Während die ersten Liftbetreiber Gebühren von Skitourengehern
einheben und immer mehr Leute auch auf Pisten ihre Bahnen Richtung
Gipfel ziehen, bleibt Skitourengehen ein Sport für Individualisten,
die besonders das Erlebnis in den Bergen und die Einsamkeit in der
Natur schätzen. In Einzelinterviews haben uns fünf begeisterte
Tourengeher außerdem verraten, welche Tour sie vor ihrer Haustür
besonders schätzen und wieso sie aufs "Fell" umgestiegen sind.
gElA AllmAnn, 33
Beruf: Motivationscoach, Moderatorin, Bergsportlerin Wohnort:
Fischbachau (Bayern) Touren pro Saison: zwischen 60 und 70
Ich bin 2011über Freunde zum Skitourengehen gekommen und war gleich
total angefixt. Der Sport ist genial! Im Jahr drauf bin ich schon
recht erfolgreich erste Skitourenwettkämpfe mitgelaufen und habe
sicher 100.000 Höhenmeter pro Saison auf Tourenski abgespult. Am
meisten schätze ich am Skitourengehen die Zeit, die ich dabei für
mich habe. In der winterlichen Natur bekommt man nämlich mit jedem
Schritt etwas mehr den Kopf frei und schafft es, richtig
abzuschalten. Am Gipfel anzukommen und den Blick in die Ferne
schweifen zu lassen, ist dann immer die schönste Belohnung und
schüttet bei mir wahnsinnig viele Glückshormone aus. Außerdem ist der
Sport einfach wahnsinnig vielfältig: man hat die Anstrengung im
Aufstieg, das Naturerlebnis und den Gruppenspirit mit Seilpartnern.
Man braucht Geschicklichkeit für die Skitragepassagen sowie fürs
Auf-und Abfellen und man kann das Abfahrtserlebnis auf unverspurten
Pisten genießen. Besonders spannend finde ich immer die "Drei
Zinnen"-Skitouren, da sie eine unglaublich spektakuläre Kulisse
bieten. Sehr lässig ist es auch im Norden Islands, wenn man mit Blick
auf die blauen glitzernden Fjorde aufsteigt. Zu Hause -ich wohne am
Skigebiet Spitzingsee in Bayern, das als Schneeloch bekannt ist -pack
ich als Selbstständige manchmal in der Mittagspause die Ski und
"spring" auf den Berg - das taugt mir auch sehr.
chArlottE AschAuEr, 62
Beruf: Pensionistin Wohnort: Sierning (Oberösterreich) Touren pro
Saison: circa 20
Gemeinsam mit meinem Mann habe ich die ersten Touren im Alter von 23
Jahren gemacht. Zwei Saisonen lang sind wir dann voll reingekippt und
haben jedes Wochenende eine Tour unternommen -sogar an verregneten
Tagen. Mit der Geburt meiner ersten Tochter hab ich dann aufgehört,
es folgte eine lange Pause, - genau 34 Jahre lang bin ich nicht mehr
auf die Tourenski gestiegen. Heute mache ich Skitouren vor allem aus
Gründen der Fitness, aber auch, weil ich mich in der Natur unter
Gleichgesinnten hervorragend entspannen kann. Und natürlich wegen der
Abfahrt, so ein unverspurter Pulverhang ist immer ein Erlebnis, -
wenn man einen erwischt. Mir taugt aber auch der Aufstieg, weil ich
generell ein sehr aktiver Mensch bin. Dazu schätze ich es, dass man
beim Skitourengehen vom gewöhnlichen Pistentrubel wegkommt und es
prinzipiell eine sehr günstige Sportart ist; manbraucht nur die
Ausrüstung und eventuell noch etwas Kleingeld zum Einkehren. Die
schönsten Touren habe ich vergangenes Jahr im Osttiroler
Defereggental bei Lienz gemacht. Da herrschte eine Woche lang
Kaiserwetter, es gab unglaublich viel Schnee und ein wunderbares
Bergpanorama. Zu Hause gehe icham liebsten durch das Rodertal auf
die Grünburger Hütte, - das geht allerdings nur, wenn wirklich viel
Schnee liegt. Da startet man nämlich auf circa 500 Höhenmeter.
