A&W: Im Vorjahr wurden in Österreich nicht einmal 240.000 Pkws neu zugelassen: Wie sehen Sie die Auswirkungen dieses starken Rückgangs auf die Branche?
Mag. Gregor Strassl: Bei den Neuzulassungen war 2021 das schwierigste Jahr seit 37 Jahren: Ich mache mir – auch als Mitglied des Arbeitskreises der Automobilimporteure – gewisse Sorgen um die Branche wegen der Lieferverzögerungen und der Fakturen, die sich auf den einen oder anderen kleineren Betrieb ­sicher sehr schwer auswirken.

Wie haben sich die Lieferverzögerungen bei der Denzel-Gruppe bemerkbar gemacht?
Strassl: Wir sind als Gruppe breit aufgestellt und finanziell sehr solide durch die Krisenjahre 2020 und 2021 gekommen.

Ziehen wir eine Bilanz zu 2021 für die beiden traditionellen Importmarken von Denzel. Wie zufrieden sind Sie mit Hyundai?
Strassl: Der Lohn für die gute Arbeit ist ein Marktanteil von 5 Prozent, den wir nur dank der guten Zusammenarbeit mit den Händlerpartnern und mit Hyundai Motor Europe erreicht haben: So konnten wir die nötige Produktion bekommen. Hyundai gehört zu den Marken mit der höchsten Innovationskraft und der schnellsten Innovationsgeschwindigkeit, was man beim Ioniq5 und beim Wasserstoffauto Nexo klar erkennen kann.

Bei Mitsubishi wurde im Vorjahr kommuniziert, dass der Neuwagenverkauf in Österreich fort­gesetzt wird.
Strassl: Ich bin sehr froh, dass es weitergeht – vor allem vor dem Hintergrund, dass wir als Importeur ja auch die Verantwortung für das Händlernetz tragen. Nicht alle europäischen Importeure haben so entschieden. Doch wir glauben seit 42 Jahren an die Marke. Mit dem neuen Management sind wir zuversichtlich, dass wir die Marktposition halten werden. 2022 ist ein Brückenjahr, aber 2023 bringt Mitsubishi zwei neue Modelle.
Neu im Portfolio von Denzel sind die Marken MG und Maxus: Sind Sie mit dem Start zufrieden?
Strassl: Bei MG bin ich mit dem ersten Jahr sehr zufrieden, bei Maxus sind wir ja gerade erst gestartet. MG hat binnen 12 Monaten ein wirklich sehr gutes Händlernetz von null aufgebaut, auch die Struktur des Importeurs wurde von null aufgebaut und wir haben ein sehr gutes Team, das einen Super-Job macht. Es ist schon eine sehr große Freude, wenn die Marke aus dem Stand einen Marktanteil von 0,3 Prozent erreicht. Das ist mehr, als manch andere haben, die schon Jahrzehnte am Markt sind. MG ist auch bei den Fachmedien sehr gut aufgenommen worden.

Sind neue Importmarken ein Thema?
Strassl: Mit SAIC und deren Marken MG und Maxus sind wir ja jetzt bereits vertreten. 2022 wird spannend, welche Marken tatsächlich nach Europa kommen werden. Bislang hat noch kein chinesischer Hersteller gesagt, dass er in 2 Jahren tatsächlich in Europa sein wird. Nur SAIC ist tatsächlich gekommen und ich bin gespannt, ob andere wirklich folgen werden – und da meine ich nicht nur gewisse Enklaven wie Norwegen. Das ist dank der hohen Förderungen ja für viele ein Testmarkt, bevor sie sich entscheiden, auch in anderen europäischen Ländern aktiv zu werden. Wir beobachten den Markt seit 2006. Doch in China gibt es 107 Autohersteller. Einige von ihnen werden gar nicht nach Europa kommen wollen.

