Die Priorität der Reifenhersteller ist der Autofahrer, für den sie die Reifen entwickeln. Logisch, dass ihre Ergebnisse mit Spitzenwerten ausgelobt werden. Was früher ÖAMTC, ADAC und vielleicht noch Auto Bild in ihren Testergebnissen überschaubar zur Sommer- und Winterreifensaison erledigten, bricht jetzt in einer Unzahl von Medien täglich über uns herein. Kein Reifen ohne Preis! Auch der Ganzjahresreifen wird prämiert und der Reifen für das E-Auto auch. Einerseits ist es für die Industrie ein praktisches Verkaufsargument, andererseits verwirrt die Inflation an Auszeichnungen den Konsumenten.
Mitten drinnen ist der Reifenhandel, der bei sinkenden Margen und weiter steigenden Standards die Ansprüche der Kundschaft erfüllen will.
Konstrukteure verblüffen in der Reifenentwicklung immer aufs Neue mit Wörtern, Buchstaben und Zahlen für die Zusammensetzung, Bauweise, Homologation und Profilbezeichnung. Ein Beispiel von VRÖ-Obmann James Tennant: der 245/40R18 97Y Bridgestone Potenza S001 RF RSC MOE EX oder von Goodyear der Eagle F1 Asymmetric 3 MOE XL ROF SCT FP. Unglaublich, welcher Aufwand für eine korrekte Lagerhaltung damit verbunden ist, um dann auch erst die richtige Lagerdrehung zu schaffen, ohne dabei Geld zu verlieren oder die DOT-Problematik zu tangieren.
Es ist ein ständiger Kampf, Dienstleistungspreise dem eigentlichen wahren Wert anzupassen. Verglichen ein Räderwechsel eines VW Golf 13 Zöller auf Stahlfelgen vor 35 Jahren mit dem eines heutigen BMW X5 20 oder 21 Zoll Runflast-Pneus auf Alu-Felgen mit RDKS lässt Kaufleute ihre Bleistifte spitzen und rasch neu kalkulieren.
Tennant ist der Ansicht, dass Kunden faire und transparent aufgemachte Preise akzeptieren, weil sie dann verstehen, einen Reifenkauf am modernen Fahrzeug nicht mehr selbst erledigen zu können. Das ändert natürlich nichts an den angespannten Reifenmargen, so lange nicht, bis die Hersteller ihre Vertriebskanäle wieder sauber steuern wollen oder können.
Kein Reifen ohne Preis, lässt sich meine Überschrift in vielerlei Richtung deuten, grüßt
Ihr Gerhard Lustig