AUTO-Information: Sie sind seit wenigen Wochen Generaldirektor von Ford Austria, aber den Händlern als früherer Operations Director sehr gut bekannt. Was wird sich ändern?
Mag. Andreas Oberascher: Die Kommunikation in Richtung Handel ist ganz klar auf Kontinuität ausgerichtet: Wir wollten in den vergangenen Jahren immer nachhaltig wachsen und nicht mit Gewalt irgendwelche Zahlen schaffen, denn Planbarkeit ist die wichtigste Säule des Erfolgs. Ich will das sehr gute partnerschaftliche Verhältnis fortsetzen. Wenn der Händlerverband sagt, dass wir die stärkste rein private Vertriebsorganisation Österreichs haben, unterschreibe ich das sofort.
Wird es im Händlernetz Veränderungen geben? Die größte "Baustelle" ist Kärnten...
Oberascher: In Wien-Donaustadt ist Auto Stahl voll im Bau und wird den operativen Betrieb im 3. Quartal aufnehmen. Wir haben in Wien mit MVC einen langjährigen guten Partner, aber dennoch das Potenzial gesehen, mehr machen zu können. Nach der Beendigung der Zusammenarbeit mit Beyschlag war die Notwendigkeit, einen zweiten Händler zu installieren, was jetzt mit Auto Stahl erfolgt. In Kärnten suchen wir nach der bestmöglichen Lösung, die nachhaltig und langfristig ist. Am besten wäre ein guter, starker Partner, der regional verankert ist. Hier evaluieren wir alle Möglichkeiten.
Wie fassen Sie das Corona-Jahr 2020 zusammen?
Oberascher: Es war ein sehr herausforderndes Jahr. Die Stärke unseres Händlernetzes war ein großer Beitrag zum gemeinschaftlichen Erfolg. Für uns war wichtig, dass wir aktiv bleiben und schnell reagieren. Ich glaube, wir haben das Maximum herausgeholt.
Zum Beispiel die Position als Nummer 1 bei den leichten Nutzfahrzeugen!
Oberascher: Ja, das war ein strategisches Ziel seit 10 Jahren: 2012 haben wir den Händlern gezeigt, was kommen wird. Der Handel hat massiv investiert. Wir haben jede Nische besetzt und viel Zeit in das Thema Um-und Aufbauten investiert. Das größte Volumen machen wir mit dem Transit und dem Transit Custom, doch auch der Ranger ist ein großer Erfolg. Diese Stückzahlen beim Pick-up haben wir nicht erwartet.
Das heißt, Ford will die Nummer 1 bleiben?
Oberascher: Wir sind "Motor der Wirtschaft", und das wollen wir bleiben. Nun gilt es, diese Position bei den Nutzfahrzeugen nachhaltig zu festigen. Wir wollen ein verlässlicher Mobilitätspartner für unsere Kunden sein und die Wertschöpfung am Laufen halten.
Kommen wir zu den Pkws: Wie ist derzeit das Verhältnis zwischen gewerblichen und Privatkunden?
Oberascher: Seit Jahresanfang gibt es positive Signale, dass der Privatmarkt wieder zurückkommt. Hier sehe ich noch viel Potenzial, zum Beispiel für den Focus Turnier und für den Kuga Plug-in-Hybrid und den Vollhybrid. Insgesamt ist das Verhältnis zwischen Privat-und Firmenkunden bei 48 zu 52 Prozent.
Welche Modelle kommen bei Ford heuer neu?
Oberascher: Bei den Nutzfahrzeugen ist im Moment alles da: Hier schöpfen wir aus dem Vollen. Bei den Pkws ist der Mustang Mach-E ab Juni oder Juli bei uns und der Vorverkauf läuft sehr gut. Damit sind wir dann auch bei vollelektrischen Autos mit dabei: Und die Entscheidung, als Erstes nicht ein rein rationelles Auto anzubieten, entspricht voll und ganz unserem Motto "Leistbare Sportlichkeit mit Fahrspaß".
Haben mittlerweile alle Ford-Händler den Sideletter für den Mach-E unterschrieben? Was passiert mit jenen, die noch nicht unterschrieben haben?
Oberascher: Alle Volumenhändler haben unterschrieben, insgesamt liegen wir bei über 90 Prozent. Ford hat unlängst kommuniziert, dass im Werk in Köln 1 Milliarde Euro in die Elektrifizierung investiert wird. Das erste Volumenmodell kommt 2023 aus Köln, ab 2026 wird dann jedes Modell entweder als Plug-in-Hybrid oder vollelektrisch angeboten. Ab 2030 ist Ford dann rein elektrisch. Das heißt: Die Branche ist in einem massiven Umbruch und wir müssen an diese Veränderungen herangehen.
Wie läuft heuer die Nachfrage? Sind Sie zufrieden?
Oberascher: Bei den Neuzulassungen war das 1. Quartal sehr positiv. Wir haben bei den Nutzfahrzeugen auf einen Marktanteil von 23,4 Prozent zugelegt. Auch durch die Ankündigung der NoVA auf Nutzfahrzeuge ab 1. Juli wurden unsere Erwartungen übererfüllt. Die Verfügbarkeit war gut, weil wir von der Halbleiterthematik nicht so betroffen waren. Das hat erste Priorität: Jeder kämpft mit dieser Problematik. Wir müssen uns die Produktion sichern, damit wir bis Ende Oktober alle Bestellungen ausliefern können. Wenn es eine Verlängerung der Zulassungsfrist gibt, dann würde ich mich dem uneingeschränkt anschließen. Das würde allen helfen!
Und wie geht es Ford heuer am Pkw-Markt?
Oberascher: Wir hatten ein erfolgreiches 1. Quartal. Die D-A-CH-Organisation hat uns schon zu Jahresbeginn ein gutes Endkunden-Angebot ermöglicht, sodass wir bei den Pkws nach 3 Monaten bei 5,5 Prozent liegen, das sind 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Privatkunden ist aber sicher noch Luft nach oben: Es ist eine Herausforderung für jeden Händler, seine Bestandskunden zu aktivieren. Jeder weiß, wann der beste Zeitpunkt dafür ist.
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