eute herrscht Einigkeit unter den Interessenvertretern der Kfz-Branche darüber, dass Gerhard Lustig ein listiger und hartnäckiger Zeitungsmacher ist, der durch gründliche Recherche federführend agiert und der Branche durch seine Kommentare und Kolumnen essenzielle Anstöße gibt. "Ich kennen keinen profunderen Journalisten im Autobereich als ihn. Er hat die ,AUTO&Wirtschaft" als erstes Blatt etabliert und steht unangefochten an der Spitze", anerkennt Josef Schirak. "Wir sind beide wie Terrier: Angesetzt auf eine Fährte, lassen wir nicht mehr los. Das imponiert mir", bekundet Burkhard Ernst. Alois Edelsbrunner bringt es auf den Punkt: "Er hat uns immer wieder den Spiegel vorgehalten. Das ist wichtig, auch wenn es nicht immer angenehm war."

Über die Dinge hinausgeschossen

Doch die Startphase zwischen Lustig und "seinen" Händlern hatte Eiszeitcharakter. Einige stieß er heftig vor den Kopf, weil er Off-the-record-Informationen gnadenlos veröffentlichte, ob dies nun geheime Sitzungsergebnisse oder laufende Geschäftsverhandlungen betraf. "Er hat oft über die Dinge hinausgeschossen", erinnert sich Schirak lächelnd,der vor Jahren aufgrund drohender Insolvenz eines seiner Betriebe in Verkaufsverhandlungen mit einem Mitbewerber war. "Lustig bekam davon Wind, fragte nach und ich bestätigte mit der Auflage, dass er so lange Stillschweigen bewahren solle, bis unterschrieben wäre. - Und was macht er? In der nächstens Ausgabe der Auto-Info lese ich: Schirak verhandelt mit Wesely. Daraufhin hab" ich ihm gesagt: ,Aus, zwischen uns ist Schluss.""

Zwischen Burkhard Ernst und Gerhard Lustig gab es ausähnlichem Anlass ebenso einen langjährigen Kontaktabbruch: "Es ging um die Übernahme eines Betriebs. Dinge, die wir off-the-record besprochen haben, standen die Woche darauf in der Zeitung. Daraufhin haben wir etliche Jahre nichts gesprochen."

Doch mit der Zeit anerkannte Lustig etliche Regeln und der Handel anerkannte seine Qualität als Journalist. "Durch seine provozierende Schreibweise trat man ihm anfangs mit Vorsicht gegenüber", entsinnt sich Edelsbrunner, "aber es hat sich gezeigt, dass Helmuth H. Lederer ihn nicht umsonst gefördert hat. Er war und ist immer gut informiert, nicht nur in Österreich, sondern er schautauch über den Tellerrand nach Europa und berichtet seriös und reell."

Überbordender Drang Schirak attestiert Lustig zwar "überbordenden journalistischen Drang und dadurch manchmal das fehlende Fingerspitzengefühl, die Seriosität der Befragung lässt mitunter zu wünschen übrig", schätzt jedoch die stets gründliche Recherche, seinen immensen Fleiß, den grenzenlosen Tatendrang und fasst zusammen: "Die Vorteile des Gerhard Lustig überwiegen bei Weitem seine Schwächen. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden."

"Er hat ein Talent, Leute in ein Gespräch zu verwickeln und ihnen auch bestens gehütete Geheimnisse geradezu inquisitorisch aus der Nase zu ziehen. Das finde ich grandios", bekräftigt Ernst die sehr spezielle Befragungsart von Lustig und fügt hinzu: "Heute ist er etwas milder und handelt mit mehr Maß und Ziel. Man kann ihm etwas erzählen und er behält es bei sich, so man das vereinbart. Mit der ,AUTO&Wirtschaft" hat er sich jedenfalls ein Denkmal gesetzt und auch mit der Art und Weise, ohne Taktieren und Herumeiern Dinge klar und deutlich auszudrücken."

Als Sprachrohr und "gutes Bindeglied zwischen uns Branchenvertretern und unseren Mitgliedern, Händlern und Kfz-Werkstätten" bezeichnet ihn Edelsbrunner abschließend und beendet: "Ich hoffe, dass er seine Kolumnen weiterhin so führt, seine Einschätzung, seine Berichte. Immerhin hat er die Position, dass er Dinge darf, die sich ein anderer nicht leisten kann."