Im vergangenen November kündigten die Minister Jörg Leichtfried
(Verkehr) und Andrä Rupprechter (Umwelt) auch für Private beim Kauf
eines E-Autos Förderprämien an. Haben diese das Geschäft mit
Elektro-Fahrzeugen wirklich spürbar angekurbelt?
Die Reichweite zählt
"In Vorarlberg ist das Interesse für E-Autos für Privatkunden bereits
im Vorjahr im Zuge von speziellen Pendler-Landesförderungen geweckt
worden. Heuer sind weitere Kunden dazugekommen", weiß Nadja
Malin-Potzinger, Geschäftsführung Autohaus Malin/Sulz. Wobei das
Hauptinteresse dem Modell Zoe gelte. "Seit Jänner war dieses Modell
auch mit größerer Reichweite verfügbar, was neben zahlreichen
Gewerbekunden auch Privatkunden angesprochen hat." Derzeit überwiege
aber die Zahl der Gewerbekunden deutlich. Preis und Reichweite
entschieden über den Erfolg eines Modells. "Daran orientieren sich
die Kunden und entscheiden, obein Kauf überhaupt infrage kommt oder
nicht."
Verstärkte Nachfrage seit Jänner
"Wir haben seit Jänner einen Anstieg bemerkt, wir verkaufen seither
deutlich mehr Elektrofahrzeuge", stellt Max Sonnleitner,
Geschäftsführer Auto Sonnleitner/Salzburg, fest. "Wobei für mich
schwer nachzuvollziehen ist, ob bei dem Modell Zoe die höhere
Reichweite oder die Förderung den Push gebracht hat. Ich gehe davon
aus, dass es eine Kombination beider Vorteile ist", so Sonnleitner.
Die Prämie rege auch Kunden dazu an, sich genauer mit E-Mobilität zu
beschäftigen. Leistbare Reichweite sei ein wesentlicher Punkt beim
Kauf: Je höher diese sei, desto höher seien auch das Interesse und
die Chance, E-Modelle absetzen zu können. Dies gelte sowohl für den
Privat-als auch für den Gewerbebereich.
Interesse trotz Prämie gering
"Derzeit hält sich das Interesse für E-Autos noch in Grenzen",
berichtet Martin Niederkofler, Inhaber Autohaus
Niederkofler/Innsbruck. Niederkofler vermutet, dass
Lebenshaltungskosten und das Reichweitenproblem, das sich in alpinem
Gelände besonders stark auswirke, die Ursachen mangelnden
Kaufinteresses seien. "Die Förderaktion für E-Fahrzeuge hat derzeit
noch nicht wirklich viele überzeugen können." Besonders Privatkunden
seien schwierig zu gewinnen. "Ganz wenige Kunden, für die auch die
Förderung kaum eine Rolle spielt, entscheiden sich für ein E-Auto,
kommen ganz von allein ins Autohaus undnehmen vor allem aus
Umweltschutzgründen auch höhere Preise in Kauf."
Nachfrage gestiegen
"Das Interesse bei den Privatkunden ist da, denn aufgrund der
Förderungen gibt es einen spürbaren Nachlass beim Kauf eines
Elektrofahrzeugs", bestätigt Mag. Otto Noidoilt, Leiter des
Denzel-Kundencenters St. Veiter-Straße in Klagenfurt. "Wir konnten
schon einige Abschlüsse tätigen, da wir mit dem Ioniq ein
konkurrenzfähiges Produkt anbieten können. AuchTaxi-und
Mietwagenunternehmen in Ballungsräumen erwägten verstärkt den Umstieg
auf E-Autos. Gleichzeitig gebe es auch eine gesteigerte Nachfrage
seitens der öffentlichen Hand. Natürlich spiele bei Kundengesprächen
die Reichweite eine tragende Rolle, "aber viele Kunden überzeugt auch
die Fahrfreude, die E-Fahrzeuge bieten".
