Die Politik erwartet sich durch die ab 1. Jänner 2016 geltenden
Steuererleichterungen beim Kauf und Betrieb von Elektroautos einen
Schub für die E-Mobilität. Läuft jetzt das Geschäft mit Elektroautos
für die Kfz-Betriebe aber wirklich besser?
Fit für die Zukunft
"Die Anreize sind gut, und viele Unternehmen fragen in unserem
Betrieb vor allem wegen des e-Golf und des e-up! an, allerdings sind
auch die Reichweiten nach wie vor ein Thema", glaubt Ing. Gottfried
Koch, Geschäftsführer Autohaus Koch/Feldkirch und
Landesinnungsmeister der Fahrzeugtechnik. "Die Anreize sind eine gute
Sache und wir haben beschlossen, Elektromobilität auch in unserem
Autohaus anzubieten." Derzeit fungiere man beim Kauf von E-Fahrzeugen
nur als Vermittler. "2017 bauen wir um und werden rund 100.000 Euro
investieren, wobei diese Investition momentan unseren Pioniergeist
widerspiegelt. Ich bin überzeugt, dass Elektromobilität in Zukunft,
also in rund 5 Jahren, eine deutlich stärkere Rolle spielen wird."
Unternehmen besonders interessiert
Nach Bekanntgabe der Steuererleichterungen, die ab 1. Jänner in Kraft
getreten sind, habe das Interesse an Elektrofahrzeugen deutlich
zugenommen, wie Ing. Mag. Thomas Sablatnig, Leiter Digital Business
und Das WeltAuto bei Porsche Austria/Salzburg, bestätigt: "Da die
Steuererleichterungen nur für rein elektrische Fahrzeuge gelten, ist
das Interesse speziell am e-Golf erheblich gestiegen. Das spiegelt
sich auch bei den Verkäufen im 1. Quartal wider." Wobei sich die
Nachfrage nach E-Fahrzeugen für private Kunden noch in Grenzen hält:
"Aufgrund der Sachbezugsregelung und der Vorsteuerabzugsfähigkeit ist
das Interesse bei Unternehmerkunden am stärksten", so Sablatnig.
Nachfrage sprunghaft gestiegen
"Als die Steuererleichterungen für Elektrofahrzeuge im Vorjahr
fixiert wurden, sind An-und Nachfragen sprunghaft angestiegen",
bestätigt Mag. Dieter Unterberger, Geschäftsführer Unterberger
Automobile/Kufstein und Landesgremialobmann des Tiroler
Fahrzeughandels, "wobei wir Investitionen in die Elektromobilität als
Investitionen in die Zukunft betrachten. Wir haben in 4 BMW-Betrieben
den i-Servicevertrag und beschäftigen je einen Hochvolttechniker,
wobei auffällt, dass diese Fahrzeuge kaum anfällig für technische
Gebrechen sind. Wir haben in den letzten Monaten jeweils rund 20
Abschlüsse verzeichnet." Nach der Ankündigung eines
i3-Modell-Upgrades mit deutlich höherer Reichweite seien einige
Kunden in Abwarteposition gegangen.
Zuwachsrate bis zu 50 Prozent
"Nachdem die steuerlichen Restriktionen rund ums Automobil immer
stärker werden, sind die Steuererleichterungen für Elektrofahrzeuge
sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeiter mit Dienstfahrzeugen
äußerst attraktiv geworden", ist sich Mag. Hubert Aichlseder,
Geschäftsführer Autopark/Klagenfurt und Landesgremialobmann des
Kärntner Automobilhandels, sicher. Auch in den Abschlüssen habe sich
das bereits bemerkbar gemacht. "Unsere Zuwachsrate bei E-Autos liegt
derzeit zwischen 30 und 50 Prozent im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum." Wobei sich die für die Elektromobilität im
Vorfeld getätigten Investitionen -allein die Anschaffung von
Spezialwerkzeug habe sich mit 43.000 Euro zu Buche geschlagen -"noch
nicht amortisiert haben".
