Durch die angekündigte Modelloffensive sollte 2018 beim Marktanteil
wieder ein Fünfer vor dem Komma stehen, sagt Thomas Beran,
Markenleiter Audi bei Porsche Austria.
A&W: Audi büßte 2017 seine Vorrangstellung unter den Premiummarken
ein und lag nach 11 Monaten mit 15.944 Neuzulassungen und 4,87
Prozent nur auf Rang 3, hinter BMW (5,18 %) und Mercedes (4,94 %).
Was sind die Gründe dafür? Thomas Beran: Vor allem das 1. Halbjahr
war getrieben durch die angespannte Liefersituation bei den neuen
Modellen Q2 und Q5. Die Nachfrage war weltweit deutlich höher als
geplant. Dazu kommt, dass der Q5 nun im neuen Werk in Mexiko
produziert wird. Dort war wichtig, die Qualität zu sichern, was
ausgezeichnet gelungen ist. Aber wir leiden noch jetzt unter der
Situation: Fahrzeuge, die Ende 2016 bestellt wurden, wurden teilweise
erst im November 2017 ausgeliefert. Im November ist das Audi-Geschäft
sehr gut gelaufen. Im Monat war Audi Nummer 1. Die aktuelle
Liefersituation ist hervorragend.
Bei welchen Modellen gab es Einbußen? Beran: Der A5 hat sich
hervorragend etabliert, auch beim A3 und beim A4 konnten wir die
Zahlen konstant halten bzw. haben wir nur leicht verloren. Einbußen
gab es bei A6, A7 und A8. Damit wären wir bei den Produkteinführungen
von heuer: Was ist an Neuheiten zu erwarten? Beran: Das Werk hatfür
2018 die größte Produktoffensive in der Geschichte von Audi
angekündigt: Mit allen Derivaten und Motoren bringen wir im Schnitt
alle 3 Wochen ein neues Produkt. Auf der Vienna Autoshow hat der A7
Österreich-Premiere, die Markteinführung erfolgt im Februar. Dies
gilt auch für den RS4. Im 2. Quartal kommt dann ein komplett neues
Fahrzeug, der Q8. Auch die A6 Limousine bringen wir noch vor dem
Sommer. Außerdem kommen der S4 und der S5 mit Dieselaggregaten. Im 2.
Halbjahr geht es dann ähnlich weiter mit dem ersten rein elektrischen
Audi.
Beran: Der Erfolg des e-tron hat uns sehrüberrascht: Eine
dreistellige Anzahl von Kunden aus ganz Österreich hat schon eine
Anzahlung geleistet und sich einen Platz in der Produktion gesichert.
Das Verhältnis von Privat-zu Firmenkunden liegt ungefähr bei 50 :50
und die Bestellungen erstrecken sich über das gesamte Bundesgebiet.
Das zeigt, dass viele unserer Kunden auf ein hochwertiges
Premiumprodukt mit 500 Kilometer Reichweite und neuem Design gewartet
haben.
Werden alle Audi-Händler diese Elektroautos anbieten? Wie hoch sind
die Investitionen?
Beran: Schon jetzt sind etwa zwei Drittel des Netzes e-tron-Händler,
alle Betriebe können Hybridfahrzeuge servicieren. Und wir haben den
klaren Ansatz, dass diese Modelle künftig von jedem Händler verkauft
werden. Was die Investitionen betrifft, so haben ohnedies zwei
Drittel der Partner bereits investiert. Und da wir viele
Mehrmarkenbetriebe haben, müssen diese nicht exklusiv für Audi
investieren. Die Kosten dafür sind überschaubar, wobei ein Teil auch
auf die Schulung der Mitarbeiter entfällt.
Kommen wir noch einmal zurück zu den Verkäufen: Wann will Audi in
Österreich wieder die Nummer 1 unter den Premiummarken werden?
Beran: Wir waren 21 Jahre lang durchgehend die Nummer 1. Außerdem
darf sich eine Premiummarke nicht allein über das Volumen definieren.
Und beim Markenimage, der Beliebtheit und beim Design sind wir laut
einer aktuellen Studie nach wie vor die Nummer 1. Das ist ebenso
wichtig wie das Volumen -und jedenfalls wichtiger, als überhöhte
Nachlässe zu geben.Außerdem stehen bei uns nicht die Mitbewerber im
Fokus, sondern die Kunden. 2018 wird die Nachfrage wieder steigen und
wir werden im Volumen zulegen. Beim Marktanteil sollte heuer sicher
ein Fünfer vor dem Komma stehen.
In Deutschland bietet Audi derzeit 30 digitale Service-Stationen, wo
Kunden rund um die Uhr ihr Auto zum Service abgeben bzw. auch wieder
holen können. Ist so etwas auch in Österreich geplant? Beran: Wir
schauen uns an, wie das von den Kunden angenommen wird, dann
entscheiden wir. Doch Digitalisierung ist auch in Österreich ein
Schwerpunkt. Wir bieten zum Beispiel schon eine Online-Beratung, wenn
Kunden im Konfigurator Hilfe benötigen -und zwar bei allen Modellen:
7 Tage pro Woche, jeweils bis 22 Uhr. Das wird sehr gut angenommen.
Wird Audi in den Online-Handel einsteigen?
Beran: Nein, das ist nicht unser Zugang. Der Händler bleibt unser
Vertriebskanal der Zukunft. Es kann höchstens Kleinstserien von
einigen wenigen Stück geben, die ausschließlich online angeboten
werden. Doch die Auslieferung und die Erklärung erfolgen wieder über
die Händler.
Sind beim Händlernetz Veränderungen geplant? Beran: Wir haben derzeit
72 Händler, da sind mittelfristig keine Veränderungen geplant. Wir
haben auch keine weißen Flecken. Wir sind im urbanen und im
ländlichen Raum gut aufgestellt.
Es wird also auch keine Veränderungen geben, wenn die neuen Verträge
kommen? Beran: Neue Vertriebsformen wie jene mit den Elektroautos
machen Anpassungen notwendig. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür:
Der Händlerverein hat die Vertragsentwürfe bereits erhalten, wird sie
rechtlich und inhaltlich prüfen und dann mit uns besprechen. Offene
Punkte sollen dann mit der Audi AG besprochen werden. Wir planen,
dass wir Ende des 1. Quartals die Gespräche führen und die neuen
Verträge mit einer zweijährigen Übergangsfrist im 2. Quartal 2020
ihre Gültigkeit erlangen. Wichtig ist uns, dass alles
partnerschaftlich abläuft. Unser Ziel ist es, mit den neuen Verträgen
auch zukünftig bestmögliche Rahmenbedingungen für den Handel zu
erreichen.
"Unser Ziel ist es, mit den neuen Verträgen auch zukünftig
bestmögliche Rahmenbedingungen für den Handel zu erreichen."
Thomas Beran, Markenleiter Audi
"Wir haben derzeit 72 Händler, da sind mittelfristig keine
Veränderungen geplant."
Thomas Beran, Markenleiter Audi
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