das Essen auf den skihütten ist auch nicht mehr das, was es einmal
war. das ist aber noch lang nichts gutes.
Früher war vieles schlechter. Heute ist aber auch nicht unbedingt
alles besser. Das Essen auf den Skihütten etwa. Meine Generation ist
seit den Skikursen in der Volksschule traumatisiert, man erinnere
sich nur an die matschigen Spaghetti Bolognese auf Fertigbasis, an
die lauwarmen Berner Würstchenmit schlaffem Speck und an die
kindskopfgroßen Germknödel, die mit so viel Mohn serviert wurden,
dass wir Dreikäsehochs nach deren Konsum garantiert positiv auf einen
etwaigen Drogentest angeschlagen hätten.
All das gibt"s zwischen Arlberg und Semmering heute immer noch, doch
mittlerweile werden in einigen Hütten auch schon mal Alm-Burger,
Spareribs und Pulled-Pork-Sandwiches aus dem BBQ-Smoker aufgetischt.
Was in der Stadt funktioniert, sollte doch auch am Berg klappen,
möchte man meinen. Prinzipiell ist kulinarische Vielfalt zu begrüßen,
etwas Abwechslung verlangt schließlich auch der
geschmacklich-anspruchslose Après-Ski-Gast, der sich hauptsächlich
von Schneewittchen, Krügerln und Schnaps ernährt und bei der
Dauerbeschallung durch Gabalier, Fischer und DJ Ötzi versumpert. Von
irgendeiner Unterlage muss das Zeug ja aufgesogen werden ...
Schade ist nur, dass trotz des feinen Gipfelpanoramas aber weder ein
trockenes Rindfleisch-Patty noch ein fasrig-zähes Schweinefleisch
besser schmeckt. So etwas bleibt auch auf knapp 3.000 Höhenmeter eine
sprichwörtliche Schweinerei -vor allem, weil eine solche Leistung in
keinem Verhältnis mehr zum Preis steht. Man könnte glauben, es hapert
und scheitert heute wie damals vielfach an der handwerklichen
Qualität der Skihüttenköche. Und wohl auch an der Einfallslosigkeit
der Hüttenbetreiber und Hoteliers, die abends immer noch bevorzugt zu
"urigen Bauern-Buffets" laden und Schnitzel, Schweinsbraten,
Sauerkraut und Serviettenknödel aufbahren. Dabei wird den meist
ausländischen Gästen offensichtlich nur ein Image-Klischee verkauft,
das jeglichen realen Bezug zu regionalen Spezialitäten vermissen
lässt.
Schließlich isst man diese Gerichte von Oberbayern bis nach Südtirol,
wirklich typisch für den Lungau, das Montafon oder das Zillertal sind
sie nicht. Dabei würden frisch frittierte Krautoder fein gefüllte
Schlutz-oder Fleischkrapfen, authentische Montafoner Käsknöpfle und
ein Gailtaler Sasaka dochgenauso gut in die Kommerzialisierung des
Alpen-Lifestyles passen. Die Sache wär nur nachhaltiger und hätte
wohl eine größere Strahlkraft für das Image Österreichs im Ausland.
Oder haben Sie je einen Deutschen, Dänen, Holländer oder Slowaken von
dem "sauguten Burger" von der einen Skihütteerzählen hören? Nein?
Ich nämlich auch nicht.