Ende September ist der hochkarätige Kongress des A&W-Schwestermediums FLOTTE in der Wiener Hofburgüber die Bühne gegangen. In Gesprächen mit Ausstellern und Fuhrparkbetreibern hat sich einmal mehr gezeigt: Der Bedarf an Werkstatt-Netzwerken ist groß und wächst weiter. Dabei entsteht die Nachfrage in zwei Bereichen. Das sind zum einen All-in-one-Lösungen, bei denen der Kunden mit der Leasingrate auch Service und Reifen mitfinanziert. Das geht bis zur Miete und bis zum Auto-Abo, wobei das Fahrzeug für eine bestimmte Zeit genutzt wird und lediglich Treibstoff bzw. Strom selbst zu bezahlen sind. Die Reifen sind in den monatlichen Kosten inkludiert und werden vom Anbieter bezahlt, der die Reifenmarke oder zumindest die Kategorie und teilweise auch den "Abwicklungspartner", also die Werkstätte, vorgibt.

Die zweite Kundengruppe sind Fuhrparks, dieösterreichweit aufgestellt sind oder deren Mitarbeiter zumindest überregional unterwegs sind. Der notwendige Werkstattaufenthalt soll dort erfolgen, wo sich der Mitarbeiter gerade (beruflich oder privat) aufhält. In beiden Fällen werden immer öfter österreichweite Partnernetze genutzt.

Abwicklung, Transparenz und Qualität
Dabei geht es nur bedingt um den Preis. Die Basis anforderung ist die Listung beim Fuhrpark oder zumindest die Akzeptanz, entscheidend ist hier in erster Linie die Abrechnungsmöglichkeit. Der Fuhrpark-Verantwortliche bei Leasingunternehmen, Großflotte oder Auto-Abo-Anbieter möchte eine einfache Rechnungsabwicklung, volle Transparenz und einen einfachen Überblick über die Notwendigkeit, den Status und die Art der Leistung.

Einheitliche digitale Systeme
Es geht also um Organisation, Abwicklung und um Qualität. Beauftragung, Auftragsabwicklung und vor allem die Abrechnung soll in einem einheitlichen System erfolgen. Hier spielt die Digitalisierung ihre großen Vorteile aus: Terminfindung, Reparaturstatus, Abrechnung, hier braucht es moderne Systeme.
Außerdem muss die Qualität stimmen, Reklamationen kosten Fuhrparkleiter und Mitarbeiter Zeit, Geld und Nerven. Beispiele im Reifenbereich sind Fehler beim RDKS oder Probleme am Fahrwerk, die durch Beschädigungen oder Verschleiß auftreten und -mangels korrekter Einstellung durch die Werkstätte -zuerhöhtem Reifenverschleiß führen. Ganz allgemein gilt: Schlechte oder nicht durchgeführte Reparaturen kosten letztlich auch Restwert.
Dabei reden wir hier natürlich von Schadenabwicklung, vom Windschutzscheibentausch, von mechanischen Reparaturen, Service- und Verschleißarbeiten, §57a-Überprüfung und natürlich vom Reifen- und Rädertausch, dem häufigsten Werkstatt-Aufenthalt, um den natürlich auch die Autohäuser hinsichtlich Kundenbindung buhlen. Dabei sind unterschiedliche Netzwerke und damit unterschiedliche Stationen für den Autofahrer für die jeweilige Reparatur durchaus üblich. "Die durchzuführenden Arbeiten kommen ohnehin selten gleichzeitig auf den Autofahrer zu", sodie Philosophie von Renato Eggner von Raiffeisen Fuhrparkleasing. Die Aufteilung ist natürlich nicht zwingend. Kann ein Netzwerk dem Fuhrpark-Betreiber alles aus einer Hand, mit einer vernünftigen Flächendeckung und einem akzeptablen Preis anbieten, hat das durchaus Erfolgschancen.

Markenfreie Anbieter im Aufwind
Kommt das All-in-one-Angebot vom Autohersteller, ist naturgemäß das Marken-Autohaus in der Pole- Position, in allen anderen Fällen gewinnen immer mehr markenfreie Anbieter an Bedeutung. (Franchise-)Ketten wie Luckycar/Midas, A.T.U, ContiTrade (Reifen John, Profi Reifen) werben hier ebenso um Kunden wie Netzwerke unabhängiger Werkstätten, etwa 4Fleet (Goodyear), point-S, Top-Reifen-Team, Bosch Car Service oder das Automotive Repair Network von Axalta. Die Reifen sind dabei zwar die häufigste, aber auch die "niederschwelligste" Dienstleistung. Sowohl das Autohaus als auch die freie Werkstätte bzw. die Werkstattkette bieten natürlich auch Reifenservice an und können damit mehrere Arbeiten durchführen. Gleichzeitig positionieren sich Reifenfachbetriebe beim Autoservice. Lediglich die Karosseriebetriebe sind im Reifenbereich noch nicht sehr umtriebig.

Nur für junge Fahrzeuge
Durch All-in-one-Leasing und Auto-Abos beschränkt sich die Entwicklung zum "Großauftraggeber" nicht mehr auf den Firmenwagen, sondern betrifft auch vermehrt den privaten Autonutzer. Derzeit ist das Thema auf junge Fahrzeuge beschränkt. Online-Vergleichsportale, Online-Reifenkauf mit Montagepartnern, Auto-Abos für Gebrauchtwagen und neue Digitalmodelle werden auch bei älteren Fahrzeugen den Markt ändern. In jedem Fall gilt es, sich rechtzeitig mit Abrechnungslösungen und Partnernetzwerken zu beschäftigen.

Wettbewerb um die Flotten
Der Wettbewerb um den Großauftraggeber in der Werkstatt ist voll im Gang und erfolgt zwischen Autoherstellern, Werkstattketten und freien Netzwerken. Als Kfz-Betrieb ohne Partnernetz wird es für überregionale Flotten schwieriger. Dem Stammkunden mit dem neuen Auto muss man dann immer öfter absagen: "Ich kann deine Reifen nicht wechseln, weil ich nicht abrechnen kann."