Seit Jahresbeginn hat Elon Musk mit seinem Tesla sein Vermögen um 57 Milliarden Dollar gesteigert und ist laut Bloomberg-Milliardärsranking (Mitte August) damit reicher als Warren Buffet, der Altstar der Börsenspekulanten.

Das in einer Zeit, in der die Autohersteller von der Corona-Krise gebeutelt werden. Allerdings in einer Zeit, in der die Politiker die Notenbanken fest im Griff haben. Nach dem Motto: Der Staat zahlt alles. Getrieben von der Angst, irgendwo irgendwelche Wahlen zu verlieren. Alle kennen da nur noch ein Rezept: Die Geldschleusen zuöffnen, den Markt mit virtuellem Geld zu fluten. Weltweit klettert die Staatsverschuldung in astronomische Höhen.

Verantwortung schaut anders aus.
Mich erinnert das Szenario an die Lebensgeschichte des Pleitiers Sigmund Bosel, des "armen Trillionärs". Er avancierte in der Zwischenkriegszeit vom kleinen Kriegsund Krisenspekulanten zum reichsten Österreicher, konnte sich große Banken kaufen und wurde von Politikern hofiert. Wirecard und Commercialbank lassen grüßen. Diese Pleiten zeigen, wie leicht sich so ein Rad auch heute drehen lässt. Auf der Strecke bleiben all jene, die diesem System vertraut haben.

Wirecard wird zum Vorwurf gemacht, Geschäfte verbucht zu haben, die es gar nicht gegeben hat. Ein bilanzielles Loch von knapp 2 Milliarden Euro war die Folge. Derartige Tricks hatte Musk nie nötig. Jeder weiß, dass sein Unternehmen laufend Verluste macht. Dass er bis 2019 einen Schuldenberg von 26,2 Milliarden Dollar angehäuft hat. Was sind im Vergleich dazu die fehlenden 2 Milliarden Euro, die das Geschäftsmodell von Wirecard wie einen Luftballon platzen ließen!

2019 lief bei Tesla die Produktion mit 367.000 Stück endlich auf "Hochtouren". Der Jahresverlust lag "nur" noch bei 665 Millionen Dollar. Dividenden hat es noch nie gegeben. Im Vergleich: Mercedes produzierte im Vorjahr 2.397.673 Benz Cars, schaffte einen Umsatz von 173 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 2,7 Milliarden Euro. Vor einem Jahrkostete eine Tesla-Aktie durchschnittlich rund 250 Dollar. Heuer lag sie am 25. August bei 2.014 Dollar. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) steht bei 900. Das heißt, ein Käufer muss mehr als das 900-Fache des Gewinns der letzten zwölf Monate hinlegen. Daran ändert auch nichts, dass Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research für Tesla im 1. Halbjahr 2020 einen Gewinn von 2.890 Euro pro Fahrzeug errechnet hat und für Mercedes einen Verlust von 599 Euro je Auto.

Wenn die Tesla-Kurse durch die Decke schießen, gibt es ein ideales Gegenmittel: Aktiensplitting. Aus eins mach fünf. Jeder, der eine Aktie hält, hat plötzlich fünf: Damit sich auch der kleine Mann so eine Aktie leisten kann. Denen Altaktionäre wie Musk diese Aktien dann als "billig" andrehen können. Um aus Buchgewinnen endlich Cash zu machen.

Warnende Stimmen gelten als Spielverderber.
Gefragt ist Optimismus. Schon im März habe ich ein Schrumpfen der heimischen Wirtschaft um 7 Prozent prognostiziert -und wurde als Pessimist abgestempelt. Derzeit zähle ich mit dieser Einschätzung bereits zu den Realisten. Anfang nächsten Jahres gelte ich mit minus 7 Prozent vielleicht schon als Optimist. So schnell können sichBewertungen ändern, sobald einmal der Wert des Geldes ins Wanken kommt.