Mit der Kündigung des Peugeot-Händlervertrages der Südost Automobil-Vertrieb GmbH mit Bernhard Kalcher an der Spitze (weitere Geschäftsführer: Wolfgang Florian und Johann Tscherntschitsch jun.) möchte der PSA-Konzern den Obmann des österreichischen Peugeot Händlerverbandes zum Verstummen bringen. Auch seinen Obmann-Kollegen bei Citroën, Andreas Parlic, und der nunmehrigen PSA-Marke Opel, Ing. Peter List, soll damit signalisiert werden: Wer nicht spurt, der fliegt. Eine in Österreich bisher einmalige Vorgangsweise.

Wirkungsvoller Peugeot-Händlerverband

Vor 25 Jahren wurde auf Initiative des Grazer Peugeot-Partners und ehemaligen Bundesinnungsmeisters Alois Edelsbrunner gemeinsam mit dem Peugeot-Management der „Klub der österreichischen Peugeot-Händler“ ins Leben gerufen. Zehn Jahre lang kämpfte das Rallye-Ass Walter Mayer als Obmann für die Interessen seiner Händlerkollegen. Ihm gelang es, bei den stets schwierigen Verhandlungen mit dem Importeur faktisch alle Markenkollegen solidarisch hinter sich zu scharen. Eine Strategie, die auch sein Nachfolger Kalcher bis dato konsequent verfolgt hat.

Doch die Zeiten und das rechtliche Umfeld haben sich seither dramatisch verändert. 1994 gab es noch die Kfz-Gruppenfreistellungsverordnng (GVO), die auf europarechtlicher Ebene für wettbewerbsrechtlich ausgeglichene Machtverhältnisse sorgte. „Wir waren nie einer Meinung, sind aber immer zu einem Konsens gekommen“, erinnert sich Mayer, der nun gemeinsam mit dem amtierenden Bundesgremialobmann Klaus Edelsbrunner den „Weisenrat“ des Händlerverbandes bildet.

Statt europäischer GVO nationales KraSchG

2013 war das Ende der GVO. Seither ging es europaweit mit den Händlerrechten bergab. Die Händler bekamen neue Verträge vorgelegt, in denen alle Händlerschutzbestimmungen der GVO bereits eliminiert wurden. Dem österreichischen Autohandel ist es jedoch gelungen, einige europäische Händlerschutzbestimmungen der GVO auf nationaler Ebene ins Zivilrecht zu retten.

Mit dem sperrigen Namen „Kraftfahrzeugsektor-Schutzgesetz“ (KraSchG) hat der Gesetzgeber mit diesem Bundesgesetz Bestimmungen zum Schutz gebundener Unternehmer im Kraftfahrzeugsektor geschaffen. Eine österreichische Vorreiterrolle zum Schutz der mittelständischen Wirtschaft, welche in der Pariser Konzernzentrale auf wenig Verständnis stößt.

Kein Pardon für österreichische „Extrawürste“

Die Versuche des Händlerverbands, die Sonderheiten des österreichischen Händlerrechts den Franzosen verständlich zu machen, wurden offenbar als lästige Querelen des Obmanns Kalcher gewertet. „Es gibt keinen Verhandlungsspielraum. Das entspricht einem Diktat“, bringt Mayer das derzeitige „Verhandlungsklima“ auf den Punkt. Aufgrund der geringen Bedeutung des österreichischen Marktes und einer ebensolchen Bedeutungslosigkeit der lokalen Manager haben diese offenbar weder Lust noch Laune, mit Verbandsobmann Kalcher weitere Gespräche zu führen. Angesichts der umfangreichen Berichtspflichten ist davon auszugehen, dass die nunmehrige Vertragskündigung sicher nicht ohne Rückendeckung aus Paris erfolgt ist.

Zu Zeiten einer funktionierenden Zusammenarbeit hatte Peugeot einen Marktanteil von 6 Prozent. Bei einer nahezu gleichbleibenden Händlerzahl – derzeit 40 Händler- und 166 Werkstättenverträge – hat sich dieser zwischenzeitig halbiert. „Die suchen Schwächen nur im Händlerbereich“, führt dies aus der Sicht des Weisenrates Mayer zu einer zunehmenden Demotivation des Händlernetzes. Das war letztlich auch dafür ausschlaggebend, dass die Mitglieder des Händlerverbandes keine andere Möglichkeit gesehen haben, als den Rechtsweg zu beschreiten. Eine Entscheidung, die – hoffentlich – vom gesamten -Peugeot Händlerverband mitgetragen wird. • 

Bernhard Kalcher schweigt, A&W schreibt die Fakten:
Beim gegenständlichen Prozess geht es nicht nur um österreichische Vertragsklauseln.  Da diese europaweit uniform sind, besteht für PSA die Gefahr, dass sowohl die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) als auch die Brüsseler Wettbewerbshüter einen derartigen Rechtsstreit näher unter die Lupe nehmen. Deshalb hat Peugeot neben der Kalcher-Kündigung gleich auch kundgetan, dass man mit diesem Verbandsobmann künftig keinerlei Gespräche – weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene – führen werde. Die Franzosen fürchten, dass die österreichischen Aktivitäten bei anderen Händlerverbänden „ansteckend“ wirken könnten.