A&W: Welche Tipps haben Sie für Autohändler und Werkstätten, um den Weg aus der Krise zu schaffen?
Mag. Alfons Fischer: Egal, ob der Betrieb mit einer Eigenkapitalquote von über 30 Prozent finanziell gut gepolstert ist, eine Eigenkapitalquote von weniger als 10 Prozent oder gar eine negative hat: Heuer geht es nur darum, den Betrieb so einzustellen, dass der Cashflow möglichst positiv oder zumindest null ist. Besonders gefährlich sind in Zeiten wie diesen überalterte Bestände im Bereich Neuwagen- und Gebrauchtwagen-Lager, aber auch im Teilebereich! Trotzdem wird es wichtig sein, mutig zu bleiben und rechtzeitig den Betrieb wieder hochzufahren, wenn sich Marktchancen bieten. Dann muss man rascher agieren als die Konkurrenz. Nur auf die Kurzarbeitsunterstützung zu blicken und Kosten zu sparen, wird nicht helfen.
Welche Bereiche im Autohaus haben die besten Chancen, wieder profitabel zu werden? Und von welchen Bereichen sollte man sich eher trennen?
Fischer: Sicher der gesamte Aftersales-Bereich, umso mehr als der Neu- und Gebrauchtwagen-Verkauf heuer stark einbrechen wird und sich dadurch natürlich mehr Service-Volumen ergibt. Als Markenhändler kann man sich schwer von einzelnen Bereichen trennen, da das Geschäftsmodell "Markenautohandel" nur über alle Kanäle gespielt werden kann. Empfehlenswert ist aber, sich in Absprache mit dem Hersteller/Importeur vorerst von Zulassungsaktionen und Neuwagen-Lageraufbau-Aktionen zu verabschieden!
Befürchten Sie eine Insolvenzwelle in der Branche?
Fischer: Ich glaube das eher nicht.
Wäre es - anders gesagt - jetzt auch eine Chance, sein Geschäft um weitere Standorte von bisherigen Mitbewerbern zu erweitern, um für die Zukunft besser aufgestellt zu sein? Vorausgesetzt, man hat genügend Liquidität und/oder die Bank spielt mit.
Fischer: Ganz sicher warten einige gut aufgestellte Unternehmen auf ihre Chance und werden diese auch nützen, was auch vernünftig ist! Die Hersteller werden aber weiter versuchen, ein möglichst dichtes Händlernetz zu erhalten: Es wird sich eher die Zahl der Eigentümer von Händlerbetrieben verringern als die Zahl der Filialen. Übrigens findet ja eine Marktbereinigung in den Händlernetzen schon seit geraumer Zeit statt. Sie hat sich mit den Diskussionen über alternative E-Antriebe in der letzten Zeit verstärkt und wird sich jetzt, nach Corona weiter beschleunigen.
Wie wird sich die Kfz-Branche in ein paar Jahren durch Corona verändert haben? Oder wird diese Krise diese Vorgänge nur beschleunigen?
Fischer: Das ist ganz schwierig zu sagen: Ich sehe eher eine Beschleunigung der Vorgänge. In der Vergangenheit hat sich oft gezeigt, dass angesagte Katastrophen dann doch nicht stattfinden; allerdings wurde diesmal mit dem Corona-Lockdown erstmals das Ertrags-Herz des Markenhandels-Geschäftsmodells getroffen, nämlich das Aftersales-Geschäft. Und das könnte alles anders machen als das, was wir bisher gesehen haben.