mArtin hollEnstEin, 32
Beruf: Servicetechniker Wohnort: Lustenau (Vorarlberg) Touren pro
Saison: zwischen 25 und 30
Ich stehe schon seit dem Kindergarten auf Skiern. Mit 25 Jahren hab
ich mir dann meine erste Skitourenausrüstung zugelegt, weil mich die
immer weiter steigenden Liftpreise und die überfüllten Skipisten
einfach nicht mehr gereizt haben. Beim Skitourengehen und -fahren
stehen bei mir sicherlich das einzigartige Naturerlebnis und die Ruhe
in den Bergen im Vordergrund. Ich wohne in Lustenau und die
Vorarlberger Bergkulisse hat auch nach all den Jahren nichts an Reiz
verloren. Abgesehen davon: Wenn die Ausrüstung einmal angeschafft
ist, ist dieser Sport fast kostenlos, - bis auf den wohlverdienten
Einkehrschwung ... Der körperliche Ausgleich ist für mich allerdings
eine nette Begleiterscheinung.Eine der schönsten Touren gehe ich
mehrmals pro Saison im nahegelegenen Schweizer Rheintal: Von Grabs
aus geht"s auf den Gamperney. Bei frischem Neuschnee bis ins Tal kann
man hier gute 1.500 Höhenmeter über perfekte Hänge aufsteigen. Von
dem Gipfel können auch noch weitere Touren auf dahinterliegende Berge
gemacht werden. Meine Feierabendtour führt mich jedoch meist von
Dornbirn/Rickatschwende auf das Hochälpele am Bödele. Ebenfalls sehr
empfehlenswert ist die Tour auf den Hirschberg (Anm.: das ehemalige
Skigebiet von Bizau) oder auf die Winterstaude.
christoPh ElmEr, 32
Beruf: Produktionsleiter Wohnort: Salzburg Stadt Touren pro Saison:
zwischen 40 und 50
Nach meinem Studiumabschluss vor ein paar Jahren wollte ich gezielt
an meiner Fitness arbeiten und machte parallel zum Laufen und
Krafttraining die ersten Skitouren mit Bekannten. Ich fing sofort
Feuer und absolvierte immer längere und anspruchsvollere Touren.
Neben dem sportlichen Aspekt schätze ich wohl die Abgeschiedenheit am
meisten. Wirklich interessant wird es, wenn man den ganzen Tag lang
keine Menschenseele trifft, die Natur und Ruhe genießt und auch die
Gedanken zur Ruhe kommen können. Außerdem liebe ich es, neue Berge,
Täler, Abfahrten und Länder zu erkunden. Österreich hat eine
unschätzbare Anzahl und Vielfalt an Gipfeln und möglichen
Tourvarianten, die mehr als nur ein Leben füllen können. Hinter jeder
Kuppe warten quasi neue Abenteuer. Die größte Abgeschiedenheit hab
ich bisher allerdings in Island erlebt, die härtesten Touren im
Kaukasus gemacht und die pulvrigste Abfahrt in Japan hingelegt. Am
schönsten und einprägsamsten war jedoch meine Überschreitung des Mont
Blanc. Glücklicherweise liegt eine meiner Lieblingstouren auf den
Untersberg jedoch direkt vor meiner Haustür. Von Fürstenbrunn geh ich
häufig spontan über die steilen Hänge auf den Salzburger Hochthron.
Zu den richtigen Zeitpunkten findet man dort waschechte
Weltklassetiefschneeabfahrten - und die begeistern mich jedes Mal
aufs Neue.
JAn krEmmEl, 27
Beruf: Lehrer, Wohnort: Wien Touren pro Saison: zwischen 20 und 30
In der Jugend hab ich mit Snowboard-Touren begonnen und bin vor vier
Jahren beim Touren auf Ski umgestiegen, weil man dabei auf die
Schneeschuhe verzichten kann und so nicht ein zusätzliches
Ausrüstungsteil mitschleppen muss. Am Sport schätze ich heute
besonders seine Einfachheit: Gipfel, die im Sommer nur mit viel
"Hatscherei" zu besteigen sind, sind durchs Touren angenehmer zu
erreichen. Auch sind viele Zustiege mit den Ski viel leichter und
schneller zu bewerkstelligen.Außerdem genieße ich die Stille in den
Bergen -abseits vom Massentourismus. Dass man außerdem den faden
Abstieg ins Tal gegen eine coole Abfahrt eintauscht, ist ebenso
klasse. Meine aufregendste Tour war bisher das 4.190 Meter hohe
Strahlhorn. Das war konditionell eine sehr anspruchsvolle Tour, vor
allem, weil die Lifte wegen Lawinengefahr am Vortag nicht in Betrieb
waren. Dafür waren wir dann quasi allein unterwegs und der
Pulverschnee war für Anfang April noch immer der Wahnsinn. Wohin ich
am liebsten gehe? Schwierig. Ich wohne und arbeite noch nicht lang
genug in Wien, - den Semmeringund die Rax werde ich mir allerdings
diese Saison mal anschauen. In Vorarlberg habe ich aber immer am
liebsten den Piz Buin gemacht -als zwei Tages-Variante. Wer es
gemütlicher angehen möchte, kann auch bis zur Wiesbadener Hütte gehen
-und dort einen Kaiserschmarren essen. Der ist in meinen Augensowieso Pflicht ...