende Technologie für die Zukunft festgelegt hat: "Wir sind für eine faire Förderung aller Technologien, die dabei helfen, die Mobilität klimafreundlicher zu machen."

Erneuerbare Energie importieren
Hier kommen auch die E-Fuels ins Spiel: Natürlich hätten diese einen vergleichsweise hohen Primärenergiebedarf, sagt Schmerold. "Doch die Frage ist: Was beziehe ich in die Berechnung mit ein?" E-Autos würden für die Verbesserung des Weltklimas nur dann Sinn machen, wenn diese auch mit lokal erzeugter erneuerbarer Energie betrieben werden, also aus Wasserkraft, Solar oder Wind. "Doch da stoßen wir in Europa an unsere Grenzen." Warum, so Schmerold, sollte man die erneuerbare Energie nicht anderswo herstellen?

"In geografisch idealen Lagen gibt es viermal mehr Wind als bei uns: Da relativiert sich der vergleichsweise hohe Primärenergiebedarf, wenn man diese Energie in Wasserstoff und in der nächsten Stufe in synthetischen Kraftstoff umwandelt." Man könne, so Schmerold, "nicht eine Technologie besteuern, um die andere zu fördern. Wo ist da das richtige Maß?" Daher hat Schmerold große Erwartungen für eine Anlage, die derzeit bei AVL in Graz entsteht: "Hier könnte man zum ersten Mal in Europa in industriellem Maßstab synthetische Kraftstoffe produzieren. Wir vom ÖAMTC begleiten das Projekt, und wir werden die Einsatzmöglichkeiten der synthetischen Kraftstoffe testen." Der wichtige Nebeneffekt der E-Fuels: Sie können in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt werden -im Schwerverkehr ebenso wie in Sondermaschinen, im Forst-und Bauwesen, im Flugverkehr und natürlich auch in sämtlichen bereits auf dem Markt befindlichen Pkws. Österreich habe die Chance, in dieser Technologie führend zu werden.Denn an diesen Kraftstoffen werde weltweit kein Weg vorbeiführen: "Denken Sie nur an Ost-oder Nordeuropa, das nicht so leicht mit Infrastruktur für Elektroautos zu versorgen ist. Und da bin ich noch gar nicht in Afrika oder Indien." Natürlich seien E-Autos wichtig, so Schmerold: "Doch die Politikist noch nie gut gefahren, wenn sie sich mit eindeutigen Festlegungen einmischt." Dass der ÖAMTC den Elektroautos keineswegs ablehnend gegenübersteht, hat er in den vergangenen Jahren gezeigt: Seit einigen Monaten können Mitglieder den "Gesundheitszustand" der Batterie von gebrauchten E-Fahrzeugen bei Stützpunkten überprüfen lassen. Und mit der ePower-App kann man an 3.500 Ladepunkten in Österreich laden. "Wir bieten schon jetzt einen transparenten Tarif auf Basis von Kilowattstunden und nicht auf Zeitbasis, wo man nicht weiß, was man tatsächlich bezahlen wird", so Schmerold. Auch hier sieht er die Politik gefordert, eine Lösung zu finden. 41