Ich erinnere mich noch an die Diskussion auf dem Grazer Automobilforum 2003. Damals meinte Prof. Jürgen Stockmar, der legendäre Team-Leader des Audi quattro Racing Teams und spätere Magna-Vorstand: "Die chinesischen Autobauer brauchen noch mindestens 15 Jahre, bis sie technologisch auf unserem Marken-Niveau sind." 12 Jahre später wurde im November 2015 auf der Autoshow in Kanton von einer 22-köpfigen Journalisten-Jury das China-Auto der Jahres aus den Finalisten Mercedes-Benz Maybach S-Klasse, Jaguar XE und der China-Marke Geely mit dem Modell Borui ausgewählt. Gewonnen hat zum ersten Mal die chinesische Marke: Die Geely-Limousine der gehobenen Mittelklasse mit erkennbarem Volvo-Design und moderner Technologie hat überzeugt. Die Jury war sich einig, dass der Borui es mit einem Hyundai-Europa-Modell aufnehmen kann. Li Shu Fu, der Eigentümer von Geely, verfolgt seit zehn Jahren das Ziel, Geely als erste anerkannte China-Marke in der DACH-Region zu positionieren. Schon auf der IAA 2005 verkündete er den Plan, Geely-Autos nach Westeuropa zu exportieren.
Ein Jahr später war die chinesische Marke, die Autobesitzer glücklich macht (denn Ji Li bedeutet glücksverheißend) wieder der erste Aussteller auf der Detroiter Motorshow. 2008 äußerte der Geely-Chef gegenüber der Ford Motor Company sein Interesse am schwedischen Autohersteller Volvo und wurde abgewunken.
Aufstieg begann durch dieÜbernahme von Volvo
Li Shu Fu bliebt hartnäckig und war 2010 am Ziel: Für 1,8 Milliarden US-Dollar übernahm Geely die schwedische Traditionsmarke. Seine Vorliebe für Automarken der nördlichen Hemisphäre machte den Geely-Boss zwei Jahre später zum Eigentümer einer weiteren Auto-Ikone, nämlich der London Taxi Company. Geely hat in den vergangenen fünf Jahren viel von Volvo Engineering und schwedischem Design gelernt und auch Peter Holbury, Ex-Designchef von Volvo, motiviert, in der Gruppe die Marke zu wechseln. Unter seiner Federführung entsteht eine Plattform, die sowohl Volvo-als auch Geely-Pkws bedient. Holbury lässt es sich auch nicht nehmen, die neuen Europa-Modelle von Geely auf internationalen Automessen vorzustellen, so zum Beispiel im Vorjahr auf der Auto Shanghai den Geely Borui GC9.
2015 verkaufte Geely weltweit 542.000 Fahrzeuge, Volvo 503.000. Aktuell sucht der Geely-Chef einen Standort für sein Europa-Hauptquartier und für ein Forschungs-und Entwicklungszentrum.
Vor 12 Jahren gab es in China nochüber 100 lokale Autobauer, einige von ihnen dümpelten mit großen Plänen in einer Lagerhalle mit Fotokopierer und Blaupausen dahin, andere wie der Newcomer BYD hatten 2004 schon eine "Copy-and-paste-Entwicklungsabteilung". Bei einem Rundgang im R&D-Center von BYD in Shenzhen 2007 und der Probefahrt mit dem ersten Plug-in-Hybrid F3DM-Vorserienmodell, optisch ein abgekupferter Toyota Corolla, waren verbaute Materialien im Innenraum, Verarbeitungsqualität und Spaltmaße für einen europäischen Importeur unbefriedigend.
Deutlich bessere Qualität als vor einigen Jahren
Doch schon ein Jahr später wurde die österreichische Delegation beim Besuch von GWM Great Wall Motors in Baoding angenehm überrascht: ein professioneller Empfang, ein moderner Motorenprüfstand im F&E-Center und Spaß am Race-Track in der Steilkurve. Obwohl die vorgestellten Kompaktmodelle damals nicht das Gütesiegel des Mehrmarken-Importeurs erhielten, war allen deutlich: GWM ist ein ernstzunehmender Hersteller, der seinen Weg gehen und eine Tages auch in Westeuropa Fuß fassen wird.
Ende 2015 war es klar: die "Big Three" Geely, Great Wall Motors und der EV/Hybrid-Pionier BYD folgen mit ihrer Strategie "Mehr Ausstattung und Komfort für weniger Geld" dem Erfolgsmodell der Japaner in den 1970er-Jahren und ihren koreanischen Kollegen in den 1990ern. Alle drei chinesischen Fahrzeugbauer haben ihre Modelle in Sachen Sicherheit, elektronische Assistenten, Komfort, Motorenleistung und Verbrauch aufgerüstet.
Der "große Sprung" ist gelungen
Der "große Sprung nach vorn", weg von den einstigen Copy-and-paste-Modellen hin zu ausgereiften Fahrzeugen mit Europa-Importpotenzial, ist gelungen. Einige Modelle sind heute schon in der SUV-Mittelklasse einer großen deutschen Marke ebenbürtig. Der GWM Haval H6 Coupe oder der H7 bzw. H8 stoßen inzwischen in Segmente vor, wo bis dato keine chinesische Marke gekauft wurde. In Sachen Elektro-Mobilität hat BYD den deutschen Mitbewerb in China dank üppiger staatlicher Förderungen klar überholt -"leap frogging" nennt man das.
Spannung vor der Beijing Motorshow
BYD hat seit 2014 mehr als 80.000 Elektro-und Hybridmodelle verkauft und sammelt wertvolle (Kunden-)Erfahrung für die Entwicklung neuer Modelle. Unter den Big Three mit Europa-Ambitionen ist der Geely-Chairman Li Shu Fu am weitesten: Den Euro-6-Motor kann er von Volvo übernehmen, der kommt aus dem eigenen Haus. Die Notwendigkeit, Geely- Autos mit "schadstoffarmen Selbstzündern" auszustatten, hat dankenswerterweise der deutsche Platzhirsch hinfällig gemacht.
Vor dem Großereignis der Beijing Motorshow Ende April -"AUTO&Wirtschaft" wird vor Ort sein und live berichten -wurden große europäische Marken-Importeure auf eine spannende Pressekonferenz von Geely und Herrn Li eingestimmt
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