Der hohe Andrang an Besuchern zeigt, wie groß das Interesse der heimischen Fuhrparkbranche am Wandel ist, den die Branche derzeit durchmacht. An die 500 Teilnehmer und 51 Aussteller sind ein eindeutiger Beweis aber auch dafür, dass ein gut gemachtes Live-Event durch ein Online-Meeting einfach nicht ersetzt werden kann. Das waren die Vorträge des Vormittags.
Zahlen & Fakten zum österreichischen Flottenmarkt
„In der Flotte finden sich sicher nicht die Stinker – der Flottenmarkt ist ein Treiber und bei alternativen Antrieben ein Vorreiter“, wie Marc Odinius Geschäftsführer Dataforce, mit Zahlen und Fakten zum österreichischen Flottenmarkt untermauerte. Seit 2018 ist die Flotte auch das stärkste Segment am heimischen Markt bei den Pkw-Neuzulassungen. Derzeit betrage der Anteil alternativer Antriebe 21 Prozent der Neuzulassungen auf dem Gesamtmarkt, davon seien 30 Prozent der Neuzulassungen von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben der Flotte zuzurechnen.
Car Policy – Ein unterschätztes Lenkinstrument
Wie kann ich Mitarbeiter mit Fahrzeugen motivieren – für Andreas Kral, Country Manager JATO Dynamics ein wesentlicher Punkt, der bei einer modernen Car Policy berücksichtigt werden muss – aber nicht nur der. Eine moderne Car Policy bedeutet, stets aktualisiert zu werden. Welche Kriterien wähle ich, welche Marken und Modelle möchte ich haben, hier gilt es stets am neuesten Stand zu sein. Für Kral besonders wichtig: Im Vorfeld klären, was der Benutzer darf und was nicht. Das reicht von der Art und Weise, wie das Auto ausgesucht wird bis Wunschausstattungen, geht über die Risiken beim Upgrade zu einem größeren Modell, den Nachteilen bei größeren Rädern, Konsequenzen bei nachträglichen Änderungen auch für den Zulassungshalter, Sprit-Abrechnungen bei Urlaubsfahrten bis zur Frage, welche Werkstätten anzusteuern sind. Für Kral entscheidend: Mit einer derart aufgestellten Car Policy holt man alle ins Boot – vom Einkauf über den Betriebsrat bis hin zum Fuhrparkverantwortlichen.
Podiumsdiskussion: E-Fahrzeuge in der Flotte
Bei der Podiumsdiskussion „E-Fahrzeuge“ in der Flotte trafen mit Michael Nörr, Fuhrparkleiter NÖ Versicherung, Ing. Peter Koch, Besitzer eines Spenglereibetriebes und Flotte-Chefredakteur Stefan Schmudermeier Skeptiker, Befürworter und neutraler Beobachter zusammen. Fazit: Das derzeitige Nadelöhr der E-Mobilität im Flotteneinsatz ist weniger die Reichweite der verfügbaren Fahrzeuge, als vielmehr die Ladeinfrastruktur. Man müsse offen sein für alle Möglichkeiten, und eventuell braucht der Umstieg auf E-Mobilität auch einen Wandel der Einstellung zur Mobilität und zum Reisen – etwa bei der Akzeptanz von Pausen zum Laden. Wie Koch ausführte, habe der Umstieg in seinem Betrieb zu deutlich geringeren Kosten geführt. Seine Mitarbeiter seien den E-Fahrzeugen gegenüber mittlerweile sehr positiv eingestellt. Närr betonte, dass bei Dienstwagenfahrern mit einem Kilometerpensum von 70.000 Kilometern im Jahr der Umstieg „sehr schwer“ werde. Er selbst habe sich als E-Fahrer als „Fahrer zweiter Klasse“ gefühlt, erzählte er. Auch am Land sei der Umstieg sicher schwerer als in der Stadt.
Umweltschutz braucht jeden Antrieb
Um den Green Deal zu erreichen, benötigt es laut Helmut Stuphann, Robert Bosch AG, Technologieoffenheit. Eine Schlüsseltechnologie ist sicher die batterieelektrische Mobilität, hier wird an die Politik appelliert, den Infrastrukturausbau zu beschleunigen. Für höhere Reichweiten und mehr Nutzlast wird Wasserstoff aus erneuerbaren Energien als bessere Lösung gesehen. Diverse Formen der Hybridisierung sind eine brauchbare Brückentechnologie, moderne Diesel mit minimalem Effekt auf die Luftqualität sind ebenso bereits auf der Straße. Auch Benziner sollen langfristig Teil der Lösung sein – wichtig ist, dass die betreibende Energie aus erneuerbaren Quellen stammt.
Verbrenner hat mit E-Fuels Zukunft
Im Anschluss an den Stuphann/Bosch-Vortrag erläuterte Oliver Schmerold, wie der automobile Bestand CO2-neutral werden kann, nachdem das im „euopäischen Beautycontest“ immer zeitnäher formulierte Verbrennerverbot in eine Sackgasse führen würde. Für die große Transformation wird die BEV-Mobilität benötigt, aber auch Wasserstoff und – ganz wesentlich – synthetische Kraftstoffe sind aus ÖAMTC-Sicht gefordert. Kritikpunkte wie energieintensive Herstellung und Abhängigkeiten bestehen, aber „wir müssen uns vom Wunschszenario lösen, dass wir alle erneuerbare Energien in unserem Land produzieren können“, so Schmerold.
Drohnenflug statt Autofahrt!
FACC ist eine dieser österreichischen Firmen, die kaum einer kennt, die in ihrer Branche aber ganz „oben“ mitspielen. Und das ist hier freilich wörtlich gemeint. Es geht um Luftfahrt. Boeing, Airbus und Co. sind bereits Kunden, allerdings soll das Geschäftsfeld bald schon auch im Mobilitätslösungen im kleineren Rahmen erweitert werden: elektrische VTOLs (vertical take off and landing) sollen zuerst betuchten Geschäftsleuten als grünere und günstigere Heli-Alternative zur Verfügung gestellt werden und zB für Organtransporte genutzt werden. Durch den Trend zu Megacities hat das Konzept „Drohne für 2 on demand“ aber auch lukrative Zukunftsaussichten für Otto Normal und seine Begleitung. Das erste Seriengerät ist bereits fertig (vulgo ehang 216) , die Beteiligung an Forschungs- und Verwaltungs-Themen innerhalb von FACC groß. Kein wunder, beim erwarteten Geldwert des Markts: insgesamt 32 Milliarden US-Dollar.