AUTO&Wirtschaft: Mit Ihrem Promotion- Report und dem Promo-Index beobachten Sie die Entwicklung der Rabatte bei den Neuwagen sehr genau. Wie haben sich diese 2020 entwickelt?
Stephan Mühlmann: Wir haben ein turbulentes Jahr hinter uns, nicht nur bei den Neuzulassungen, sondern auch bei den durchschnittlich gewährten Kundenvorteilen, die wir in unserem Promo-Index messen. Nachdem das 4. Quartal 2019 bei den Kundenvorteilen neue Höchstwerte in unserem Index in der Höhe von ca.155 bis 158 gebracht haben, wurden diese im 1. Quartal 2020 spürbar zurückgefahren. Der Promo-Index ging im 1. Quartal auf einen Wert von ca. 130 zurück. Mit der Corona-Krise und den dadurch bedingten Produktionsausfällen war ein Fokus auf Lagerfahrzeuge zu beobachten, was den Promo-Index wiederum in neue Rekordwerte auf der Höhe von zeitweise über 170 brachte. Dieses Niveau wurde in den Sommermonaten gehalten, erst mit Oktober können wir wieder eine spürbare Reduktion des Niveaus an durchschnittlich gewährten Kundenvorteilen beobachten. Ende November lagen diese sogar unterhalb des Vorjahresniveaus.

Wie stark hat Corona die Nachlässe beeinflusst?
Mühlmann: Wie schon gesagt, zwang Corona die Importeure und Händler, auf Lagerfahrzeuge zu fokussieren, da keine bis wenig Produktion nachkam. Dies hat die Rabatte deutlich in die Höhe schnellen lassen. Diese Produktionsausfälle waren im Herbst deutlich geringer, unter anderem ein Grund, warum die durchschnittlich gewährten Kundenvorteile im 2. Lockdown geringer sind als in der ersten Phase.

Warum waren die Rabatte im Sommer und Herbst hoch, obwohl Neuwagen wegen der Produktionsanläufe in den Werken und der Umstellung auf Euro 6d-Full teilweise nicht geliefert werden können?
Mühlmann: Meiner Einschätzung nach ging es darum, das verlorene Volumen, zumindest was Kaufverträge angeht, durch attraktive Angebote möglichst aufzuholen. Die Zulassungen folgen dann zeitversetzt. Es ging auch darum, dem Handel zu helfen und positive Signale sowohl an den Handel als auch an die Kunden zu senden.

Welche Segmente waren besonders stark von Nachlässen betroffen?
Mühlmann: Bei allen Segmenten waren diese Steigerungen zu beobachten, zwar in etwas unterschiedlicher Ausprägung, aber die Tendenz war gleich.

Welche Marken, die Sie mit Ihrem Team beobachtet haben, haben das Instrument am meisten genutzt?
Mühlmann: Bei praktisch allen Marken waren ähnliche Entwicklungen zu sehen. Die Top 3 -VW, Skoda und Seat -sind ein Spiegelbild des Marktes: ein hohes Niveau an durchschnittlich gewährten Kundenvorteilen im Q4 2019, dann eine deutliche Reduzierung im Q1 2020, gefolgt von einem neuen Rekordniveau ab Mai 2020. Einzig die Seat-Zahlen zeigten im Sommer nach unten, bei VW und Skoda blieben die Zahlen hoch. Auch die Premiummarken zeigen ein ähnliches Bild: BMW als Nummer 4 im Markt verzeichnet in der Corona-Zeit von Mai bis Juli ein neues Hoch an Unterstützung, ist nun aber wieder auf einem "normalen" Niveau angekommen.
Bei der Nummer 5 Ford waren die Zahlen deutlich konstanter. Das Unterstützungsniveau ist generell sehr hoch und wuchs in der Corona-Zeit dadurch deutlich geringer als bei den anderen Marken.

Einige Marken haben auch bei Elektroautos hohe Nachlässe gewährt: Wie sieht es hier konkret aus?
Mühlmann: Bei den Elektrofahrzeugen (BEV) muss man mit in Betracht ziehen, dass die Förderung mit Juli deutlich erhöht wurde, wodurch auch Gelder der Importeure darin gebunden wurden. Trotzdem gab es bzw. gibt es Bewegung bei diesen Fahrzeugen. So hat Nissan die Preise des Leaf um durchschnittlichrund 10 Prozent gesenkt. Aktuelle Aktionen anderer Marken wie Hyundai mit einem Sonder-E-Mobilitätsbonus von 1.200 Euro, Renault mit der doppelten Investitionsprämie oder Opel mit einem zusätzlichen E-Mobilitätsbonus bis 7.680 Euro zeugen von einem deutlich verschärften Wettbewerbsumfeld.

Wagen Sie eine Einschätzung für 2021: Wie wird es da weitergehen?
Mühlmann: Das ist schwer vorauszusagen. Der Volumendruck wird bleiben. Auf der anderen Seite herrscht auch Druck bei den CO2-Emissionen. Unterstützt von vielen interessanten Produkteinführungen (PHEV und BEV) wird das Jahr 2021 auf jeden Fall spannend.