Porsche Austria ist für die Veränderungen in der Autoindustrie
gerüstet: Geschäftsführer Mag. Wilfried Weitgasser bietet auch
Lösungen für die Händler anderer Marken.
Als Geschäftsführer von Porsche Austria und Chief Digital Officer
weiß Mag. Wilfried Weitgasser, was auf die Branche zukommen wird.
Beim A&W-Tag in der Wiener Hofburg hielt er Ende Oktober einen viel
beachteten Vortrag. Schon die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass
der Zugang zum Kunden direkter werde. Allerdings wird nach Ansicht
von Weitgasser das Beispiel von Tesla, das auf Händler verzichtet und
die Autos direkt vor die Haustür der Kunden liefert, nicht Schule
machen: "Es sind immer noch die Menschen, die das Auto letztendlich
übergeben. Auch wenn der Kunde digital in den Autokauf einsteigt,
kommt er irgendwann zum Händler und der Verkäufer sollte ihm auf
Augenhöhe begegnen."
Allerdings müssten sich die Händler den neuen Chancen stellen - sonst
drohe die Gefahr, den Anschluss zu verpassen. Zwar habe seinerzeit
auch Apple-Gründer Steve Jobs eine Fehleinschätzung gemacht, indem er
gemeint habe, dass ein Laptop seinem Unternehmen nichts bringe, da es
zu wenig Software gebe. Und auch Bill Gates (Microsoft) habe noch
1995 gesagt, dass das Internet eine kurzfristige Erscheinung sei und
man damit kein Geld verdienen könne. Doch beide hätten aus ihren
Irrtümern gelernt und seien zu Weltmarktführern geworden. Daher dürfe
es der Autobranche nicht ergehen wie der Musikbranche, wo viele
einstige Schallplatten-und CD-Läden durch das Laut Weitgasser ist die
Digitalisierung schon längst Realität, aber noch eine lineare
Entwicklung. "Doch durch Vernetzung und Supercomputer gelingt es
einigen Start-ups, Ideen zu haben, die unsere Branche erschüttern
können. Und es gibt so viel freies Kapital, dass diese Ideen auch
Realität werden können." Das könne möglicherweise ähnlich sein wie
bei Airbnb, so Weitgasser: "Die haben kein Bett gekauft, sondern
zeigen nur, wo es freie Plätze gibt. Und Uber hat keine eigenen
Fahrzeuge, sondern vermittelt freie." Sicher sei aber eines: "Dass
wir vom Autofahren zu den fahrenden Autos kommen." Der zweite Trend
sei die Nachhaltigkeit: "Wir werden von den Verbrennern zur
E-Mobilität wechseln." Vor allem in großen Städten wie Wien werde es
außerdem den Wandel vom Besitz zur Miete geben.
Auch wenn wir glauben, in vertrauten Gewässern unterwegs zu sein,
lauern unsichtbare Gefahren, lautet die Botschaft von Weitgasser -
unter anderem von Mitbewerbern, die wir heute noch nicht sehen. "Was
wir haben, wird noch viele Jahre gut sein, aber wir müssen auch die
neuen Geschäftsfelder schaffen."
Daher habe sich die Porsche Holding entschlossen, in neue
Geschäftsfelder einzutreten, diese aber - strikt wie durch eine
chinesische Mauer -voneinander zu trennen. Kerngeschäft bleibe das
Autoverkaufen, das weiterhin bei Porsche Austria konzentriert sei.
Momentan sei man dabei, das bestehende Geschäft in eine digitale
Zukunft zu transformieren. Daneben gebees eine eigene Firma namens
Allmobil, die sich um neue Geschäftsfelder kümmere: "Allmobil ist
markenübergreifend und bietet Lösungen für die gesamte Autobranche."
Bei Allmobil habe man bisher zwei Marken gegründet: Mobidrome und
Moon. Dies geschehe vor dem Hintergrund, dass man Amazon nicht auch
noch den Autohandel überlassen wolle. Weitgasser: "Wir haben uns
gedacht, wenn wir ohnedies schon die Händler sind: Warum machen nicht
wir eine solche Plattform?" Gedacht sei Mobidrome als smarte
Plattform für alle, die nichts vom Auto verstehen, aber dennoch im
richtigen Auto sitzen wollen.Es gebe Bewertungen von echten
Autonutzern für Autonutzer. "Wir machen den nächsten Autowechsel so
einfach wie möglich und kümmern uns auch um das Gebrauchtauto. Wir
sind partnerorientiert und arbeiten auch mit anderen Plattformen
zusammen. Unser Ziel ist es, Mobidrome als markenübergreifende
Plattform zu etablieren", so Weitgasser: "Wir haben einen langen
Atem."
Bei Allmobil gebe es bereits die Vertriebskooperation für
Ladestationen mit der Firma Kreisel, und zwar nicht nur für die VW
Audi Seat Skoda Betriebe, sondern für alle anderen Marken auch. Mit
der Marke Moon gehe man nun in das Feld der E-Mobilität und der
Infrastruktur: "Und auch hier gilt: Das meinen wir ganz ernst. Wir
müssen diese Infrastrukturfür E-Fahrzeuge schaffen und werden eine
große Produktvielfalt anbieten." Ganz im Vordergrund stehe die
All-in-one-Ladestation, für die momentan die Zertifizierungen liefen.