AUTO-Information: Mit dem Start der Marke MG ist Ihnen eine große Überraschung gelungen

Mag. Anja Frey-Winkelbauer: Wir haben uns für das Frühjahr eine Neuausrichtung der Unternehmensgruppe vorgenommen. Während viele über die Situation, in der sich die Autobranche momentan befindet, jammern, denken wir: Eigentlich muss man als Automobilhändler rausgehen und sich fragen, warum machen wir das? Wir haben die Situation anders gemeistert, indem wir gesagt haben: Was können wir machen, was für unsere Kunden entscheidend ist? Wenn es um umweltfreundliche Technologien geht, ist Frey immer vorn dabei. Das beweisen wir seit Jahrzehnten mit den Marken Toyota und Lexus. Da war es naheliegend, dass wir unser Portfolio mit Elektromobilität erweitern. Wir sind dann im Laufe des Frühjahrs bzw. Sommers über einen Vermittler gefragt worden, ob uns die Marke MG/Rover interessiert, so hat das dann seinen Lauf genommen. Es hat sehr intensiver Vorbereitungen bedurft und es ist dann auch ganz knapp vor Jahresende zum Vertragsabschluss gekommen. Wobei wir nie vorher reden, sondern erst dann, wenn wir etwas zu sagen haben, und wir haben uns deshalb in dieser Sache auch ein bisschen zurückgenommen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der neuen Marke?

Frey-Winkelbauer: Wir sind sehr zufrieden, SAIC ist der größte chinesische Produzent und baut mit 180.000 Mitarbeitern 7 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. Auch die Qualität stimmt, wir sind punkto Qualität mit Toyota und Lexus verwöhnt, diese Marke hat gut zu uns gepasst. Die SAIC-Passenger-Cars werden unter der Marke MG in Europa vermarktet, die Marke MG wurde 2007 von SAIC erworben, nach 15 Jahren Absenz kommt MG als innovativer Player auf den Markt zurück.

Wie planen Sie, den Vertrieb zu organisieren?

Frey-Winkelbauer: Wir haben einen Händlervertrag mit SAIC, das ist genau die gleiche Struktur wie bei Aston Martin, da gibt es den Status Importeur nicht, es gibt eine Europazentrale in Amsterdam und SAIC vergibt nur Händlerverträge in ganz Europa und arbeitet pro Land mit einem Händler zusammen. Wir bauen unsere Standorte nun auf, der Hauptsitz ist in Wien-Inzersdorf. Dort werden wir einen Schauraum haben, auch an unseren Wiener Standorten in der Prager Straße und im Arsenal sowie in Salzburg. Dann werden wir uns natürlich überlegen, wie wir unser Vertriebsnetz weiter ausbauen. Entscheidend ist, dass wir die Vertriebsabwicklung anders gestalten werden.

Was können wir uns darunter vorstellen?

Frey-Winkelbauer: Es wird keine Verkäufer geben, die im Schauraum warten, dass der Kunde kommt. Wir haben "Flying Salesmen" im Einsatz: Es sind jetzt bereits sieben Mitarbeiter, es kommen aber noch mehr unter Vertrag, die als Mobilitätsberater ausschwärmen und mit dem Auto dorthin fahren werden, wo sich unsere Kunden aufhalten. Unsere Seller gehen hinaus, interessierte Kunden können den Flying Seller kontaktieren und dieser kommt zum Kunden. Auch bei den Zeiten sind wir flexibel: Abendbesuche wird es auf Wunsch geben. Wir haben uns intensiv damit auseinandergesetzt, welche Bedürfnisse und Wünsche unsere Kunden haben und was wir anders machen können. Das ewige Sitzen im Schauraum ist Schnee von gestern, nur 25 Prozent aller Kunden, die sich im Internet informieren, kommen in den Schauraum. Das ist zu wenig, es reicht nicht mehr, zu sitzen und zu warten.

Ist das auch für andere Marken denkbar?

Frey-Winkelbauer: Dieses Konzept ist nicht nur für MG eines für die Zukunft, sondern auch für unsere anderen Marken denkbar. Das ist unser Thema zur Digitalisierung in Verbindung mit umweltfreundlicher Technologie. Ich wage zu behaupten, dass wir der CO2-freundlichste Händlerbetrieb Österreichs sind. Das waren wir schon mit Toyota und Lexusund nun kommt noch die Elektromobilität dazu.

Wann werden weitere Modelle von MG in Österreich auf den Markt kommen?

Frey-Winkelbauer: Künftige Modelle der Marke MG werden in Europa nur mit rein elektrischem Antrieb angeboten, vorerst gibt es mit ZS EV ein SUV-Modell. Wir schätzen, dass Anfang 2021 ein größeres SUV und in weiterer Folge auch ein Sportwagen auf den Markt kommen werden. Das aktuelle Modell ist auch den Zeichen der Zeit geschuldet und simplifiziert: Ein Modell, zwei Ausstattungsvarianten in fünf Farben zum Preis ab 31.790 Euro, wobei es sich dabei um den offiziellen Verkaufspreis ohne Berücksichtigung etwaiger Förderungen handelt. Das Entscheidende dabei ist auch, dass unsere Verkäufer nun als Mobilitätsberater fungieren. Wir nehmen dem Kunden auch diesen ganzen Förderdschungel ab. Das heißt, er bekommt einen Berater, der ihm alles abwickeln wird - also den maximalen Support.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr 2019 der Frey Retail? Wie planen Sie für 2020?

Frey-Winkelbauer: Unser traditionelles Geschäft ist weiterhin unser wichtigster Standpfeiler. Durch unser Blut fließt Toyota-DNA und Toyota ist eine Marke, die aus dem Leben der Familie Frey nicht wegzudenken ist. Insofern bleibt es unser Hauptgeschäft. Wir konnten im vergangenen Jahr die Stückzahlen halten, obwohl der Gesamtmarkt gesunken ist und auch Toyota einen kleinen Rückgang erlebte. Unseren Absatz sehen wir zufriedenstellend, es reicht aber in unserem eigenen persönlichen Ehrgeiz nicht aus. Wir haben auch mit Herrn Twellmann ein sehr gutes Einvernehmen und haben für 2020 gute Ziele vereinbart, die eine leichte Steigerung beinhalten.

Welche Erwartungen haben Sie mit Aston Martin für das angelaufene Jahr und stößt das neue SUV auf spürbare Kundenresonanz?

Frey-Winkelbauer: Wir sprechen von 30 bis 40 Fahrzeugen in diesem Jahr. Davon werden sicher zwei Drittel der DBX sein. Wir stecken große Hoffnungen in diesen und hoffen, damit wieder in normale Gänge zu kommen. Anfang Dezember hatten wir ein Werksauto in Wien, um es Interessierten zu zeigen. Noch bevor das Fahrzeug auf der Straße ist, waren bereits fünf Kaufverträge unterschrieben. Im weiteren Jahr kommt der Relaunch des Vantage, der bis jetzt etwas unter seinem Wert geschlagen wurde. Er trägt die DNA von Aston Martin und erhielt optisch zur Gewinnung neuer Kunden neue, dynamische Züge.