Und dann gibt es auch noch andere Firmen, die derzeit gar keine Autos bauen, aber immer wieder mit Studien für Aufregung sorgen wie Apple.
Strassl: Es ist immer spannend, was da auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas gezeigt wird: Wenn Apple wirklich sein Apple Car bauen würde, hätte es dank des Markenimages sicher Chancen und mehr Relevanz als der Markteintritt des einen oder anderen chinesischen Herstellers. Apple könnte mit einer komplett neuen Struktur kommen – ohne Importeur und ziemlich sicher ohne klassische Händler. Die würden das Auto mit dem Handy und Streamingdiensten bündeln und ganz neue Akzente setzen. Auch Sony hat schon 3 Prototypen gezeigt und bei Foxconn, Xiaomi und LG gibt es Überlegungen, ins Autogeschäft einzusteigen.

Im Vorjahr hat der Liefermangel bei Neuwagen auch den Gebrauchtwagenmarkt ausgedünnt: Wie geht es Denzel in diesem Bereich?
Strassl: Die Situation ist wie bei allen anderen: Das Negative ist, dass es keine Autos gibt. Das Positive ist, dass das Preisniveau attraktiver ist als in der Vergangenheit. Das wird wohl noch eine Zeitlang so bleiben. Wir beobachten auf jeden Fall alle Online-­Plattformen sehr aufmerksam und sehen die Tendenz, dass diese den Gebrauchtwagenverkauf vom ­stationären ­Handel ins Internet verlagern wollen, was dem klassischen Autohandel Marktanteile wegnimmt.

In der Politik wird die Elektromobilität als Allheilmittel angesehen, sowohl in der EU als auch in Österreich. Können Sie das nachvollziehen?
Strassl: Die Einseitigkeit der Politik in Sachen E-­Mobi­lität war für mich ein negatives Highlight des Jahres 2021: Wir bei Denzel sind überzeugt, dass die E-Mobi­lität zweifellos ein Beitrag zur Lösung der Klimafrage ist, vor allem wenn man zwei Drittel des Stromes aus erneuerbarer Energie hat wie wir in Österreich. Aber es ist sicher nicht die einzige Lösung. Wir glauben, dass die Plug-in-Hybrid-Technologie eine sehr taugliche Lösung für die nächsten Jahre ist. Das gilt für die meisten Österreicher, denn 80 Prozent fahren nicht mehr als 80 Kilometer pro Tag und etliche Plug-in-Hybrid-­Fahrzeuge haben zwischen 50 und 80 Kilometer Reichweite. Diese Autos sind leistbar für die meisten.

Aber auch Benziner haben weiter ihre Berech­tigung.
Strassl: Natürlich ist es besser, ein Auto mit einem kleinen Benzinmotor zu fahren, wenn man pro Jahr nur 5.000 bis 8.000 Kilometer im reinen Nahverkehr unterwegs ist. Zum Beispiel den Mitsubishi Space Star mit 0 Prozent NoVA und 4 bis 5 Liter Verbrauch. Das ist ökonomisch für den Kunden besser als ein E-Auto, und ökologisch ist es für die Umwelt besser.

Wären nicht E-Fuels eine gute Idee für die nahe Zukunft?
Strassl: Die E-Fuels sind ein Teil der Technologie-­Offenheit und auf jeden Fall eine anzudenkende Alternative, wenn sie mit Strom aus erneuerbarer Energie hergestellt werden können. Wir haben 5 Millionen Autos auf den österreichischen Straßen. Bis sich dieser Fuhrpark Richtung E-Mobilität dreht, wäre es gut, die Autos mit E-Fuels zu betreiben.

Soll die Politik der Industrie überhaupt Rahmenbedingungen vorgeben?
Strassl: Natürlich hat die Politik die Aufgabe, der Industrie die Rahmenbedingungen vorzugeben, wohin sie gehen soll. Das hat sie mit den Gesetzen im EU-Parlament auch getan. Doch sie soll nicht eine Technologie vorgeben. Den Weg dorthin soll sich die Industrie erarbeiten, aber das ist im Moment nicht der Fall.


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