Die Studie zeichnet detailliert nach, wie Continental zu einem Stützpfeiler der nationalsozialistischen Rüstungs- und Kriegswirtschaft wurde und gleichzeitig von der Mobilisierungs- und Aufrüstungspolitik des Regimes wirtschaftlich profitierte. Die Untersuchung wurde vom Historiker Prof. Dr. Paul Erker (LMU München) erarbeitet, der Experte für Unternehmensgeschichte der NS-Zeit ist. 

Vor dem Krieg hatte Conti zahlreiche Produkte für die nationalsozialistische Freizeit- und Konsumgesellschaft hergestellt, bevor das Produktionsprogramm zunehmend von Rüstungsgütern dominiert wurde. „Die Zuliefererindustrie und mit ihr Continental, VDO, Teves, Phoenix und Semperit waren das eigentliche Rückgrat der nationalsozialistischen Rüstungs- und Kriegswirtschaft“, sagte Erker. Zur Arbeit seien außer rund 10.000 Zwangsarbeitern in  den letzten Kriegsjahren auch KZ-Häftlinge eingesetzt gewesen.

Als Konsequenz der Studie hat Continental das Programm „Verantwortung und Zukunft“ ins Leben gerufen, das fortwährendes Lernen aus der eigenen Vergangenheit zu einem festverankerten Bestandteil der Unternehmenskultur machen soll. Kernelemente sind unter anderem die systematische Integration der Studienergebnisse in die Aus- und Weiterbildung sowie eine Öffnung des Unternehmensarchivs für die Wissenschaft anlässlich des 150-jährigen Unternehmensjubiläums im Herbst 2021. Außerdem stiftet Continental das neue Siegmund-Seligmann-Stipendium, mit dem die wirtschafts- und unternehmensgeschichtliche Forschung zur NS-Zeit und zur Unternehmensgeschichte der Continental gefördert werden soll. Darüber hinaus wird das Unternehmen die Namen seiner früheren Zwangsarbeiter – soweit sie überliefert sind – in Form einer Gedenktafel öffentlich präsentieren.