Dies unterstrich Dr. Urs Maier von Agora Verkehrswende, Autor der Studie „Verteilnetzausbau für die Energiewende – Elektromobilität im Fokus“.

Der gewaltige Strom-Mehrbedarf, den die fast vollständige Umstellung des öffentlichen wie privaten Verkehrs auf elektrische Antriebe in den nächsten 20 Jahren erfordert, um die Klimaziele zu erreichen, werde die Verteilernetze vor große Herausforderungen stellen.

Vielfältig wird die treibgasfreie oder zumindest treibgasarme Mobilität der Zukunft sein, ist Astrid Adamek, National Retail Manager (Leiterin Tankstellengeschäft) bei Shell Austria, überzeugt. Sie erwartet das Weiterbestehen emissionsoptimierter Verbrennungsmotorengeht aber beim Verkehr der Zukunft von der Dominanz unterschiedlicher Formen der E-Mobilität aus. Deshalb soll aus der Tankstelle ein umfassendes Mobilitäts-Servicezentrum werden, das eine Vielfalt von Energieträgern anbietet: Strom aus Ladesäulen mit bis zu 350 (herkömmliche: 44) kW, ebenso wie vor Ort mittels Elektrolyseanlagen hergestellter Wasserstoff, synthetischen Diesel, Biokraftstoffe oder als Brückentechnologie flüssiges Erdgas. 
Nach der Studie von Agora Verkehrswende müsse zwar laufend in den Ausbau der Verteilernetze und der Lade-Infrastruktur investiert werden, um die wachsende Zahl an E-Mobilen mit Energie versorgen zu können. Dieser Ausbau könne aber in dem derzeit üblichen Ausmaß erfolgen. 


Während Dipl.-Ing. Thomas Maderbacher, Geschäftsführer der Wiener Netze, erklärte, dass sich selbst in Wohnhäusern mit Tiefgaragen Ladeboxen meist nicht völlig problemlos installieren ließen, weshalb in Wien die Errichtung öffentlicher Ladepunkte vorangetrieben werde. Er wünscht sich „klare rechtliche Vorgaben, die gesteuertes Laden ermöglichen“, um Sicherheit und Zuverlässigkeit der Versorgung in jedem Fall zu garantieren. Neben „Preissignalen, die langsames Laden belohnen“, wie auch von Maier vorgeschlagen, hält Maderbacher direkte steuernde Eingriffe durch die Netzbetreiber für nötig: Wenn die Netzstabilität gefährdet ist, müsse möglich sein, die Ladeleistung bei den gerade angeschlossenen E-Mobilen vorübergehend zurückzufahren: „Wenn ein paar Autos länger laden als vorgesehen, halte ich das für weniger schlimm, als wenn der Strom ausfällt und Menschen im Lift steckenbleiben.“

Mag. Brigitte Ederer, Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit und Vorstandsvorsitzende, meint, es gehe darum, Mobilitätskonzepte insgesamt umzustellen und nicht einfach Benzinautos durch E-Autos zu ersetzen. Sharing-Konzepte, erklärte sie, könnten eine Lösung für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in ländlichen Regionen sein und forderte: „Wir müssen intensiv an Alternativen zu Lithium-Ionen-Batterien forschen, denn diese Technologie wirft neue ökologische und soziale Probleme auf, über die wir nicht einfach hinweggehen können.“
Das Forum Versorgungssicherheit sieht in der Energie-Infrastruktur „einen Schlüsselfaktor für den Wirtschafts- und Lebensstandort Österreich“.