Der puls-Automobilkongress war im März 2020 die letzte große Veranstaltung in der Branche, die noch vor dem Lockdown durchgeführt wurde. Und heuer, zum ungewöhnlichen Termin Mitte Juli, war es das erste größere Zusammentreffen unter dem Motto "Geimpft, getestet oder genesen". Wie immer hatte Veranstalter Dr. Konrad Weßner hochkarätige Referenten gefunden, einige von ihnen auch aus Österreich bzw. mit früheren Tätigkeiten in Österreich.

"Gelegenheit, Zusammenarbeit zuüberdenken"
Gleich zu Beginn sprach Maria Grazia Davino, Sales&Marketing Manager Enlarged Europe bei Stellantis (und ehemalige Fiat-Chefin inÖsterreich), klare Worte zur gesamteuropäischen Kündigung des Händlernetzes: "Ich mag das Wort ,kündigen' nicht, das ist immer mit Negativem verbunden. Doch wir müssen uns auf 2023 vorbereiten, und jetzt haben wir die Gelegenheit, die Zusammenarbeit zu überdenken." Man schreibe mit den Händlern nun alle Prozesse neu, auch in der Dispo, so Davino: "Die Händler sollten die derzeitige Vorgangsweise als große Gelegenheit, nicht als Strafe verstehen."
Dr. Jürgen Keller (früher Opel-Chef in Österreich) hörte aufmerksam zu. Er wäre an den Stellantis- Kündigungen hautnah dran gewesen, wäre er nicht als Importeurschef zu Hyundai Deutschland gewechselt: Klar, dass er seine früheren Kontakte nützt und das Netz der Koreaner teilweise neu aufstellt.In den 30 Jahren seit 1991, als Hyundai mit Low-Tech- Modellen auf der IAA in Frankfurt gestartet sei, sei es gelungen, über den Fast Follower (bis ca. 2010, etwa mit dem i40) zu einem Innovationstreiber zu werden. "Wir bieten als einziger Hersteller alle Antriebsformen an -bis hin zur Brennstoffzelle", sagte Keller. Schon jetzt seien 75 Prozent der Modelle mit elektrifiziertem Antrieb verfügbar.
Interessante Zahlenüber die Anfragen auf der Suchmaschine zu bestimmten Themen präsentierten Johannes Graßmann und Michael Complojer von Google Deutschland: Was das Thema "Auto" betrifft, so liegen die Anfragen auf der Suchmaschine auf dem Niveau vor der Corona-Krise, teilweise sogar darüber. Bei "E-Mobilität" betrage das Anfragen-Plus im Vergleich zum Vorjahr 31 Prozent, bei "Plug-in" 30 Prozent, bei "Ladestationen" sogar 64 Prozent.
Per Video zugeschaltet war beim Kongress auch Stefan Hutschinski, Einzelhandelssprecher im Bundesgremium des Fahrzeughandels der WirtschaftskammerÖsterreich. Durch den kleinteiligen österreichischen Markt seien die Händler hierzulande oft noch näher am Kunden, als dies beispielsweise oft in Deutschland der Fall sei, sagte er. Er sieht die Zukunft der Branche optimistisch: "Wichtig ist, dass die Autohäuser eine Top-Beratung anbieten und dass dies sowie der deutliche Mehraufwand bei der Auslieferung von den Importeuren auch abgegolten wird."
Hansjörg Mayr
, CDO der Wolfgang Denzel Auto AG, sprach in seinem Referat von den spürbaren politischen Veränderungen, die es in Wien für die Autobranche gebe: "Die Stadt will den Individualverkehr bis 2025 auf 20 Prozent zurückdrängen." Das zweite Ziel sei, die Zahl von derzeit 370 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner bis 2030 auf nur noch 250 zu reduzieren. In der Beratung wählt Denzel in seinen 20 Autohaus-Standorten einen technologieoffenen Ansatz: "Wenn jeder einen möglichen Beitrag liefert , wird es uns helfen, die Ziele zu erreichen. Und wenn jemand von seinem 14 Jahre alten Auto auf ein Euro6-Modell umsteigt, ist das ein wesentlicher Beitrag." Jemand, der wenig verdiene, könne sich heute eben noch kein E-Auto leisten, so Mayr. (MUE)

„Die Händler sollten die derzeitige Vorgangsweise als große Gelegenheit, nicht als Strafe verstehen.“
Maria Grazia Davino, Stellantis Europe, zur gesamteuropäischen Kündigung

„Wenn jemand von seinem 14 Jahre alten Auto auf ein Euro6-Modell umsteigt, ist das ein wichtiger Beitrag.“
Hansjörg Mayr, Denzel