Investitionen gehören zum Markenauftritt
"Das Geschäft mit unseren Elektrofahrzeugen ist Ende vorigen Jahres,
nachdem der Gesetzesbeschluss mit den steuerlichen Erleichterungen
für E-Fahrzeuge bekannt wurde, deutlich angestiegen, wobei
Gewerbekunden starkes Interesse zeigen", sagt Michael Schmidt,
Geschäftsführer Autohaus Höglinger/Linz. Die Investitionen, die die
Elektromobilität mit sich bringt, sieht Schmidt pragmatisch: "Sie
sind mit dem derzeitigen Markenauftritt von BMW verbunden und einfach
notwendig." Für 2016 rechnet er mit einem deutlich höheren Absatz des
Modells i3. "Wobei hier vor allem das rein elektrische i3-Modell sehrstark nachgefragt wird, während das Interesse an dem i3-Modell mit
Range Extender mittlerweile ganz zurückgegangen ist."
Können profitabel arbeiten
"Als die Steuerreform in ihrer Endfassung im vergangenen Herbst
fixiert wurde, ist auch die Nachfrage nach E-Fahrzeugen in unserem
Autohaus enorm gestiegen, sodass wir in den ersten drei Monaten des
heurigen Jahren stark ausliefern", berichtet Thomas Polke,
Geschäftsführer Autohaus Polke/Mistelbach. "In der ersten Phase haben
wir den Absatz verdoppelt, wobei wir noch nicht wissen, ob der
derzeit wirkende Hype auch das ganze Jahr über andauern wird." Zwei
Drittel der Käufer von E-Fahrzeugen sind gewerbliche, ein Drittel
private Kunden. Investitionen hätten sich bereits gelohnt. "Wir haben
2011 mit dem Verkauf von E-Fahrzeugen begonnen und kürzlich den Punkt
erreicht, ab dem wir profitabel arbeiten."
Streben Sales-Vertrag an
"Auch wir spüren seit Bekanntgabe der steuerlichen Erleichterungen
eine verstärkte Nachfrage nach E-Fahrzeugen", sagt Dietmar Pucher,
Geschäftsführer Kfz Huber/Bruck-Oberaich. "Als Konsequenz daraus
wollen wir ab 2017 auch als BMW i-Händler tätig sein." Das
Unternehmen habe bereits den Aftersales-Vertrag,auch ein
Arbeitsplatz für einen Hochvolttechniker werde geschaffen. Nun soll
der Sales-Vertrag folgen. Die Investitionen seien zwar erheblich,
"aber für uns ein Schritt in die Zukunft". Derzeit würden i-Modelle
bei Verkäufen von Huber nur vermittelt. Fast täglich gebe es "mehrere
Anfragen", weil bei den Kunden die Neugier geweckt worden sei und sie
umfassend darüber informiert werden wollten.
Von Hype noch weit entfernt
"Elektroautos sind derzeit hauptsächlich ein Thema für Unternehmen,
da diese Maßnahmen auch im Zusammenhang mit etwaigen
Landesförderungen vor allem Betrieben zugute kommen", so Christian
Striesenow, VW-Vertriebs-und Markenleitung Autohaus Kamper/Neusiedl
am See. Das Interesse an E-Fahrzeugen habe sich aufgrund der
Steuererleichterungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich verstärkt,
von "einem Hype sind wir aber noch weit entfernt". Vor allem das
Modell e-Golf stehe im Mittelpunkt des Interesses. Wobei Striesenow
bedauert, dass es für private Käufer seitens des Staates noch zu
wenig Anreize gebe. Für die Zurückhaltungsorge auch die noch nicht
perfekte Infrastruktur, eine Rolle spiele darüber hinaus auch die
Reichweitenproblematik.
Investieren in die E-Mobilität
"Wir haben ein leichtes Plus in der Nachfrage registriert. Viele
Kunden sind aber nach wie vor verunsichert - vor allem was die
Reichweiten der Fahrzeuge betrifft", sagt Josef Dvorak, Inhaber
Renault Währing und Renault Leopoldau. "Dennoch glaube ich, dass die
Elektromobilität in Zukunft eine stärkere Rolle spielen wird. Bei der
Umstellung auf die neue CI in unserem Betrieb in Floridsdorf werden
wir diesen auch mit zwei Ladestationen und einem Mitarbeiter, der zum
Hochvolttechniker ausgebildetwird, fit für die Elektromobilität
machen, um auch im Servicebereich gerüstet zu sein." Letztendlich sei
-was die Elektromobilität betreffe - eine deutliche höhere Nachfrage
zu erwarten, vor allem dann, wenn der Preis für Kraftstoff wieder
anziehen sollte.