Die Entwicklungen sind ja wirklich besorgniserregend, suggeriert uns in Anbetracht rückläufiger realer Verkaufszahlen die Auto-und Zulieferindustrie und reagiert mit hysterischer Optimierungssucht. Angeschafft wird global, optimiert zulasten der Kaufkraft in der Region.

Wer schafft den Spagat am besten?

In dieser Ambivalenz positioniert die vom Wachstum ermüdete Autobranche ihre neuen Existenzargumente. Und siehe da, mit Select prägt sich eine Einkaufskooperation mit neuen Ausdrucksformen aus, wo die Bedürfnisse der aktionären Kfz-Teile-Groß-und -Einzelhändler und deren Kfz-Betriebe als Kundschaft im Vordergrund stehen und nicht die Kooperationsleute selbst. Ganze 13 Mitarbeiter bewegen unter dem Vorstandsdirigat von Stephan Westbrock runde 700 Millionen Euro Außenumsatz. Immer deutlicher cloudbasiert dominiert von "Select Connect" (die technische Einheit zur Optimierung von Arbeitsprozessen) kündigt Westbrock als Neuerung für Herbst 2017 sein "WerkstattAbrechnungsPilot" an. Rund 1.000 Fachleute, eingeladen von den 15 Select-Aktionären und unterhalten im Rahmen einer Hausmesse von rund 50 Top-Lieferanten mit Premiumstatus, waren dabei.

In dieser Messeatmosphäre wurde die Kundschaft auf die aktuellen Erfordernisse vorbereitet.

Die Reduzierung von arbeitsintensiven Aufgaben soll mehr Zeit für das Kerngeschäft, die Kundenarbeit, freischaufeln. In gut besuchten Workshops wurden die notwendigen Botschaften wie Datensicherung vermittelt. Befreit von ständigen Programmaktualisierungen und Neuanschaffungen von Hardware kann die Werkstatt den Fokus auf das Werkstattgeschäft richten, lautet die Select-Strategie.

"360 Grad liegt der Fokus auf der Artikelpflege", betont Westbrock die zentrale Beschaffungskultur, getragen von disziplinierten Aktionären, denen 4,6 Millionen Artikelreferenzen via Cloud zur Verfügung stehen. Die Qualität der Daten - egal von welchem Anbieter -bleibt immer gleich. Die Select-DNA ist Marke, Marke, Marke und Westbrock streicht dabei die Disziplin hervor, die vorgegeben ist: "Keiner kann allein seine eigenen Einkaufsinteressen durchsetzen." Das gehe nur kollektiv, wird versichert. Westbrock, der den österreichischen Markt gut aus seiner Zeit als Toyo-Reifenchef kennt, schielt in die Alpenrepublik, wo er den einen oder anderen interessanten Partner ausmacht, in der Select- Organisation noch besser abschneiden zu können. Besonders im Innsbrucker Raum hat er Ambitionen. Sein Angebot ist nicht schiere Größe, sondern Teamgeist, mitgetragen von OEM-Lieferanten, die in Österreich längst etabliert sind.

Während einige Aktionäre über die Hinzunahme der Umsatzschwergewichte Hess (Bosch-Partnerhintergrund) und Knoll ob deren Teamwilligkeit grübeln, macht sich Westbrock wenig Sorgen darum. "Jeder Lieferant muss sich in unserer Disziplin beweisen, sich mit unseren Zielen identifizieren. Wenn Bosch dazugehört, werden wir uns freuen."

Der 4. Kongress, er findet alle zwei Jahre statt, war für Westbrock Bestätigung des Vertrauens in die Zusammenarbeit von Lieferanten, Groß-und Einzelhändlern und deren Kunden. "Das gibt uns die Kraft", so Westbrock in seinem Schlusswort, "die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich gestalten zu können."

Aufmerksamkeit und Anerkennung für die Sortimentsgestalter, Lieferanten und Werkstattkunden wurden an zwei Tagen demonstriert, alles ohne Verkaufsblock und Incentives. Ein bemerkenswertes Detail: Die eingeladenen Gäste blieben bis zum Schluss - Ausdruck wohl, dass es ihnen gefallen hat.

Select AG, Kooperation von 15 Kfz-Teilegroßhändlern: mit 129 Outlets, 50 Lieferanten auf OEM-Basis, 700 Millionen Euro Außenumsatz, organisiert von 13 Mitarbeitern in der Zentrale in Andernach