Die Zeit bleibt für niemanden stehen, aber für Sentimentalitäten ist
kein Platz in unserer Welt. Dabei darf auf eines auf gar keinen Fall
vergessen werden, nämlich sich selbst treu zu bleiben. Und das
beherrschen Fahrer und Porsche bravourös.
Sehr brav! Das ist eine gute Entscheidung", sagte die beste Ehefrau
von allen, als ich ihr unser neues Familienauto offenbarte. "Ich bin
stolz auf dich!", kam hinterher, unterlegt mit diesem süßen,
entwaffnenden Lächeln. DER Superwaffe, wenn es Diskrepanzen in
unseren gemeinsamen Vorstellungen gibt.
Früher, war alles ... anders
Zur Vorgeschichte: Früh durch den Mythos Porsche infiziert und
geprägt durch viele Jahre Porsche-Cup, war es ein GT3 RS, Baujahr
2007, in welchem ich sie zu unserem ersten Date abholte. Klassisch.
Mit Heckantrieb, 6-Gang-Handschalter, einem Traum-Heckflügel. Und das
alles in (ich nannte es immer so) "fröhlichem" Orange gehalten (sie
bezeichnete es immer als "etwas zu übertrieben", was ich so nie
verstand). Aber, die Zeiten ändern sich und mit ihr ebenso die
Anforderungen. "Hat eh ISOFIX", wurde ich nicht leise zu betonen,
nachdem ich oft mit den Argumenten "... wie bringe ich den Kindersitz
rein?" konfrontiert wurde. Vieles konnte mit dem Firmenauto erledigt
werden. Aber jetzt, als Selbstständiger, war es dann doch an der
Zeit, eine adäquate Lösung für all die Herausforderungen des Alltags
zu finden. Dass ich die Entscheidung allein treffen durfte, liegt an
unserer strengen Aufgabenteilung. Sie, als Innenarchitektin, kümmert
sich ums traute Heim samt Einrichtung und Dekoration und ich mich für
die standesgemäße Art der (auto-)mobilen Fortbewegung (wie in
Dirty-Dancing-Manier: "Ich komme nicht in deinen und du kommst nicht
in meinen Tanzbereich.").
Limo für alle
Somit jetzt: Panamera 4 E-Hybrid II. 462 PS. Tiefschwarzmetallic
(keine Trauerfarbe), das Heck jetzt in zweiter Generation endlich
eines Porsches würdig und mit ausreichend Platz für vier Personen. Da
freuen sich die Kinder, wenn sie mal mit einem Freund gemeinsam
mitfahren können. "Siehst du, ist es nicht schön, wenn wir mal alle
zusammen Porsche fahren können?!" So oder so ähnlich lauteten die
Argumente der BEVA (Beste Ehefrau Von Allen). Dass damit ihre
Hoffnung auf eine etwas moderatere Fahrweise einhergeht, sagt sie
natürlich nicht, liest sich aber deutlich genug zwischen den Zeilen.
"Und wir sind jetzt auch umweltfreundlich, das ist ja auch ein
Argument, oder?" Erwachsen, verantwortungsbewusst, verlässlich.
Finanzamt, SVA und die Kammern bekommen pünktlich ihr Geld und die
GIS wird auch bezahlt. Erwachsenwerden klingt langweilig, ja fast
schon bieder. Kann sein, muss es aber nicht.
Revanchefoul mit Ansage
Das Leben hält manchmal schöne Überraschungen bereit und in unserem
Fall: NoVA-Abschlag/Zuschlag gemäß §6 NoVAG Euro 0 (in Worten: NULL!)
steht in der Preisliste. Das ist doch gleich mal ein Argument! Eine
Rache am Finanzminister sozusagen. Noch dazu mit Ansage. So sehr ich
mich lange Zeit gegen die Elektrifizierung wehrte, so überzeugt bin
ich mittlerweile, was den Alltagsgebrauch betrifft. Dank
Plug-in-Hybrid und einer elektrischen Reichweite von 50 Kilometern
(theoretisch) ist er ein seltener Gast an Tankstellen, zumin dest
wenn daheim eine brauchbare Aufladesta tion vorhanden ist. Porsche.
136Elektro-PS. Das klingt schon wieder langweilig. Ist es aber
nicht. Denn wir haben ja noch 330 weitere Pferdchen, die geduldig auf
ihren Einsatz in der Sportlimousine warten. Ein Dreh am Lenkrad und
schon ist man in einer anderen Welt. Nämlich in der des Sportwagens.
Was die Ingenieure zwischen reinem Elektro und SportPlus samt Boost
in einer Souveränität auf die Räder gestellt haben, kommt der
eierlegenden Wollmilchsau schon verdammt nahe.