Interesse hat sich verflacht
Die größte Nachfrage nach Elektroautos der BMW-Submarke "i" sei 2016
entstanden, als die Förderung reiner Elektroautos mit Sachbezugsund
Vorsteuerabzugsberechtigung bekannt geworden sei, sagt Michael
Schmidt, Geschäftsführer von Höglinger Denzel/Linz. Mittlerweile habe
sich das Interesse für Elektrofahrzeuge spürbar verringert. Das
Geschäft sei punkto Verkauf grundsätzlich nicht weniger attraktiv als
das Geschäft mit Verbrennern, das große Problem bei Elektroautos sei
ihre Wartungs-und Servicearmut. "Die kommen ja außer bei
Karosserieschäden kaum in die Werkstatt!", so Schmidt. Vom
Traditionsgeschäft eines Autohauses bleibe beim Elektroauto "nicht
mehr viel".
Mehr Reichweite bringt"s
"Wir haben bereits im vergangenen Herbst das verstärkte Interesse
seitens der Kunden verspürt", so Ing. Thomas Polke, Geschäftsführer
Autohaus Polke/Mistelbach. "Der hauptentscheidende Grund dabei war
aber nicht die Ankündigung der Politik, künftig auch die Fördertöpfe
für Private zu öffnen, sondern, dass wir mit dem neuen Zoe ein Modellmit beinahe doppelter Reichweite anbieten können." Damit steige auch
automatisch die Zahl der Fahrerinnen und Fahrer, die mit einem E-Auto
Strecken, die sie täglich fahren müssen, bewältigen können. Dies habe
auch dazu geführt, dass sich der Anteil von E-Autos beim
Gesamtverkaufsvolumen im 1.Quartal 2017 auf rund 30 Prozent erhöht
habe.
Öko-Prämie bringt am meisten
"Seitens der Kunden gibt es Interesse, dieses steigt auch. Die
Kaufabschlüsse bewegen sich trotz der zusätzlichen Förderungen
derzeit aber noch im Rahmen des Vorjahrs", sagt Mag. Philipp Gady,
Geschäftsführer Auto Gady/Lebring. Derzeit würden sich zum Großteil
auch Firmenkunden für ein E-Fahrzeug entscheiden. In diesem
Zusammenhang plädiert Gady neben den Förderungsmaßnahmen für E-Autos
auch für eine Neuauflage der Öko-Prämie "weil wir glauben, dass
Bundesmittel damit derzeit am vernünftigsten eingesetzt würden. Durch
den Austausch ließen sich die Emissionen von Fahrzeugen mit
konventionellen Antrieben deutlich und sehr viel schneller senken."
Privatkunden zögern noch
"Wir haben nach der Ankündigung der Politik, Förderungen für E-Autos
auch Privaten zu gewähren, verstärktes Interesse seitens der Kunden
registriert", so Gerhard Skrbetz, Standortleiter Autohaus
Koinegg/Eisenstadt. "Allerdings hat sich das noch nicht signifikant
in Kaufabschlüssen niedergeschlagen, das Geschäft mitFirmenkunden
läuft deutlich besser." Insgesamt seien E-Autos im 1. Quartal im
Vergleich zum Vorjahr stärker gefragt, "natürlich haben wir aber Luft
nach oben". Die Reichweite sei für Privatkunden das wichtigste
Kriterium "auch wenn sie sie nicht brauchen". Langfristig glaubt
Skrbetz "dass der Anteil von E-Autos zwischen 15 und 20 Prozent des
Gesamtmarktes ausmachen wird".
Laden in Wien ein Problem
"Wir erleben bereits den 2. Schub. Nach den Firmenkunden im Vorjahr
interessieren sich nun deutlich mehr Private für ein Elektroauto",
sagt Ing. Alexander Dvorak, Geschäftsführer RDW/Wien. "Wir haben noch
nie so viele Fahrzeuge des Modells Zoe verkauft wie im 1. Quartal
2017. Wobei sich heuer erstmals mehr Privatkunden als Gewerbekunden
für ein E-Fahrzeug entschieden haben." Einige Firmenkunden würden aufden neuen Kangoo Z.E. warten, "was einen weiteren Schub bringen
wird". Bei Privatkunden sei in Wien die Reichweite oft nicht das
Hauptkriterium. "Sie überlegen natürlich, wo sie ihr Fahrzeug laden
können, was in Wien derzeit noch ein Problem darstellt."