Immer mehr Mittelschüler "Grundsätzlich haben wir mit der Rekrutierung von qualifiziertem Nachwuchs noch keine großen Probleme", erklärt Mag. Alfred Mittendorfer, Geschäftsführer Autohaus Höller/Eugendorf. "Nicht immer einfach ist es aber, vor allem gute Techniker-Lehrlinge zu bekommen." Dies hänge auch mit demDruck vieler Eltern zusammen, die ihre Kinder in die Mittelschule schicken. Mittendorfer glaubt, dass ein attraktiveres Ausbildungsmodell mehr Jugendliche ansprechen könnte. "Es wäre wünschenswert, wenn das Modell Berufsreifeprüfung forciert würde, damit könnte man Anreize schaffen und den Lehrlingen auch neue Perspektiven bieten."

Immer noch ein Wunschberuf "Derzeit sind wir bei den Kfz-Technikern noch in der glücklichen Lage, dass es sich um einen Wunschberuf handelt und nach wie vor viele junge Menschen diesen Beruf erlernen wollen", unterstreicht Bundesbildungsreferent Hubert Stoff. Sehr gut habe sich auch das Angebot "Lehre mit Matura" entwickelt, "damit sind wir stark vertreten und erleben von Jahr zu Jahr Steigerungen". Es gebe natürlich auch Bewerber mit Bildungslücken: "Wir haben aber nur diese Jugend und keine Alternative und bemühen uns, diese Mängel -und das oft sehr erfolgreich -in den Berufsschulen zu erkennen und entsprechend zu korrigieren."

Nachwuchs umwerben "Wir bilden in unseren Betrieben derzeit rund 100 Lehrlinge aus und haben uns dieses Themas schon seit Längerem angenommen", berichtet Gerald Unterberger, Geschäftsführung Unterberger Automobile/Kufstein. "Wir investieren dabei sehr viel in Nachwuchsförderung, umwerben die jungen Leute und versuchen, sie für den Beruf zu begeistern. Wir setzen sehr viel auf eigene Ausbildung und können uns damitden Nachwuchs so auch selber schaffen." Eine Zeit lang habe der Lehrberuf als "nicht ganz so sexy" gegolten: "Wir spüren aber nun wieder -vor allem bei der Ausbildung zum Kfz-Techniker -eine Trendumkehr und erhalten auch mehr Bewerbungen."

Länger in die Schule gehen "Die Wirtschaft muss versuchen, Standards zu entwickeln und die Jugend abholen -mit einem vernünftigen Marketing gemeinsam mit den Schulen und auch mit den Eltern", meint Wilfried Mennel, Geschäftsführer der Karosserie Akademie/Alberschwende. "Wir haben natürlich auchdas Problem, dass die Kinder teilweise schon nicht mehr so erzogen werden, dass sie etwas arbeiten müssen, handwerkliche Fähigkeiten haben sich ebenso verschlechtert." Auch die Politik sei gefordert, es gebe zu wenig Unterstützung für die Lehrherren. Denkbar wäre eine Verlängerung der Pflichtschule von 1 bis 2 Jahren. "Den Jugendlichen fehlt es oft an Sozialkompetenz, sie sind oft unreif. Mit höherem Alter wächst die Entscheidungsfähigkeit für den Beruf."

Einstellungändern "Es gibt einen Unterschied zwischen ländlichen Gebieten und urbanen Bereichen, aber wir haben Probleme, qualifizierten Nachwuchs zu bekommen", bestätigt Erik Paul Papinski, Bundesinnungsmeister-Stv. der Fahrzeugtechnik. Papinski ortet ein gesellschaftliches Problem: "In Österreich drängen immer mehr Eltern ihre Sprösslinge in eine akademische Laufbahn." Lehrlinge seien gegenüber Gleichaltrigen oft mit einem Imageproblem konfrontiert. Es gehe auch darum, die Einstellung zur Ausbildung zu ändern: "In den USA zählt nicht, was einer macht, sondern das, was er erreicht. In Österreich zählt nicht, was jemand erreicht, sondern welchen Titel er trägt."

Duale Ausbildung forcieren "Die Lehrlingsauswahl ist sehr beschränkt, daher ist es schwierig, gute Nachwuchskräfte zu finden. Uns gelingt es, Lehrlinge aus den eigenen Reihen zu beschäftigen, damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht", erläutert Komm.-Rat Werner Blum, Geschäftsführer Autohaus Blum/St. Pölten. Viele Eltern beharrten darauf, dass ihre Kinder höhere Schulen besuchten. "Abhilfe schaffen könnte hier das deutsche Modell Lehre mit Matura, das eine duale Ausbildung bietet und natürlich auch mehr Zeit in Anspruch nimmt." Nach etwa 5 Jahren gebe es für die Nachwuchskräfte die Möglichkeit, eine Form der Reifeprüfung zu machen und gleichzeitig eine Berufsausbildung abzuschließen.

Interesse ist ungebrochen Es gebe eine erhebliche Zahl an Schülern der 9. Schulstufe, die Mängel beim Lesen und Schreiben aufwiesen und auch keinen positiven Schulabschluss hätten, meint Komm.-Rat Helmut J. Neverla, Chef des Kfz-Fachbetriebs Auto-Service Neverla in Wien-Meidling. Auch das Interesse, den Beruf des Kfz-Technikers zu erlernen, sei nach wie vor hoch. "Die Jungen sind sicher nicht dumm, sondern großteils vif und schlau, wir müssen sie aber mehr fordern und uns mit ihnen beschäftigen, was das Hauptproblem der heutigen Zeit darstellt." Auch viele Betriebe "nehmen sich zu wenig Zeit für die Lehrlinge, wobei sich bei Lehrabschlussprüfungen je nach Ausbildungsbetrieb auch große Niveauunterschiede zeigen".

Leistung muss wieder zählen "Es ist spürbar, dass es in den vergangenen Jahren einen rückläufigen Trend zum Lehrberuf Kfz-Techniker gibt. Das sehen wir auch am Land, wobei gerade hier der Hype um diesen Beruf höher ist als in der Stadt", sagt Bernhard Kalcher, Geschäftsführer Autohaus Kalcher/Fehring. Dadurch sinke die Auswahl und das Niveau nehme automatisch ab. Das Erfolgsmodell der 9 Schulstufen sei in den vergangenenen 10 bis 15 Jahren punkto Leistung stark abgeschwächt worden. "Hier muss man gegensteuern, das Bekenntnis zum Leistungsprinzip in den Grundschulen ist unabdingbar. Wenn es junge Menschen gibt, die nach 9 Pflichtschuljahren nicht in der Lage sind, Grundrechnungsarten durchzuführen oder sinnerfassend lesen zu können, dann wird"s schwierig."

Mitarbeiter empfehlen Nachwuchs "Wir haben bis jetzt durchwegs positive Erfahrungen mit unseren Nachwuchskräften gemacht, die wir meist auf eine Empfehlung einer unserer Mitarbeiter einstellen. Darauf vertraue ich und es hat sich bewährt", erklärt Michael Nemeth, Prokurist Autohaus Nemeth/Eisenstadt. "Unsere Lehrlinge sind durchwegs tüchtig, wobei man sich mit den jungen Menschen auch beschäftigen muss. Wichtig ist dabei, sie abwechslungsreiche Arbeiten verrichten zu lassen und ihnen so eine breite Ausbildung zu ermöglichen. Ein Eignungstest, der von der Wirtschaftskammer durchgeführt wird, gibt zusätzlich Aufschluss darüber, ob die Nachwuchskräfte die Anforderungen erfüllen."