A&W: Die Porsche Holding hat ihr Ergebnis veröffentlicht: Sie können durchaus zufrieden sein, oder?
Dr. Hans Peter Schützinger: Ja, wir haben die Corona- Krise bestmöglich gemeistert. Was den Umsatz betrifft, so ist es das zweitbeste Jahr der Porsche Holding geworden. Nach einer kurzen schmerzhaften Unterbrechung haben wir auch unsere Investitions-Tätigkeiten fortgesetzt, zum Beispiel in der Digitalisierung.

Meinen Sie damit den Online-Verkauf von Autos?
Schützinger: Der Online-Verkauf war ein wichtiges Projekt in der Corona-Stillstandzeit: Die Kunden haben diese Möglichkeit für die Information und Kommunikation verwendet, der Abschluss, die Bezahlung und die Auslieferung erfolgten wieder im Autohaus. Aber dieser Weg ist nicht aufzuhalten. Wir arbeiten auch an 2 Pilotprojekten eines digitalen Autohauses, je eines in Österreich und Deutschland.

Die Entwicklung in den einzelnen Kontinenten verlief sehr unterschiedlich, oder?
Schützinger: China war sehr interessant, weil dort die Erholung nach dem frühen Lockdown im Februar sehr schnell eingesetzt hat. Da wir dort im Premium- Segment tätig sind, ist auch die Wertschöpfung sehr gut. In Chile und Kolumbien war es am schwierigsten, weil soziale Unruhen und Lockdown quasi zum Stillstand geführt haben. Andererseits ist der Markt 2021 aufgrund der hohen Durchimpfungsrate wieder vielversprechend angesprungen. Die Impfung hilft, dass sich die Wirtschaft wieder schnell nach oben bewegt. Das macht Hoffnung für Europa.

Wie beurteilen Sie die Situation in Österreich?
Schützinger: Wir haben heuer einen hervorragenden Auftragsbestand, der um 40 Prozent über einem Normaljahr liegt, und zwar quer über alle Marken hinweg. Das ist auch nach dem Auslaufen der Investitionsprämie so geblieben. Daher bin ich für heuer sehr optimistisch, dass wir bei den Neuzulassungen Richtung 290.000 gehen können. Falls notwendig, werden wir Nachjustierungen vornehmen. Die Frage ist aber auch, ob wir ausreichend beliefert werden können.

Sie meinen damit die Halbleiter-Thematik?
Schützinger: Ja. Aufgrund der extrem hohen Konsumelektroniknachfrage gibt es einen massiven Engpass an Halbleitern. Doch die Beschaffung im Volkswagen Konzern arbeitet hart daran, die Auswirkungen in der Produktion zu minimieren. In der Produktionslogistik werden auch zuerst die Auftragsbestände abgearbeitet, statt Autos fürs Lager zu produzieren. Ich hoffe, dass sich die Lage im 2. Halbjahr entspannen wird.