Den meisten Kunden ist es offenbar nicht egal, auf welchem Produkt ihr Fahrzeug rollt.

Dennoch: "Trotz hoher Investitionen in Produkte, Entwicklung und Marketing ist es noch keinem gelungen, dem Reifen generell ein besseres Image zu geben", beklagt beispielsweise Günther Riepl von Falken. "Im Freundeskreis erzählt man über sein neues Handy, die neuen Ski, aber niemand erzählt, dass er sich vier tolle neue Reifen gekauft hat. Weil der Reifen einfach ein notwendiges Übel ist." Stimmt!

Wir haben uns schon einmal angeboten, als größter automotiver Verlag Österreichs hier an einer gemeinsamen Aktion mitzuwirken, bislang ist dabei nichts ins Rollen gekommen, aber wir bleiben dran.

Das schlechte Image des Reifens setzt sich übrigens beim Image der Reifenbranche und der Betriebe weiter fort. Das richtige Personal zu bekommen, wird sowohl in der Beratung als auch in der Montage immer mehr zum Thema. Denn während es an Fachkräften immer mehr mangelt, wird die geforderte Kompetenz derselben immer größer: Das betrifft die Beratung mit wachsender Vielfalt an Reifen, Fahrzeugen und Kundenanforderungen sowie Argumentation bei Onlineangeboten und der Digitalisierung beim Produkt. Letzteres wird auch den Monteur noch stärker beschäftigen, denn RDKS war erst der Anfang: Der Reifen wird zum Sensor für das Fahrzeug und braucht entsprechendes Know-how. Noch sind viele Betriebe gut aufgestellt, immer öfter fehlt allerdings der Nachwuchs. Die Saisonalität macht die Situation freilich nicht einfacher.

In der deutschen Lack- und Karosseriebranche können schon heute nicht mehr alle Aufträge abgearbeitet werden, die Wirtschaft verliert durch mangelnde Fachkräfte längst an Wertschöpfung.

In Zeiten der Digitalisierung ist die Reifenbranche in der beneidenswerten Lage, dass - unabhängig davon, wer das Produkt verkauft - jemand den Reifen vor Ort auf das Fahrzeug montieren muss. Und diese Tatsache wird in Zukunft so bleiben, die Tätigkeit aber mit Sicherheit noch komplexer werden.

Entscheidend wird also sein, sich den zukünftigen technischen und elektronischen Herausforderungen zu stellen und sich - wie in allen Branchen - als zukunftsträchtiges und attraktives Unternehmen für potentielle Mitarbeiter zu positionieren.

Denn es wäre bedauerlich, wenn das nach wie vor gegebene Potenzial des Reifenhandels nicht genutzt werden kann, weil die Mitarbeiter dafür nicht verfügbar sind.