Händlerverträge und die seitens der Hersteller geforderte Umsetzung
von Standards haben in der Vergangenheit immer wieder für
Diskussionen, Aufregung und Kontroversen gesorgt. Gibt es derzeit im
Verhältnis von Importeur und Hersteller Streitpunkte oder
Ungereimtheiten? Wir haben im Handel und beiHändlerverbands-Sprechern nachgefragt.
Vom Importeur gestützt "Was die Standards betrifft, gibt es bei
Citroën nun auch neue Innenschauraumstandards, die bei Peugeot schon
2016 realisiert wurden. Dies gilt, wenn es sich um einen
Einmarkenbetrieb handelt, auch für den Kundendienst. Diese Standards
müssen nun umgesetzt werden", berichtet Andreas Parlics,
geschäftsführender Gesellschafter Autowelt Linz. Die Umsetzung werde
vom Importeur gestützt und "ich denke, dass das eine faire
Vorgangsweise ist." Bei Citroën seien "neue Händlerverträge derzeit
nicht in Sicht und wir wissen auch nicht, ob solche kommen werden."
An den derzeitigen Verträgen gebe es "nichts auszusetzen".
Future Retail als Hauptthema "Die Standards wurden bei BMW unter dem
Titel "Future Retail" bereits von allen BMW-Händlern in Österreich
umgesetzt", erklärt Markus Kaufmann, Geschäftsführer Autohaus
Kaufmann/Kaprun. Die aktuellen Pkw-Händler-Verträge würden noch bis
kommenden Oktober gelten. Neue Verträge seien kürzlich für
BMW-Motorrad abgeschlossen worden. Wobei das Hauptthema auch die
"Future-Retail"-Verträge gewesen seien, die vom BMW-Motorradhändler
innerhalb von 4 Jahren mit entsprechender CI umgesetzt werden
müssten. "Man sollte dem Hersteller BMW Group aber auch zugute
halten, dass er nicht alle paar Jahre seine Strategie ändert."
Arbeitsgruppe für DSGVO "Unser Basisvertrag ist seit Jahren gleich
und wir haben momentan auch keine Probleme", unterstreicht Mag.
Marina Aichlseder, Geschäftsführerin Autohof Handels- und Service
GmbH/Klagenfurt und Sprecherin des Vorstands des Renault
Händlerverbands. "Was wir allerdings einarbeiten müssen,ist die neue
EU-Datenschutz-Grundverordnung. Es gibt eine eigene Arbeitsgruppe von
Renault, von uns kümmert sich der EDV-Arbeitskreis darum. Wir haben
Garantiedaten und Kundendaten, die wir gemeinsam nutzen, weshalb auch
eine entsprechende Anpassung erfolgen muss." Was die Standards
betrifft, erfolge derzeit die Umsetzung der Innen-CI.
Händler muss entscheiden "Wir haben heuer ein außerordentlich gutes
und somit ein Rekordgeschäftsjahr erlebt, wobei wir aber merken, dass
sich die Branche im Umbruch befindet", unterstreicht Mag. Michael
Mayr, Geschäftsführer Autopark/Innsbruck. "Es wird da und dort
Anpassungen von Standards geben -das wird auf uns zukommen. Wobei
jeder Händler für sich im Sinne einer wirtschaftlichen Betrachtung
entscheiden muss, ob er dabei ist oder auch nicht." Dies betreffe
etwa Technologien wie die Elektrifizierung, autonomes Fahren oder
Mobilitätslösungen im Sinne von Abo-Systemen: "Es ist da wasim
Busch. Die Frage ist, in welcher Rolle sich der Händler dann in
dieser Zukunft sieht."
Verträge werden gekündigt "Es wurde angekündigt, dass die
VW-Pkw-Händlerverträge im 1. Quartal 2018 gekündigt werden. Die neuen
Verträge werden im 1. Quartal 2020 in Kraft treten", sagt Ing.
