Autoservice morgen: Das Fahrzeug warnt den Fahrer, dass ein Defekt vorliegt oder ein Service fällig ist. Der Bordcomputer schlägt auch gleich drei Werkstatttermine vor. Das funktioniert, weil die Terminplanung des Kfz-Betriebs mit dem Rechnersystem aus dem Auto vernetzt ist.

Der Fahrer stimmt mit seinem Bürokalender einen Termin ab, der ist natürlich auch im Netz. Das Ganze dauert keine fünf Minuten. Wenn der Termin ansteht, zeigt das Navigationssystem morgens nicht den Weg zur Arbeit an, sondern den in die Werkstätte. Dort steht das Tor mit der angegebenen Nummer offen, der Fahrer stellt sein Fahrzeug ab und verlässt die Werkstätte. Im Wartebereich des Autohauses oder an seinem eigenen Arbeitsplatz öffnet der Kunde die Autohaus-App und tritt mit dem Kundendienstberater in Kontakt. Der trägt eine Augmented-­Reality-Brille, mit deren Hilfe er den Kunden elektronisch beim Fahrzeug-Check mitnimmt und ihm optisch und akustisch die Probleme bzw. notwendige ­Reparaturen zeigen kann.

Der weitere Reparatur- bzw. Serviceverlauf wird ebenfalls in der App angezeigt. So kann der Fahrzeug-Nutzer (der bekanntlich immer seltener auch der Besitzer ist) sehen, in welcher Abteilung sich das Fahrzeug gerade befindet und ob der Fertigstellungstermin auch eingehalten werden kann. Die AR-Brille nutzt der Techniker übrigens auch, um in schwierigen Fällen mit Spezialisten – beim Auto- oder beim Teilehersteller – in Kontakt zu treten.

Zukunftsmusik? Zum Teil. Unrealistisch? Keineswegs! Die Technologie dazu ist da! So wie beschrieben, will Toyota Deutschland die elektronische Direktannahme – zuerst für Lexus und dann für Toyota – einführen.

Vielstimmige Zukunftsmusik
Angesichts wachsender Verbreitung der Elektromobilität werden diverse Befürchtungen laut, inwiefern der Technologiewandel Teile der Branche obsolet machen wird. Aber der Wandel, der sich ankündigt, ist noch viel breiter: Die Hybridisierung zieht zum Beispiel beim Motoröl eine starke Diversifizierung bei den Freigaben nach sich. Immer dünnere, immer speziellere Öle werden nötig, diese müssen folglich in immer kleineren Gebinden und in der nötigen Produktvielfalt bereitgehalten werden. Dies macht mehr Effizienz im Betrieb nötig, und wo Effizienz gefordert ist, spielen digitale Lösungen ihre Stärken aus.

Das gilt gleichermaßen für den ­Reifenbetrieb – oder für das Autohaus, das sich in Zeiten immer größerer und damit unhandlicherer Pneus mit dem Problem der saisonalen Lagerung auseinandersetzt. Und große „Reifenhotels“ brauchen nicht einfach möglichst intelligente und versatile Lagerkapazitäten, sondern auch neue digitale Fähigkeiten, um die Kundenreifen in der „Saison“ schnell aufzufinden und an der Bühne, wo der Tausch stattfindet, bereitzustellen. Ob der „Eagle 360“ von Goodyear (Bild), ein kugelförmiger Konzeptreifen aus dem Jahr 2016, tatsächlich kommt, bleibt spannende Nebensache.

Auch im Lackierbetrieb ist Effizienz schon seit geraumer Zeit die Parole – ganz unabhängig davon, in welche Richtung sich die bloße Technologie weiterentwickelt. Die großen Lackhersteller bieten ihren Kundenbetrieben heutzutage durch die Bank digitale Lösungen für intelligentes Werkstattmanage­ment an. Der Betrieb, der seine Abläufe schlauer organisiert, kommt auch mit komplexeren Anforderungen besser zurecht.

Digital muss „comfy“
Bei all dem gilt: Digitalisierung ist viel mehr als Kommunikation via E-Mail, SMS oder WhatsApp.  Wichtig sind auf allen Ebenen drei Dinge: Convenience (also Komfort), Verfügbarkeit und Transparenz. Das erwartet der Endkunde, also der Autofahrer, und das steigert die Effizienz in den Betrieben.

Was sich nach Meinung der Experten nicht ändert: Der persönliche Kontakt zum Kunden muss oberste Priorität genießen. Individuelle Betreuung erzeugt Kundenbindung – egal ob vor Ort, am Telefon oder über App und digitales Headset.