Der Ton ist dort wesentlich rauer, das Verhältnis zwischen Versicherungen und Schadenssteuerer auf der einen Seite, Sachverständigen und Betrieben auf der anderen Seite ist momentan ein sehr schwieriges.

Dazu muss man wissen, dass die Situation der Schadensabwicklung in Deutschland generell anders läuft als in Österreich. Bei uns beauftragen die Versicherungen den Sachverständigen, dabei kann es naturgemäß zu unterschiedlichen Meinungen mit dem Sachverständigen oder dem Referenten kommen. Ist die Reparatur freigegeben, sollte es danach zu keinen Schwierigkeiten mehr kommen (lesen Sie dazu bitte auch den Artikel "Facharbeitermangel").

In Deutschland beauftragt die Werkstätte den Sachverständigen. Dass der Kunde eventuell schon aufgrund der Schadenssteuerung in den Betrieb gekommen ist, ist davon unabhängig. Der Sachverständige kalkuliert, die Werkstätte repariert und sendet danach die Rechnung an die Versicherung. Dort lässt man sie von Prüfdienstleistern überprüfen, die wiederum Rechnungskürzung vornehmen.

Maßnahmen gegen die Rechnungskürzung

Dabei hat der Zentralverband Karosserie-und Fahrzeugtechnik (ZKF) gleich drei erfolgreiche Aktivitäten gegen die Rechnungskürzung gesetzt, wie Peter Börner berichtet: 1) DFB: Die Dienstleistung für Betrieb im Bereich Kasko und Haftpflicht. "Dabei ist es entscheidend, dass uns der Betrieb den Kostenvoranschlag schickt, bevor er diesen an die Versicherung sendet", so Börner. Das kostet 77,- Euro pro Fall und ist bislang zu 100 Prozent erfolgreich. 2) Über die Kooperation mit der Rechtsanwaltskanzlei ETL Voigt, die über zahlreiche Niederlassungen in ganzDeutschland verfügt, können Betriebe Rechtshilfe anfordern. 3) Unter zkf-info.de steht den Mitgliedern das Webportal SOS-Rechnungskürzung zur Verfügung. Hier können Probleme im Kaskofall auch im Nachhinein über einen Rechtsanwalt gelöst werden.

Diskussion um Stundensätze

"Wir haben immer höhere Forderungen, die bei immer geringerer Vergütung erfüllt werden sollen", kritisiert Dirk Barfs, Präsident des Bundesverbands der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen (BVSK)."Wir haben Vorgaben, noch mehr Digitalisierung umzusetzen, um noch geringere Stundensätze zu realisieren." Der Konsument will dabei immer bessere und sicherere Fahrzeuge fahren und bekommt von den Automobilherstellern den Eindruck, immer weniger dafür bezahlen zu müssen. "Dabei sind Nachlässe bis 20 Prozent ganz normal. Wie soll der Kunde verstehen, dass sich diese Nachlässe bei Reparatur, Instandsetzung und Service nicht fortsetzen? Der Unternehmer entscheidet selbst, welche Leistung er zu welchem Preis anbietet", so Barfs zum Stundensatz.

"Wir müssen alle mit Augenmaß auf die Entwicklung des Stundenverrechnungssatzes achten. Dabei geht es nicht um Fabel-Preise, sondern um den tatsächlichen Aufwand und um die Sicherstellung von Entwicklungs-und Investitionsfähigkeit", verweist Stefan Höslinger (Höslinger Gesellschaft für Unternehmensimpulse) auf die laufend wachsenden Investitionen in den Karosseriebetrieben.

Versicherung will Teile verkaufen

Neben den Problemen mit dem Stundensatz kritisiert Börner die Entwicklung im Teilehandel. "Die produktive Arbeit in unseren Betrieben wird immer weniger, nun wollen sich die Versicherungen auch in den Teilehandel einmischen." Die Auswahl, ob ein OE-Teil oder ein Produkt vom Teilehandel verbaut wird, trifft laut Börner nicht mehr der Handwerker, sondern die Versicherung: "Aber der Handwerker soll dann volle 6 Jahre Garantie geben auf ein Teil, bei dem er nicht weiß, woher es kommt."

"Schauen Sie einmal in Ihre G+V-Rechnung, woher der Ertrag in Ihrem Betrieb kommt", so Börner "Und nun möchte die Versicherung Teile verkaufen. Das Ziel ist, dass die Rechnung an die Versicherung geht", vermutet Börner. "Ich mache mir Sorgen, wie unsere Betriebe die Zukunft gestalten sollen im Hinsicht auf Fachkräftemangel und der Herausforderung, fahrende Computer zu reparieren."

Hier finden Sie einige Eindrücke und Aussteller