Gottfried Koch, Geschäftsführer Autohaus Koch/Feldkirch und
Landesinnungsmeister der Vorarlberger Fahrzeugtechnik. "Zu den neuen
Verträgen können wir konkret noch nicht viel sagen, Themen wie
Digitalisierung und E-Mobilität werden in die Verträge einfließen. Ob
sich an den Spannen etwas ändert, ist noch nicht bekannt. Wir sind
bei Verhandlungen mit dem Hersteller mit unserem Importeur Porsche
Austria meiner Meinung nach aber auch gut vertreten, weil der
Importeur dank Porsche Inter Auto auch weiß, was im Einzelhandel
abläuft."
Der Händlervertrag ist nur der Anfang "Ist der Händlervertrag
unterschrieben, bieten immer wieder veränderte Standards, und die
Jahresziele der einzelnen Händler, runtergebrochen vom
Österreich-Ziel, Diskussionsstoff", sagt Ing. Werner Schirak, Obmann
der Händlerverbände von Jaguar Land Rover undNissan und Chef von
Schirak Automobile St. Pölten. "Dazu kommt häufig die Veränderung der
variablen Marge, und ab Mai 2018 die Verschärfung der
Datenschutzbestimmungen. Auch Kundenzufriedenheit und deren
Berücksichtigung in der Marge führen oft zu Diskussionen, zumal die
Stichproben oft zu klein sind, wodurch schon ein oder zwei
Negativbeurteilungen zum Verlust dieses Margenanteiles führen
können!"
Abwarten, bis Verträge kommen Inwiefern es bei Opel zu Änderungen bei
den Händlerverträgen kommen könnte, möchte der Präsident des
österreichischen Opel-Händlerverbands und Geschäftsführer von Auto
Eisner/Wien, Komm.-Rat Ing. Peter List, aktuell noch nicht
beurteilen. List fungiert gleichzeitig auch als EURODA-Chef, ist also
Präsident der europäischen Opel-Vauxhall-Händler. Nach der
Opel-Übernahme durch die Groupe PSA würden nun - wie dem
Händlerverband von Opel Österreich mitgeteilt wurde -2018 auf
europäischer Ebene die vorhandenen Verträge evaluiert werden. "Erst
wenn die Verträge auf demTisch liegen, können wir diese im Detail
prüfen", erklärt List die geplante Vorgangsweise im
Opel-Händlerverband.
Momentan keine Veränderung "Im Augenblick ist es bei uns sehr ruhig.
Es gibt momentan keine Veränderung und keine Bewegung, was Verträge
der Marke Peugeot in Österreich betrifft", berichtet Bernhard
Kalcher, Geschäftsführer Autohaus Kalcher/Fehring und Obmann des
Klubs der österreichischen Peugeot-Händler. Die Kriterien seien im
Anhang zu den Verträgen existent und würden mehr oder weniger gelebt
-sie seien 2011 neu aufgelegt worden. Standards und Kriterien seien
bis heute "unterschiedlich stark abgefragt" worden. "Wobei es auch
immer eine Ruhe vor dem Sturm gibt: Nach 15-jähriger Tätigkeit in der
Funktion als Händlersprecher glaube ich, dass dies nicht immer so
bleiben wird."
Noch nicht aufgeklärt worden "Wir sind nach dem Verkauf von Opel an
PSA noch immer nicht aufgeklärt worden, was -betreffend neue Verträge
-auf uns zukommt und was in Zukunft Sache sein wird", teilt Komm.-Rat
Josef Wiener, Geschäftsführer Auto Wiener/Eltendorf und
Landesinnungsmeister der burgenländischen Fahrzeugtechnik, mit. Dies
bedeute, dass man derzeit mit den auch vor dem Verkauf geltenden
Verträgen arbeite. Es sei den Händlern seitens Opel aber angedeutet
worden, "dass punkto Verträge keine gravierenden Änderungen geplant
sind". Die neuesten Standards hätten "98 Prozent aller Opel-Händler
bereits umgesetzt".
"Haben momentan keine Probleme. " Mag. Marina Aichlseder
"Derzeit herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm."
Bernhard Kalcher
"Bei den derzeitigen Verträgen gibt es nichts auszusetzen."
Andreas Parlic
"Wir merken, dass sich die Branche im Umbruch befindet."
Mag. Michael Mayr
"Wir wissen noch nicht, was -betreffend die Verträge - auf uns
zukommt."
Josef Wiener
"Erst wenn die Verträge auf dem Tisch liegen, können wir sie im
Detail prüfen!"
Ing. Peter List