"Geh raus, geh spielen
es wartet eine Welt auf dich."(Neophyta von Thomas D.) zitiere ich
gerne, wenn die spät pubertären Phasen wieder einmal ausgeprägter
sind. Dann heißt es früh aufstehen, hinein in das aufgeräumte
Cockpit. Das riesige Display fügt sich nahtlos in die
Armaturenlandschaft. Diese aufgesetzten Pseudo-iPads der diversen
Konkurrenten (wobei er in Wirklichkeit kon kurrenzlos ist) wirken
immer wie Fremdkörper. Also los. Einstellung zuerst auf Sport,
Auspuffklappen auf und schon begrüßt er dich mit diesem einen Sound.
Dass das Cockpit aufgeräumter scheint als bei den 911-Modellen stört
nicht, war ja im alten GT3 auch so. Also, hinaus auf die Straßen und
hier: einfach das Fahren genießen auf den gut bekannten Strecken
zwischen Höllental und Weinviertel, welche zum Austoben dienen. Mit
Launch-Control in 4,6 Sekunden auf Tempo 100, Spitze 278 km/h. Hier
auf den Landstraßen ist er in seinem Element, nur enge Bergstraßen
mag er nicht so recht, dafür ist er mit fast 2 Meter Breite und über
2,1 Tonnen Gewicht dann doch etwas zu ausgewachsen. Das gehört zum
Erwachsensein wohl dazu, man hat ja selbst auch keine 62 Kilogramm
mehr bei 180 Zentimetern.
Für Nachwuchs sorgen
Der Porsche ist lange Zeit ein Ebenbild deiner Stimmung, er kann auf
höflich Ellmayer-gleich Omas zum Blockflötenkonzert der Enkelin
bringen, um Sekunden später wie Rapid-Ultras brüllen und Stimmung
verbreiten. Umso schöner, wenn man ihn dann auch gut beherrscht.
Dafür trainiert man den Nachwuchs im ersten Schritt in der Monza
Kartbahn (www. monza-kart.com). Dieanspruchsvolle zwei geschoßige
Rennstrecke schärft die Reflexe und vermittelt erstes
Rennstreckenfeeling. Ob sie später auch in Porsche-Rennautos sitzen
werden, steht noch in den Sternen. BEVA möchte da nämlich auch noch
mitreden ...
Träumen muss erlaubt bleiben
Ui ui ui!, es gibt wieder einen GT 2 RS. 700 PS. Heckantrieb. 6:47
auf der Nordschleife. Aber leider schon ausverkauft. Undüberhaupt,
einmal auf den Geschmack des üppigen Raumangebots des Panamera
gekommen, wird es schwer, darauf zu verzichten. SUV war ohnehin nie
eine Option, zu groß und zu weit weg von der Straße, daher Limousine.
Aber, da gibt es bald den neuen Panamera Sport Turismo. Noch mehr
Platz für Rennrad, Skier, Golfbags ... oder Kids.
Macht-Wort
Meine Freunde vom Porsche-Marketing formulieren, ja, zelebrieren den
Begriff "Macht-Wort" beim GT 2 RS in der Broschüre. Das trifft ebenso
auf das Topmodell des Sport Turismo zu. 8 Zylinder, 680 PS und stolze
850 Newtonmeter Drehmoment. Damit geht sich dann auch wieder Tempo
300 auf deutschen Autobahnen aus. Beschleunigung 0-100 km/h in 3,4
Sekunden. Plötzlich werden die spätpubertären Auswüchse heftiger alserwartet. Ein "Daswillichunbedingthaben-Sehnsuchts-Reflex" durchzieht
den Körper.
Während die Kinder die letzten Trainingsrunden drehen, muss ich mir
noch Argumente für ihn ausdenken, mit einem Strauß Blumen allein wird
BEVA vermutlich nicht umzustimmen sein, stolz wird sie auch nicht
sein, aber die Kinder bestimmt, wenn ich sie damit von der Schule
abhole. n
Porsche Panamera 4 E-Hybrid II
Preis: 148.326,-€ (Einstiegspreis ab 105.005,- €) Systemleistung 462
PS/340 kW |0-100 km/h: 4,6 sec Antrieb: 8-Gang Automatikgetriebe
Ø Verbrauch lt. Hersteller (im Test): 2,5 (8,7)/100 km CO2-Emission
lt. Hersteller: 56 g/km Kofferraum: 405-1.215 | 4 Sitzplätze 2
kindersitztaugliche Fondplätze
Resümee
Sportlimousine mit Prestige undÖko-Faktor, dank der umlegbaren
Rückbank passen auch Rennrad und Skier problemlos rein. Was uns
gefällt: der Verbrauch, das Heck Was uns fehlt: Zeit, um durch alle
Untermenüs zu surfen Familienbonus: die Kinder wollen immer mitfahren