Kann man Scheinwerfer lackieren? In den Kfz-Spenglereien wurde das
bisher tagein, tagaus anstandslos gemacht. Doch plötzlich
beschäftigten sich Juristen mit diesem simplen Thema.
Und diese Juristen kamen zum Ergebnis, dass derartige
Scheinwerferreparaturen verboten sind. Womit alle damit befassten
Kfz-Techniker als "Pfuscher" gebrandmarkt wurden. Die
Scheinwerfertechnologie hat sich in den vergangenen 20 Jahren rasant
weiterentwickelt. Die alten Lampen mit vorgesetzten gläsernen
Streuscheiben wurden durch komplexe Lichtsysteme mit
Kunststoff-Abdeckscheiben verdrängt. Der damit verbundene
Lichtkomfort hat auch seinen Preis. Musste ein Autofahrer nach einer
Havarie früher 200 Euro für den neuen Scheinwerfer berappen, legt er
heute für die hochintelligenten Modelle das Zehnfache hin. Ein
simpler Kratzer im "Scheinwerferglas" kann den Austausch des ganzen
Scheinwerfers erzwingen. Da erhebt sich die verständliche Frage, ob
nicht die Reparatur des Scheinwerfers ein sinnvollerer Weg wäre.
Fernab der Vorschriften
In der Praxis wurde der schon beschritten - allerdings fernab der
Vorschriftenlage. So waren auf der AutoZum in Salzburg im Jänner
gleich mehrere Anbieter von Scheinwerfer-Aufbereitungs-Systemen zu
finden, die sich über die Vorschriftenlage kaum den Kopf zerbrochen
haben. In Baumärkten oder über Elektronikketten kann sich jeder
Autofahrer ein derartiges Set zum Do-it-yourself-Gebrauch per
Internet um 20,99 Euro liefern lassen. "Das hat mit einer
fachgerechten Reparatur natürlich nichts zu tun", stellt Norbert
Hermann vom Allianz Zentrum für Technik in München klar. Eine solche
kann nur nach den Vorgaben des jeweiligen Autoherstellers erfolgen.
Die bestimmen die einzusetzenden Materialien und Methoden. Wobei es
in Deutschland im Einvernehmen mit dem Kraftfahrt-Bundesamt bereits
für Citroën, Peugeot, Opel, Renault und Volvo derartige Freigaben
gibt.
Amtsschimmel nicht am Stand der Technik
InÖsterreich ist der Amtsschimmel noch nicht so weit. "Die haben
nicht kapiert, dass sich der Scheinwerfer geändert hat", ärgert sich
der für derartige Reparaturen zuständige Bundesinnungsmeister der
Karosseriebautechniker Erik Papinski. Klar ist für ihn, dass es für
"Licht" als sicherheitsrelevantes Element eines Autos Vorschriften
geben muss. "Die alte gläserne Streuscheibe ist heute nur noch eine
Abdeckscheibe, mehr Bedeutung hat sie nicht." Papinski sieht jedoch
kein Hindernis, diese Abdeckung durch fachgerechtes Abschleifen und
Lackieren zu reparieren. "Das ändert beim Licht überhaupt nichts." Er
schlägt vor, hinderliche Vorschriften mit der nächsten Novellierung
zu eliminieren.
Scheinwerferreparatur als Tagesroutine
In der Werkstätte von Rainer Zajicek in Wien-Liesing gehören
Scheinwerferreparaturen zur Tagesroutine. Ein bloßes Aufpolieren der
Abdeckscheiben gibt es da natürlich nicht. Es muss der ganze alte
Klarlack runter. Mit 3000er-Schleifpapier, dem passenden Primer und
den neuesten Klarlacksorten wird trüben Lichtern neuer Glanz
verliehen.
Zajicek hat auch kein Problem mit der Vorschriftenlage und den§-57a-Begutachtungen. "Wenn ich das fachgerecht repariere, kann dies
nachher niemand erkennen." Er lässt alte Abdeckscheiben bereits um 40
Euro (plus Montagekosten) im neuen Licht erstrahlen. "Die heutigen
Klarlacke sind zehnmal besser als früher." Daher kann er mit diesen
sogar seine trüben undverkratzten Arbeitsbrillen aufarbeiten. Und
schmunzelt über die Bedenken, die Juristen gegen die
Scheinwerferlackierung hegen.
Technisch anspruchsvoller wird es, wenn das Innenleben der
Scheinwerfer zu reparieren ist. "Für abgebrochene Halterungen haben
die meisten Europäer heute Reparatursätze", sagt Zajicek. Daher ist
es für ihn sinnvoller, Arbeitszeit zu verkaufen als nur Ersatzteile
auszutauschen. "Bei Selbstzahlern ist das kein Thema", rät er seinen
Kollegen, sich je nach Alter des Fahrzeugs individuell mit den
unterschiedlichen Reparaturalternativen auseinander zu setzen. Dann
können Scheinwerferreparaturen auch zu einem guten Geschäft werden.