Seitdem quasi 100 Prozent aller Fahrzeuge auf den Straßen vollkommen autonom zu 100 Prozent regelkonform fahren, ist der Führerschein überflüssig geworden. Personen, die über die Fähigkeit verfügen, ein Fahrzeug zu steuern, sterben langsam, aber sicher aus.

Konventionelle Fahrzeuge verschwanden spätestens mit der Versicherungsreform im Jahr 2030 allmählich aus dem Straßenbild, da selbst die jährlichen Versicherungstarife für einen Standard-VW-Golf sukzessive auf einen fünfstelligen Euro-Betrag angehoben wurden. Das wollte und konnte sich kein gewöhnlicher Bürger mehr leisten. Gleichzeitig wurden extrem günstige Raten für Nutzer von Roboter- Autos eingeführt. Wer die personen-und fahrzeugbezogenen Daten an die Versicherung weitergibt, fährt vielfach sogar kostenlos.

Autonome Sammeltaxis werdenüber Apps mittels Datenbrillen oder Smartwatches bestellt, die anteilige Fahrtstrecke minuten-bzw. metergenau abgerechnet. Die Preispolitik ist an das Komfortlevel gekoppelt -je luxuriöser das Auto ausgestattet ist, desto höher ist der Fahrtpreis.

Während die Premiumhersteller mit ihrer Innovationskraft anfangs maßgeblich die Etablierung von selbstfahrenden Fahrzeugen vorangetrieben haben, sind sie aufgrund des knallharten Preiskampfes im Lauf der letzten Jahre zu Nischenanbietern geschrumpft, die sich auf die Produktion von individuellen Innenräumen für eine besonders solvente Kundschaft spezialisiert haben.

Aufgrund des viel höheren Verkehrsaufkommens sank die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Stadt auf knapp 20 km/h, auf den Autobahnen ist mittlerweile Tempo 80 Standard. Das erhöht einerseits die Effizienz der E-Autos, andererseits müssen die Fahrzeuge dadurch auch nur mehr niedrigere Sicherheitsstandards und Crashnormen erfüllen.

Unfälle gehören der Vergangenheit an, seit Jahren ist auf den heimischen Straßen kein Toter mehr zu beklagen. Längst lautet das Credo daher nicht mehr "Null Emissionen" - die Fahrzeuge fahren ohnehin alle rein elektrisch -sondern "Null Unfälle". Kleine Rempler aufgrund von Software-Fehlern und -Bugs gehören jedoch zum Alltag.

Durch den Siegeszug der autonom fahrenden Autos kam es in den vergangenen Jahren zu einem stetigen Rückbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Autonome Sammeltaxi-Unternehmen hingegen florieren in den Städten, die klassische Fahrgemeinschaft erlebt seit Jahren eine Renaissance. Der Verkehr nahm exponentiell zu, wobei der Großteil der Österreicher kein eigenes Fahrzeug mehr besitzt, sondern stundenbzw. tageweise mietet.

Die Berufe Taxifahrer, Lkw-Lenker und Chauffeur sind ausgestorben. Verkehrspolizisten und Parksheriffsübrigens auch. Überhaupt: Die Idee, einem Menschen das Steuern eines Fahrzeugs zu überlassen, ist nicht zuletzt aufgrund der abnehmenden Fahrfähigkeit nicht mehr gesellschaftsfähig. Zu gefährlich, zu unsicher sei das, da sind sich alle einig.

Weil die Sicherheitsstandards der Autos nach unten normiert wurden, sanken auch die Preise für Roboterautos. In der Regel werden sie heute von chinesischen Firmen kostengünstig in Afrika produziert. Vor allem die karg ausgestatteten Massenmodelle, die zu hunderttausenden in Österreich unterwegs sind, tragen ein chinesisches Firmenlogo.

Großgrund-, Steinbruch und Rennstreckenbesitzer haben einen neuen Geschäftszweig etabliert: Autofahren als Freizeitkick. Sie vermieten stundenweise konventionelle Fahrzeuge an Besucher, die damit auf dem Privatgrund ihre Runden drehen.

Einzelne Fahrtdienstunternehmer spezialisierten sich auf Kranken-, Kinder-und Warentransporte. Ein Nebeneffekt: Paare haben wieder mehr Zeit füreinander, was gleichzeitig zu einem Anstieg der Geburtenrate und der Scheidungsrate führt.

Dort, wo in den Städten früher Autos parkten, befinden sich heute Grünstreifen, Schanigärten, Imbissstände, Sitz-und Spielflächen. Werden die autonomen Fahrzeuge nicht benötigt, fahren sie zur Reinigung und zum Auftanken vollautomatisch in unterirdische, unbeleuchtete und menschenleere Parkgaragen und außerstädtische Parktürme.

Business-Hotels erleben einen massiven Umsatzeinbruch, da die Geschäftsleute über Nacht mit dem Roboter-Auto zu den Terminen fahren und im Fahrzeug schlafen. Stattdessen etablieren sich in den Städten und entlang der Autobahnen sogenannte "Refreshment"- Filialen, in denen sich Geschäftsreisende quasi im Vorbeifahren duschen, rasieren und frisieren können.

Der Zuzug in die Städte nimmt nach Jahren wieder ab, da weite Wege und lange Fahrten zur Arbeit aufgrund der komfortabel ausgestatteten autonom fahrenden Fahrzeuge von den Passagieren nicht mehr als Belastung wahrgenommen werden. Die Zeit wird nicht mehr hinterm Steuer verplempert, sondern zum Arbeiten, Telefonieren,Shoppen oder zur Erholung genutzt.