Mit verbesserter Bedarfsanalyse raus aus der Austauschbarkeit: Durch
Individualisierung des Angebotes kann so mancher Rabattwunsch
kompensiert werden.
Verrückte Märkte brauchen mutige Unternehmer, lautete die beim 12.
puls Automobilkongress von Dr. Konrad Weßner an die Autohändler und
Servicespezialisten gerichtete Kernbotschaft. "Den Wettbewerb um den
Kundenkontakt werden diejenigen gewinnen, die Autointeressenten bei
ihren Mobilitätsbedürfnissen passgenau abholen." Voraussetzung dafür
ist eine aus Kundensicht glaubwürdige Bedarfsanalyse. Wie die damit
verbundenen Marktchancen genutzt werden können, wurde in Referaten
und Diskussionen herausgearbeitet. "Über 600 Modelle befinden sich
auf dem Markt", rückte Prof. Hannes Brachat in Richtung Hersteller
gleich mal die Realität zurecht, "die bekommst du ohne Hilfe des
Autohauses nicht auf die Straße." Da kommt kein Internet mit, wenn es
um werthaltigen Automobilverkauf geht. In Zeiten von
Internet-Transparenz und Vernetzung ist das die Chance des
Verkäufers, dem Kunden einen "Maßanzug auf 4 Rädern" zu verpassen.
Brachat: "Mit Herz, Hirn, Hand und auch dem nötigen Humor können vor
allem bei Volumenmarken dem Kunden das Produkterlebnis und damit
verbundener werthaltiger Automobilverkauf nähergebracht werden."
Für zumindest hochgezogene Augenbrauen sorgte Frank Denzin, Director
Customer Service bei Volvo Deutschland, mit seiner Bemerkung, dass im
neuen kundenorientierten Kauf-und Besitzerlebnis, bei dem Schauraum
und Werkstatt in eine Einheit verschmelzen, künftig darin der
Erotikkalender der Mitarbeiterkeinen Platz mehr hat: "Vom ersten
Kontakt mit der Marke bis zum Kauf ist es unser Ziel, die Prozesse
zwischen Volvo und seinen Partnern zu vereinfachen." Der
Serviceberater muss entlastet werden. Seine Aufgaben verschieben sich
in Richtung der Datensammler, -verwerter und aktiven Verkäufer.
Strukturiertes Verkaufen soll 37 Prozent (!) mehr Ertrag beim Zubehör
bringen. So der ambitionierte Plan.
Individualisierung des Angebotes
Egal, was Volvo dem Verkauf und dem Service alles abverlangt, bis
2020 soll sich dadurch der Marktanteil verdoppeln. Was der Kunde
bereit ist, dafür zu bezahlen, ließ Denzin offen. "Von Vereinfachung
des Service kann keine Rede sein", gestand dann auch Volvo-Partner
Dominik Weber vom Autohaus Bauer in Regensburg ein: "Lediglich die
Individualisierung des Angebotes ist eine Chance!"
Die Zukunft des Autos liegt im Nutzen und nicht im Besitzen, wobei
junge Fahrzeugnutzer die Fahrzeugvielfalt schätzen, was aber nicht
unbedingt werthaltiges Verkaufen begünstigt. Dem zu begegnen, setzt
Kenntnis der Bedürfnisse voraus, ergo "eine Individualisierung", wie
Weßner die "Lust auf Mobilität, Auto und Autohaus" skizziert. "Der
Autokauf ist ein Hürdenlauf, bei dem sich der Interessent längst
schon auf digitaler Probefahrt befindet."
Fazit: Verkaufen ist ein brutaler Job, ist Dialog, im Netz und auf
Augenhöhe. Apple und Google werden ihre Autos kaum über Händler
vermarkten wollen. Also muss es Aufgabe der Händler sein, sich mit
relevanten Websites im Gespräch zu halten. (LUS)