Zum 43. Mal lud die Innung Fahrzeugtechnik OÖ sowie der OÖ Fahrzeughandel zum Tag der KFZ-Wirtschaft. Dieses Mal in das neue Wirtschaftskammer Oberösterreich Hauptgebäude in Linz. Im Julius-Raab-Saal begrüßte Moderator Mag. Martin Burgholzer zunächst die beiden Spartenobmänner Mst. Michael Pecherstorfer (Gewerbe & Handwerk) sowie Komm.-Rat Mag. Martin Sonntag (Handel) zu einem kleinen Rück- und Ausblick über die beiden Sparten.

Pecherstorfer wollte zunächst vor allem in eine positive Zukunft blicken: "Ich bin überzeugt, dass Gewerbe und Handwerk auch in Zukunft einen fruchtbaren Boden haben wird. Unsere Aufgabe ist es, gemeinsam Rahmenbedinungen zu schaffen und diese umzusetzen, damit das auch der Fall ist." Doch er sparte auch nicht an negativen Entwicklungen, die alle Branchen betreffen und sich als Problemidentifizierung durch den Abend zog: "Die enorme Teuerung durch die Inflation, die Lohnerhöhungen von 20-30% in 3 Jahren, hohe Material- und Energiepreise. Das alles fordert unser Gewerbe immens. Die Spanne für kleinere und mittlere Handwerksbetriebe ist fast nicht mehr stemmbar."

Einig waren sich Pecherstorfer und Sonntag aber auch beim Faktor Mensch. Denn dieser wird auch in Zukunft die wichtigste aller Rollen spielen, wie Sonntag meinte: "Wir haben in Oberösterreich etwa 100.000 Beschäftigte im Handel und 2040 werden wir 20.000 weniger haben. Uns gehen sie durch Pensionierungen verloren und zeitgleich werden nicht genug geboren. Und gerade der Handel ist ein Persönlichkeitsgeschäft. Ich brauche den Verkäufer, um den Kunden etwas bieten zu können. Dementsprechend ist das unsere größte Herausforderung."

Forderung nach handlungsfähiger Regierung

Nach der Talkrunde, an der WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte, waren die beiden Gastgeber des Abends gefragt. Landesgremialobmann Fahrzeughandel, Ing. Johann Kneidinger sowie Innungsmeister Fahrzeugtechnik OÖ, Mst. Jörg Silbergasser, erzählten zunächst, was das abgelaufene Jahr für die Branche gebracht hat und welche Eckpfeiler für sie in der Weiterentwicklung des KFZ-Wirtschaftsstandorts Oberösterreich entscheidend waren. "Das Thema §57a-Überprüfung begleitet uns jeden Tag. Hier vor allem auch die Ausbildung der Trainer und die Qualität der Überprüfungen", so Silbergasser. Zudem wurden über das Jahr verteilt in den verschiedenen Kursen alle Fragen gesammelt und eine eigene Infobroschüre gestaltet, damit die Kursteilnehmer und alle anderen die Antworten auf ihre Fragen schnell finden. "Die neuen Kurse leben vor allem von der Praxis. Dadurch ist der Kurs noch lebendiger geworden und ich habe schon gehört, dass einige nicht ganz pünktlich enden konnten, weil es so viele Fragen gab. Und das ist ein schönes Zeichen", erklärt der Innungsmeister. Zudem habe man die Örtlichkeit geändert. Die Kurse können 2025 in den Bezirksstellen besucht werden, weil "wir ökologisch sein wollten, damit die Teilnehmer kurze Anreisewege haben."

Für LGO Kneidinger war 2024 ein herausforderndes Jahr. Und dennoch konnte man die Neuzulassungen steigern. Alleine in Oberösterreich gab es ein Plus von 16 Prozent, wobei hier vor allem die Benzin/Hybrid sowie Benziner zugelegt haben. Bei den E-Autos gab es erstmals seit Jahren einen Rückgang. "Und da sieht man schon die Verunsicherung bei den Kunden. Wie geht es mit der Förderung weiter? Wie geht es mit dem Sachbezug weiter? Das sind Fragen, die die Kunden an unsere Händler stellen, aber wir können sie nicht beantworten", so Kneidinger, der trotz der am selben Tag gescheiterten Regierungsverhandlungen rasch eine handlungsfähige Regierung fordert. "Damit die Kunden wieder wissen, woran sie sind."

Vorsicht bei der SMS vom vermeintlichen Kind

Sehr launig und kurzweilig sprach danach Chef-Inspektor Gerald Sakoparning vom Landeskriminalamt Oberösterreich über das Thema Cyberkriminalität. Mit Beispielen aus der Praxis zeigte Sakoparning, wie schnell man in die Betrugsfalle tappen kann. "Wir alle kennen die SMS vom vermeintlichen Kind das Hilfe und vor allem Geld braucht, weil das Handy kaputt ist. Passen Sie da auf. Die Betrügereien werden immer ausgeklügelter." Selbst den Chef-Inspektor hat es schon erwischt: "Ich hatte einen Anruf in Abwesenheit und meine Brille nicht auf. Der Daumen an der linken Hand war schneller als die rechte Hand, die die Brille holen wollte und dann habe ich zurückgerufen und zack, da war es schon passiert. Ein Anruf aus Mali, der als Ping-Anruf funktioniert und sobald man zurückruft, zahlt man. Bei mir waren es nur 78 Cent, aber das muss nicht sein."

Was auch nicht sein muss, aber durchaus Sinn macht, wenn man sich schon jetzt damit beschäftigt ist das Thema Künstliche Intelligenz. Mag. DI Johann Baldinger, Experte für KI und Digitalisierung in der Wirtschaftskammer sowie Gerhard Stockinger, selbst IT-Spezialisit, Programmierer und Unternehmensberater, sprachen über den Einfluss der KI auf unser tägliches Leben und wie KFZ-Betriebe selbige für ihren Betrieb nutzen können. Stockinger brachte Praxisbeispiele, wie schon heute die KI das Leben erleichtern kann. Gerade dann, wenn es mit den Mitarbeitern rar gesät ist. Stockinger hat aber auch einen Rat für alle, die sich von ChatGPT oder anderen Anwendungen Texte schreiben lassen: "Lassen Sie sich keine Texte zu Themen schreiben, wo sie sich nicht auskennen. Da werden Sie auf die Nase fallen. Das garantiere ich Ihnen." Angst sollte man vor der neuen Technik jedoch keine haben, sind sich die beiden Experten einig. Man solle die KI als Werkzeug nutzen und sich und seinen Mitarbeitern das Leben vereinfachen.